Welche Intention haben Sie bei Ihrer persönlichen Wissenschaftskommunikation, sei es in Form von Vorträgen, Statements oder Interviews in den Medien?
Prinzipiell geht es mir darum, den Sachstand so verständlich und klar wie möglich in die Gesellschaft zu tragen. Gerade im Bereich Klimaforschung, und erst recht in der Attribution menschengemachter Einflüsse, ist es meine Pflicht, Bevölkerung und Entscheidungsträger:innen bestmöglich zu informieren. Neben den nicht immer angenehmen faktischen Tatsachen beziehungsweise Erkenntnissen gilt es immer, eine ausgewogene Balance zwischen warnenden Worten und lösungsorientiertem Messaging. Soll heißen: Wir haben einerseits oft Ergebnisse zu kommunizieren, die Anlass zur Sorge geben, wissen andererseits in fast allen Fällen, welche Vermeidungs- beziehungsweise Anpassungsstrategien es gibt.
Egal bei welcher Gelegenheit, ich versuche immer die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen zu betonen, dabei jedoch immer konkrete Lösungsszenarien zu skizzieren. Idealerweise gelingt es, statt von "Krise" von Visionen zu sprechen, was sowohl die Motivation zum Handeln fördert, als auch die gefühlte Lähmung aufgrund der Dimension der Aufgabe auflöst. Akteur:innen, die ausschließlich destruktiv - oder schlimmer noch - im Faktenfreien unterwegs sind, muss klar gemacht werden, dass sie Teil des Problems sind. Ihnen muss in meinen Augen entweder entschieden widersprochen werden, oder in manchen Fällen die Aufmerksamkeit gänzlich entzogen werden. Zusammenfassend: Meine Intention ist es, den wissenschaftlichen Konsens so aktuell wie möglich zu vermitteln, aber gleichzeitig konkrete Lösungsmöglichkeiten fürs Hier und Jetzt aufzuzeigen.
Wann sollten sich Wissenschaftler:innen äußern? Nur, wenn sie zum Beispiel im Rahmen eines Expert:innenrats der Politik zurate gezogen werden? Oder sollten sie sich beispielsweise über Medien, vor allem, wenn es die Gesellschaft insgesamt betrifft, auch (ungefragt) einmischen?
In meinen Augen sollten wir Wissenschaftler:innen uns so oft es geht einmischen und äußern. Nicht nur medial, ob nun durch direkte Interviewanfragen oder eigene Artikel, op-eds [Meinungsbeiträge, Anm. d. Red.], Social Media-Postings, sondern auch im zivilgesellschaftlichen Alltag. Am Ende des Tages verfügen wir über Expertise in relevanten Bereichen, die im Wissenschaftsalltag oft in Publikationen "verschwinden", obwohl das Wissen dringend nach "draußen" müsste. Im Rahmen des Science Media Center gibt es die Möglichkeit, den Medien entsprechende Einschätzungen von Expert:innen zu aktuellen beziehungsweise relevanten Themen vorab zur Verfügung zu stellen. Auf die Art lassen sich Ereignisse oder Ergebnisse nicht nur besser einordnen, sondern auch in den gesellschaftlichen Kontext rücken. Etwas, was im Bereich vieler Wissenschaftszweige von erheblicher Relevanz ist. Meines Erachtens sollten wir sogar einfordern, dass uns mehr zugehört wird. Dazu bedarf es freilich einer besseren Sensibilisierung für Medienauftritte und die Wertschätzung entsprechenden Engagements im Forschungsalltag. Letzteres ist meiner Erfahrung nach fast immer der Fall, dennoch wird es allgemein nach wie vor eher als freiwilliges Engagement wahrgenommen.
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