Seit drei Jahren arbeitet Mariana als ehrenamtliche Fußball- und Basketballtrainerin. Die 22-Jährige studiert Sportmanagement und ist das erste Mal so weit weg von zu Hause. „Ich bin so froh, dass es den Kurs in meinem Leben gab“, betont sie beim letzten gemeinsamen Training auf dem Testfeld der Sportwissenschaftlichen Fakultät. Gemeinsam mit Yamuna und Brian Umony – einem ehemaligen Fußballprofi aus Uganda – üben sie noch einmal präzise Kopfbälle. „Ich habe hier sehr viel Didaktisches über den Umgang mit meinen sechs- bis achtjährigen Fußballkindern gelernt, aber auch taktische Tricks für mein eigenes Spiel“, erzählt die 26-Jährige Yamuna, die in Sri Lanka „Physical Education“ (Sportunterricht) studiert hat.
“Raus aus ihrer Komfortzone” – Abenteuer für junge Coaches
„Für die Menschen, die zu uns kommen, ist die Ausbildung hier ein großer Schritt, ein Abenteuer. Sie müssen raus aus ihrer Komfortzone zu Hause“, berichtet Sandra Penkalla. Sie ist Kursleiterin Englisch beim ITK und hat die jungen Leute vier Monate lang als Dolmetscherin betreut. Zuvor wurden die Unterlagen der Bewerber:innen gesichtet, dabei unter anderem deren Englischkenntnisse getestet und dann gemeinsam mit der ITK-Hauptlehrkraft Fußball, Johannes Litwinow, entschieden, wer zum Kurs zugelassen wird. Die Coaches haben nicht nur die Zeit im Kurs gemeinsam verbracht, sondern auch ihre Freizeit. „Das Miteinander verschiedener Kulturen prägt. Länderübergreifend kommen hier Menschen zusammen, sind durch den Sport verbunden“, weiß die Dolmetscherin. Auf dem Kursprogramm stehen Theorie und Praxis der jeweiligen Sportart, Sportmedizin, Trainingswissenschaft und Didaktik, aber auch Hospitationen beim Training hiesiger Vereine sowie Besuche von Sportevents, wie etwa einem Spiel von RB Leipzig. Fußball, Volleyball und Leichtathletik waren diesmal die Hauptsportarten, in denen die Nachwuchstrainer:innen im ITK Sommersemester 2024 weitergebildet wurden. Das erworbene Wissen sollen sie als Multiplikatoren zu Hause anwenden und weitergeben.
Brian, der bereits in der ugandischen Nationalmannschaft gespielt und einen Studienabschluss in Ökonomie in der Tasche hat, ist dankbar für die Zeit, die er an der Universität Leipzig verbringen durfte. „Es ist ein Privileg, bei einem so anspruchsvollen Kurs dabei gewesen zu sein“, erklärt der 35-Jährige. Er ist Assistenztrainer eines U17-Vereins in Uganda. Deutschland, so ist er überzeugt, sei eine der führenden Fußballnationen der Welt. Für ihn sei es sehr interessant gewesen zu sehen, wie Fußball hier funktioniert – und das in einer Zeit, in der die Fußball-Europameisterschaft in seinem Gastland stattfindet. Wenn er wieder nach Hause fliegt, hat Brian nicht nur viele neue Eindrücke und neues Wissen dabei, sondern auch so einige Mitbringsel für seine Freundin und seine drei Kinder daheim.
Daumen drücken: Nächstes sportliches Highlight steht mit Olympia bevor
Yamuna, Brian und Mariana freuen sich auch schon auf das nächste sportliche Highlight dieses Jahres – die Olympischen Spiele vom 26. Juli bis 11. August in Paris. Alle drei wollen die Wettkämpfe im Fernsehen verfolgen. Mariana, die noch etwas durch Europa reist und auch in Paris Freunde besucht, möchte sogar ein Ticket ergattern und Olympia live verfolgen. Besonders gespannt ist Mariana auf die Wettkämpfe im Schwimmen und im Turnen. In diesen Disziplinen habe Brasilien eine große Tradition. Beim Tischtennis drückt sie Hugo Calderano die Daumen. „Er gehört zu den Top Fünf der Welt. Die Chinesen sind beim Tischtennis immer die Besten. Aber vielleicht gewinnt er die Silbermedaille“, hofft Mariana.
Brian hält große Stücke auf die 10.000-Meter-Läufer seines Landes. Er sagt ein olympisches Kopf-an-Kopf-Rennen der Langstreckenasse aus Kenia, Uganda und Äthiopien voraus und drückt natürlich den Läufern seines Landes die Daumen. Yamuna möchte die olympischen Wettkämpfe auch mit ihren Fußballkids anschauen. „Sie sollen sehen, dass es noch etwas anderes außer Fußball gibt“, sagt sie. Wer sie besonders beeindruckt? Die 800-Meter-Läuferin Tharushi Karunarathna. Traurig ist Yamuna darüber, dass die Regierung in Sri Lanka wenig an Sport interessiert sei, er deswegen kaum gefördert werde. Umso wichtiger sei es ihr, sich selbst zu engagieren. Da sie aktiv kickt, möchte Yamuna unbedingt ein eigenes Universitätsfußballteam aufbauen.
Der Internationale Trainerkurs wird seit 1991 vom Auswärtigen Amt und zusätzlich seit 2021 vom Land Sachsen über das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus gefördert. Die Geschichte des ITK reicht jedoch bis 1964 zurück. Seither haben weit mehr als 5.500 Trainer:innen aus 150 Ländern an den Kursen teilgenommen.
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