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Seit 2022 gibt es an der Universität ein studentisch geführtes Green Office. Die beiden studentischen Hilfskräfte Alex Schurig und Niklas Nendzig wollen beim Thema Nachhaltigkeit Studierende abholen, und sind in der Nachhaltigkeitskommission vertreten – als Scharnier zwischen Universitätsleitung, der Universität samt ihrer Einrichtungen und den Studierenden. Im Interview mit dem Universitätsmagazin stellen die beiden sich und das Green Office vor, sprechen über ihr Selbstverständnis und welche Vision sie haben.

Was ist die Aufgabe des Green Office?

Niklas Nendzig: Das Green Office ist als studentisch geführtes Nachhaltigkeitsbüro Anlauf- und Koordinationsstelle im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit. Wir sind ansprechbar für Anliegen, Ideen, Fragen und Vorschläge von Studierenden: Wenn Leute auf uns zugehen, die etwas Bestimmtes an der Uni in Sachen Nachhaltigkeit machen wollen, aber nicht wissen, wie und an wen man sich wenden muss, sich nicht im Detail in universitären Strukturen auskennen, unterstützen wir und begleiten Projekte auch.

Alex Schurig: Aktuell unterstützen wir Hochschulgruppen und die Nachhaltigkeitsbeauftragten der Fachschaftsräte. Wir organisieren einen regelmäßigen Nachhaltigkeitsdialog und erarbeiten Maßnahmen zur Aufklärung und Sensibilisierung von Universitätsangehörigen. Uns ist dabei wichtig, auf Wünsche und Feedback von Studierenden oder von anderen Universitätsangehörigen einzugehen und nicht nur Themen vorzugeben.

Wer ist bis jetzt zum Beispiel auf Sie zugekommen?

Alex Schurig: Das ist ganz unterschiedlich: Neulich waren wir mit einem Studenten im Botanischen Garten, weil er auf dem Uni-Gelände Grünflächen neu nutzen und anlegen möchte. Ihn unterstützen wir. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter war darüber erstaunt, wieso technische Geräte nicht nachgenutzt und weitergegeben werden im Sinne eines sozialen und ökologischen Kreislaufs. Er fragte uns, ob wir wüssten, an wen man sich dazu wenden kann.

Niklas Nendzig: Es kamen auch schon Professor:innen auf uns zu, die sich unbedingt engagieren wollen. Und wir arbeiten auch mit der Public Climate School zusammen. Es ist schön zu sehen, dass diese Vernetzungsaufgabe schon gut funktioniert.

Das Green Office als Katalysator für eine Vernetzung?

Niklas Nendzig: Ja, das ist eigentlich ein schöner Begriff, das trifft es ganz gut.

Was treibt Sie beide an? Welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Alex Schurig: Ich wusste von der AG Nachhaltige Uni des StuRa und auch, dass es Studierende gibt, die sich engagieren. Ich wusste auch, dass es Green Offices auch an anderen Unis gibt. Ich war in Studierendenkreisen, die in der Klimabewegung aktiv sind. Und ich dachte mir, dass es möglich sein muss, Nachhaltigkeit strukturell zu verankern, so dass man zusammenarbeitet, sich auch annähern kann, ohne dass die Gräben groß werden zwischen: „Was möchten Studierende?“ einerseits und „Was möchte die Hochschulleitung?“ andererseits. Es ist toll, wenn sich Studierende engagieren wollen, Professor:innen oder andere Uniangehörige, wenn man gemeinsam etwas schafft.

Niklas Nendzig: Ich war vorher in der Hochschulpolitik im StuRa als Referent für Ökologie aktiv. Dadurch wusste ich auch, dass das Green Office im Entstehen ist. Ich finde, dass der Standpunkt der Studierendenvertretung sehr wichtig ist, aber man letztendlich beschränkt ist in dem, was man zum Beispiel im StuRa selbst wirklich umsetzen kann, weil die Ressourcen begrenzt sind und weil man in der Position ist, von außen Vorschläge zu machen oder zu kritisieren, was gerade nicht so gut läuft. Mich hat schon interessiert, auf die andere Seite zu gehen. Und wir beide gemeinsam als Green Office sind Teil der Universität und nehmen den Anspruch der Universität, nachhaltig zu werden, ernst und versuchen von innen heraus, an dieser Transformation mitzuwirken. Und der Anspruch des Green Office ist es, langfristig auch strukturell innerhalb der Universität etwas zu verändern.

