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Wie unterschiedlich können zwei Städte sein, die 800 Kilometer voneinander entfernt liegen und in denen dieselbe Sprache gesprochen wird? Emily Wapler, Studentin des internationalen Masterprogramms Sustainable Development, hat es in ihrem ersten Studienjahr in Graz und Leipzig herausgefunden. Welche kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Städten sind ihr besonders ins Auge gefallen? Wie hat sie das Studieren und Leben in den beiden Städten geprägt? Darüber berichtet Emily Wapler in ihrem Blog.

Mein erstes Jahr im internationalen Masterprogramm Sustainable Development ist vorbei – Zeit, ein kleines Fazit über das Leben und Studieren in zwei europäischen Städten und Universitäten der Europäischen Hochschulallianz Arqus zu ziehen. Auch wenn beide Orte die deutsche Sprache (mit einigen Abwandlungen) teilen, liegen neben den knapp 800 Kilometern Entfernung und einigen Gebirgen noch weitere Unterschiede zwischen den beiden Orten. In der Großstadt Leipzig stößt man an vielen Ecken auf deutsche Geschichte und Subkultur, während man in Graz eher über seine eigenen Füße stolpert, abgelenkt von der schönen Altstadt und dem Flair einer Urlaubsstadt. Obwohl beide Städte jung und dynamisch sind und von ihren vielen internationalen Studierenden geprägt werden, könnten meine Eindrücke aus dem Winter in Graz und dem Sommer in Leipzig nicht unterschiedlicher sein.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen ist ein Blick von einem Berg über ein Tal hin zu den Bergen der Alpen in der Steiermark
Ausblick vom Grazer Hausberg „Schöckl“ in die Berge der Steiermark. Foto: Emily Wapler

In Graz habe ich die schönen Herbsttage im Lendviertel oder entlang der Mur ausklingen lassen, während die Vorweihnachtszeit auf dem Weihnachtsmarkt verbracht wurde. Graz ist eine Stadt der kurzen Wege, und auch die umliegenden Berge sind nur einen Katzensprung entfernt und laden zum (Wein-)Wandern oder Skifahren ein. Mein Wortschatz hat sich ebenfalls erweitert, und ich fand es wirklich spannend, dass ich im Austausch mit Österreicher:innen trotz vieler Erwartungen so vielen kulturellen Unterschieden begegnet bin. Gegen Semesterende, zwischen Freizeitstress und den vielen Uni-Abgaben, kam mir immer wieder mein liebstes neu erlerntes Sprichwort in den Kopf: „Es wird sich schon ausgehen.“ Und in der Tat, am Ende bleibt mir ein sehr intensives Semester in Österreich in Erinnerung. Darauf folgte ein ebenso schönes Sommersemester in Leipzig. Meine Wochenenden habe ich hier vor allem zwischen Open-Airs, Flohmärkten und den vielen Parks verbracht. Durch die einzigartige Seenlandschaft um die Stadt herum ist auch jede Klausurenphase nur halb so schlimm, denn ein Sprung ins kühle Nass ist meistens nur eine kurze Fahrradtour entfernt. An die lauen Sommernächte am Cossi oder am Kanal werde ich mich auf jeden Fall noch lange erinnern. Bevor ich nach Leipzig gezogen bin, war ich auch sehr neugierig, inwiefern die politischen Spannungen in der Stadt und Region zu spüren sind. Nach ein paar Monaten würde ich auf jeden Fall sagen, dass ich selten eine so politisierte, aber auch vielfältige und offene Stadt erlebt habe, die einen großen Raum für Engagement für Diversität, Gerechtigkeit und europäisch-demokratische Werte bietet.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen ist der Cospudener See, im Hintergrund geht die Sonne unter
Lange Sommertage mit Sonnenuntergängen über dem Cospudener See. Foto: Emily Wapler

Das Studium an zwei verschiedenen Universitäten hat mir die Möglichkeit gegeben, mich akademisch weiterzuentwickeln. Besonders im Bereich Nachhaltigkeit hat es mich sehr vorangebracht, so viele unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und mit Lehrenden und Studierenden aus verschiedenen Fachrichtungen in den Austausch zu treten. Während ich in Graz mehr über globale Transformationsprozesse und Nachhaltigkeitskommunikation gelernt habe, bot mir die Lehre in Leipzig die Möglichkeit, Nachhaltigkeit in ihrer konkreten Anwendungsform genauer zu betrachten. Ich befasste mich mit Fragen wie der Gestaltung einer nachhaltigen Energiewende und dem Umgang mit zukünftigen Extremwetterereignissen.

Im Rahmen des Masters habe ich viele Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt kennenlernen dürfen. In Leipzig hatte ich auch die Gelegenheit, als Tutorin Teil des Arqus Sprachencafés zu sein und noch tiefer in die Arqus Community einzutauchen. Da ich selbst bilingual aufgewachsen bin, weiß ich, wie unglaublich wertvoll es ist, in mehreren Sprachen kommunizieren zu können. Daher habe ich mich sehr gefreut, andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen. Ich habe es als sehr bereichernd empfunden, im Rahmen von Diskussionsrunden mit den Teilnehmenden neue Einblicke zu gewinnen. Ein großes Thema waren natürlich auch die Europawahlen, und es war sehr hoffnungsvoll zu sehen, dass sich trotz kultureller Unterschiede alle für eine offene und sozial gerechte, vielfältige Gemeinschaft in Europa einsetzen wollen.

Das Studium an den beiden Arqus-Universitäten Leipzig und Graz ist eine einzigartige Erfahrung: Es ist eine Mischung aus interkulturellem Abenteuer, akademischer Herausforderung und persönlicher Weiterentwicklung. Insgesamt bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, Teil des Arqus-Netzwerks zu sein und von Arqus unterstützt zu werden, um meinen Horizont nochmals zu erweitern.

Die Europäische Hochschulallianz Arqus hat Mobilitätsangebote für alle Mitglieder ihrer Partneruniversitäten: Studierende, Promovierende, akademische und nicht-akademische Mitarbeiter:innen sowie Forschende. Vom Workshop über Summer School, Auslandssemester, Forschungsaufenthalt bis hin zur Staff Week. Aktuelle Ausschreibungen und Veranstaltungen finden Sie auf der Arqus-Webseite.

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