Das bis dahin an Kühnheit, aber auch an Hybris kaum zu überbietende Projekt einer Gruppe Leipziger Geschäftsleute sah die Überbauung des Promenadenrings zwischen dem Bahnhofsvorplatz und dem Augustusplatz vor. Die gesamte Grünanlage rund um den Schwanenteich wäre ihm zum Opfer gefallen. In einem 1920 veröffentlichten Aufruf zur Genehmigung des Baus wurde die „Schöpfung von mehr als 30.000 neuer Existenzen und dauernder Riesen-Einnahmen“ versprochen und die geforderte umgehende Errichtung des Palasts sogar vorab als der „glücklichste Wendepunkt in der Geschichte der Welt-Messe-Stadt Leipzig“ gefeiert.
Visualisierungen des Palasts, der durch nicht näher bezeichnetes „amerikanisches Kapital“ finanziert werden sollte, zeigen einen langgestreckten Baukörper, der auch für heutige Verhältnisse gigantisch wirkt. Mit einer Länge von rund 280 Metern, einer Breite von annähernd 100 Metern und 225.000 Quadratmetern Mietfläche auf 15 Geschossen sollte der Palast Platz für rund 20.000 Aussteller bieten. Vorgesehen war außerdem eine Vielzahl weiterer Einrichtungen, von Konferenzsälen über Kinos und Theater bis zu Schwimmbassins, ebenso wie ein eigener Untergrundbahnhof.
Doch gegen diesen Plan regte sich starker Widerspruch in der Bürgerschaft, und die Stadtverwaltung glaubte nicht den Versprechen der etwas dubiosen Welthandelspalast-Aktien-Gesellschaft. Sie lehnte das Projekt ab, so blieb Leipzig eine kolossale Investruine erspart. Auch davor und danach war die Stadt immer wieder gut beraten, den Verheißungen gigantomanischer Projektentwickler zu widerstehen.
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