Die Komplexität der Universität ist eine Herausforderung, auch weil das Gebäudemanagement sehr unterschiedlich geregelt ist. Wir sehen uns in der Rolle, konkrete Dinge anzugehen und uns durchzufragen.

Niklas Nendzig

Sie organisieren Nachhaltigkeitsdialoge. Den Auftakt bildete im Dezember einer zum Thema Mülltrennung an der Universität. (Das Unimagazin berichtete). An wen richten sich diese Dialog-Veranstaltungen?

Alex Schurig: Es wird unterschiedliche Zielgruppen und Formate geben, abhängig vom Thema. Wir möchten verschiedene Perspektiven einbeziehen und Partizipation ermöglichen. Die verschiedenen Akteure und Statusgruppen sollen sich bei den Veranstaltungen vernetzen und kennenlernen. Das kann zum Beispiel in einem Workshop, einer Kampagne oder einer Podiumsdiskussion passieren. Die Teilnehmenden diskutieren auf Augenhöhe kontroverse Themen, um gemeinsame Lösungen zu finden. Ein Ziel kann dabei auch sein, spezifische Maßnahmen zu einem Problem zu entwickeln und dabei die zuständigen Personen einzubeziehen. 

Niklas Nendzig: Beim letzten Nachhaltigkeitsdialog haben zum Beispiel Mitglieder des Fachschaftsrats Chemie teilgenommen, die Mülltrennung in ihrer Fakultät einführen wollten. Dabei sind sie auf Hürden gestoßen. Der Nachhaltigkeitsdialog konnte Klarheit schaffen, an wen sie sich dafür wenden müssen und jetzt hat es geklappt mit den ersten Mülltrennstationen.

Was hat Sie, als sie den Job angetreten haben, am meisten überrascht? Was fanden Sie am herausforderndsten?

Alex Schurig: Mich hat überrascht, dass das Green Office in der Realität doch immer noch von dem abweicht, was engagierte Studierende gefordert und sich vorgestellt haben. Ich wünsche mir mehr Ressourcen für Nachhaltigkeit an der Universität. Ich habe die Vision, dass das Green Office weiter wächst und mehr Ressourcen bekommt.

Niklas Nendzig: Ich habe das Gefühl, dass wir als Green Office von den Leuten, mit denen wir persönlich zu tun haben, schon ernstgenommen werden. Das hätte ich vorher nicht unbedingt erwartet und das freut mich. Es ist auch eine große Verantwortung, die wir tragen. Seit Manuel Rist letztes Jahr im Sommer Nachhaltigkeitsmanager wurde, ist das Thema relativ weit oben auf der Agenda und wird systematischer angegangen: Mit einem regelmäßigen Nachhaltigkeitsbericht und einer gesamtuniversitären Nachhaltigkeitsstrategie zum Beispiel. Wir sind mittendrin in diesem Prozess.

Die Komplexität der Universität ist schon eine Herausforderung, auch weil das Gebäudemanagement sehr unterschiedlich geregelt ist. Wir sehen uns in der Rolle, konkrete Dinge anzugehen und uns durchzufragen. Wichtig ist, dass wir das Wissen, das wir uns aneignen, dokumentieren, damit es unsere nachfolgenden studentischen Hilfskräfte im Green Office erhalten bleibt und sie nicht wieder bei null anfangen.

Alex Schurig: Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung, da es hier bislang keine feste langfristige Stelle gibt. Wir sind innerhalb der Studierendenschaft gut vernetzt. Es ist auch wichtig, dass unseren Job nicht eine komplett außenstehende Person macht, die mit Studierendenschaft gar nichts zu tun hat.

Niklas Nendzig: Wir sind in der glücklichen Situation, dass es an der Uni Leipzig so viel studentisches Engagement gibt, auf das wir zurückgreifen können und ohne das es das Green Office wohl auch nicht gäbe.  

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