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Bereits seit zwölf Jahren findet in Kooperation zwischen der Universität Leipzig und der Universidad de Granada eine Sommerschule statt – seit 2019 auch im Rahmen der europäischen Hochschulallianz Arqus. In einem Intensivkurs während der Semesterferien lernen Studierende der Universität Leipzig Spanisch an der Partneruniversität, Studierende aus Granada erwerben die deutsche Sprache in Leipzig. Auch 2021 wurde aus der Sommerschule das Digitale Sommerkolleg: Zum Einen gab es das Angebot eines vollständig digitalen Intensivkurses Deutsch B1.1 für die spanischen Studierenden, Zum Anderen fand ein B1-Spanischkurs für Leipziger Studierenden teils vor Ort in Präsenzunterricht, teils digital von Granada aus statt.

Gemeinsam statt parallel

Die eingeschränkten physischen Reisemöglichkeiten führten zu einem Neudenken der Sommerschule: Das Setting des zeitgleichen digitalen Sprachenlernens an verschiedenen Orten in Europa eröffnete die Möglichkeit, Teilnehmende beider Kurse für gemeinsames Lernen und sprachlichen Austausch online zusammenzubringen.

In den drei sich überschneidenden Wochen der beiden Kurse hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in einem wöchentlichen Sprachcafé einzubringen. Während dieser digitalen Treffen wurden die Studierenden der Universität Leipzig und der Universidad de Granada von zwei Moderator:innen begleitet. Bei verschiedenen Aktivitäten zu kulturellen Themen erst in der einen, dann in der anderen Sprache konnten die Studierenden einerseits in der Fremdsprache interagieren und andererseits ihre Peers beim Lernen unterstützen. Zudem ermöglichte ein Tandem-Angebot den Aufbau individueller Kontakte zwischen den Teilnehmenden der beiden Kurse. Die Studierenden tauschten sich schriftlich oder mündlich über verschiedene digitale Kanäle mit ihrem:ihrer Tandempartner:in aus und hatten somit die Chance, eigene thematische Schwerpunkte zu setzen.

Die Eindrücke der Studierenden aus Granada zum Sprachcafé und Tandem-Angebot aus den Deutschkursen 2020 und 2021 zeigen das Potential, Sprachenlernen im digitalen Raum lebendig und europäische Hochschulvernetzung im digitalen Austausch für Studierende greifbar zu machen:

 

  • "Eine sehr gute Gelegenheit Deutsch zu üben und anderen zu helfen, Spanisch zu üben."
    „Es ist eine sehr interessante Aktivität, die uns hilft die Sprache zu üben und die deutsche Kultur kennenzulernen, indem wir mit den Einheimischen reden, die außerdem in unserem Alter sind, was die Kommunikation noch mehr fließen lässt.“
    „Mir hat es gefallen, Erfahrungen mit den anderen deutschen Studierenden auszutauschen.“

    Feedback von Teilnehmer:innen

 

Die Mischung macht’s

Rahmengebend für den digitalen Austausch waren die verschiedenen (Online-)Aktivitäten der Sprachkurse. Im Deutschkurs wechselten sich synchrone und asynchrone Arbeitsformate in einem abgestimmten Kurssetting ab. Im Lerndesign wurden verschiedene digitale Aktivitäten zusammengedacht und eigens für das Sommerkolleg erstellte Online-Lernmaterialien genutzt. Das Kursangebot, bestehend aus gemeinsamen Videokonferenzen, Lernaktivitäten auf einer Online-Plattform, Einzelsprechstunden und Trainingseinheiten zu Phonetik, ergänzte den Austausch zwischen den Studierenden aus Leipzig und Granada zu einem ausgewogenen und abwechslungsreichen Sprachlernangebot. Dabei wurden Inhalte aus den Online-Live-Sitzungen oder aus den asynchronen Arbeitsphasen auf der Lernplattform in Aktivitäten im Sprachcafé und in Anregungen für das Tandem-Angebot immer wieder aufgegriffen.

Im eigenen Lernprozess gesehen werden

Die Studierenden schätzten die organische Vielfalt der Arbeitsformen. Dies zeigte das durchweg positive Feedback der Kursteilnehmenden in beiden Jahren. Im Feedback wurden auch immer wieder die eng mit dem Lernstoff verbundenen Rückmeldungen hervorgehoben.

 

  • „Das Feedback […] war sehr nützlich, es hat mir geholfen, mir meiner Fehler bewusst zu werden. [Die] positiven Kommentare über die Aktivitäten motivierten mich.“
    "Außerdem half uns das Feedback, das wir erhielten, dabei uns Stück für Stück in den Übungen zu verbessern."

    „Die Tutorien haben mich begeistert. Es ist eine exzellente Möglichkeit, auf individuelle Art auf Feinheiten einzugehen. Die Möglichkeit die Themen auszuwählen, die wir behandeln wollen oder in denen wir uns verbessern wollen. Mit das Beste von diesem Kurs.“
    "[Die Einzelsprechstunden haben] mir geholfen den Fortschritt zu sehen, den ich während des Kurses gemacht habe und mich sehr motiviert!"
    Feedback von Teilnehmer:innen

 

Dies verdeutlicht, wie wichtig es im digitalen Lernraum ist, dass Studierende in ihrem individuellen Sprachlernprozess angesprochen werden. Momente des Gesehen-Werdens in Einzelsprechstunden oder in persönlichem Feedback der Dozierenden zu Arbeitsergebnissen können großen Einfluss auf Motivation und Lernprozess der Studierenden haben.

Sprachunterricht anders denken

Es ist definitiv Kreativität gefragt, wenn man Ideen aus dem analogen Sprachunterricht auf den virtuellen Raum übertragen möchte. Das setzt auf Seite der Dozierenden ein großes technisches Know-How und methodisch-didaktischen Ideenreichtum für die Gestaltung von Unterricht und von Lernprozessbegleitung voraus. Auf Seite der Studierenden verlangt und fördert diese Art von Sprachunterricht nicht nur eine sprachliche, sondern auch eine digitale Handlungsfähigkeit. Für den Sprachunterricht bedeutet das, sprachliche und digitale Lernprozesse verschränkt zu denken: also auf sprachliche Anforderungen des Lernens im digitalen Raum und auf digitale Kompetenzen zur Partizipation am Unterrichtsgeschehen eingehen zu können.

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