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Annalena Jäkel kennt den Botanischen Garten der Universität in- und auswendig. Was wächst wo, wann blüht die Königin der Nacht, welche Pflanze ist bei Besucher:innen am beliebtesten? Sie arbeitet als Jungfacharbeiterin im Botanischen Garten und hat dort im Sommer 2023 ihre Ausbildung zur Zierpflanzengärtnerin abgeschlossen. Gemeinsam mit anderen engagierten Auszubildenden hat sie im Sommer ein Blühbeet angebaut und wird im Januar von der Universitätsgesellschaft mit dem Nachwuchspreis für Auszubildende ausgezeichnet. Im Interview erzählt sie, was das besondere an dem Beet ist und woran sie sich in ihrer Ausbildung erstmal gewöhnen musste.

Sie haben eine Ausbildung zur Gärtnerin mit der Fachrichtung Zierpflanzenbau im Botanischen Garten der Universität Leipzig gemacht. Was hat Sie dazu motiviert?

Annalena Jäkel: Motiviert hat mich meine Liebe zur Natur und auch meine tolle Biolehrerin, die mich an die Botanik herangeführt hat. Durch sie habe ich gemerkt, dass Pflanzenbestimmung mir sehr viel Spaß macht. Als ich hier zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, waren mir die Leute sofort sympathisch und ich habe mich dann riesig gefreut, als die Zusage kam. Seitdem arbeite ich hier täglich an der frischen Luft und habe es keinen Tag bereut.

Welche Aufgaben haben Sie in Ihrer Ausbildung im Botanischen Garten übernommen?

Da es eine duale Ausbildung ist, wurde ich teils hier im Betrieb, teils in der Berufsschule in Dresden ausgebildet. Hier gibt es drei Abteilungen mit zwei Freilandabteilungen. Einmal die systematische Abteilung, da sind die Pflanzen nach Familie geordnet und die Geologie, da sind die Pflanzen nach Herkunft geordnet. Und dann haben wir die Gewächshausabteilung mit tropischen und mediterranen Pflanzen.

Am meisten Spaß gemacht hat mir das Neugestalten von Beeten und die Arbeit unter freiem Himmel an der frischen Luft, man ist dadurch viel ausgeglichener.

Annalena Jäkel

In der Ausbildung wechselt man zwischen diesen Abteilungen. Je nach Abteilung fallen ganz unterschiedliche Arbeiten an. Etwa Aussaaten pikieren, also die Jungpflanzen nach der Keimung vereinzeln. Im Freiland ist im Mai hier große Pflanzzeit, da werden die einjährigen Pflanzen und neue Stauden und Gehölze ausgepflanzt. Im Sommer gibt es sehr viel Unkraut zu jäten und zu bewässern, aber auch das kann Spaß machen. Und im Herbst geht es langsam los mit Rückschnitt, Laubrechen und Winterschutz aufbauen. Auch hier wird noch einmal das ein oder andere ausgepflanzt. Im Winter kümmern wir uns um die Saatgutreinigung und meistens hat man dann Recherchezeit für Ausbildungsthemen ode Inhalte im Gartenbau und für das Schreiben des Berichthefters. Im Gewächshaus wird meistens gegossen und ausgeputzt, also Verblühtes und Abgestorbenes entfernt. Und natürlich kümmert man sich auch um die Vermehrung und Erhaltung der tropischen Kulturen. Wir wollen unsere Sammlung stets verbessern und vergrößern, um es dann auch an andere botanischen Gärten weiterzugeben. Man langweilt sich durch die riesige Vielfalt also nie. Am meisten Spaß gemacht hat mir das Neugestalten von Beeten und die Arbeit unter freiem Himmel an der frischen Luft, man ist dadurch viel ausgeglichener.

Gab es etwas, dass Sie in der Ausbildung zur Gärtnerin besonders herausgefordert hat?

Am Anfang war das vor allem das frühe Aufstehen und die körperliche Arbeit. Zur Ausbildungszeit musste ich um 6:45 Uhr anfangen und dann war es für mich zunächst eine große Umstellung von dem Sitzen in der Schule zum täglichen körperlichen Arbeiten im Garten. Ansonsten war mir der Umgang mit größeren Maschinen und Geräten auch neu. So eine Sache für sich war das Pflanzennamen lernen. Wir mussten innerhalb der Ausbildung 350 Pflanzenarten auf Botanisch und Deutsch lernen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Annalena Jäkel beim Gießen im Gewächshaus des Botanischen Gartens
Annalena Jäkel während ihrer Arbeit im Gewächshaus des Botanischen Gartens. Foto: Esther Benning

Sie und vier Ihrer Mitauszubildenden werden mit einem Nachwuchspreis für Auszubildende für ein bestäuberfreundliches Beet ausgezeichnet. Wie kam es dazu?

Es gab hier im Garten eine freie Fläche und wir Azubis hatten Lust, mal was ganz Eigenes zu machen und unser Wissen und Können anzuwenden. Also haben wir in Anbetracht der Klimakrise und des Artensterbens überlegt etwas zu machen, um dem im Kleinen entgegenzuwirken. Daraufhin haben wir ein insektenfreundliches Blühbeet entworfen, so, dass es nicht nur einen Zierwert, sondern auch einen Nutzwert hat. Wir wollten auch ein bisschen aufklären. Schöne Blüten sind super für die Insekten, keine Frage, aber sie brauchen auch Orte, an denen sie sich zurückziehen und fortpflanzen können. Deswegen haben wir ebenfalls Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen angepflanzt und zum Beispiel darüber aufgeklärt, was für Vorteile das Mulchen hat, und dass Tiere überwintern können wenn man Pflanzen nicht direkt im Herbst sondern erst im Frühjahr zurückschneidet. Wir wollten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Insekten Ansprüche haben, die nicht schwer zu erfüllen sind.

Nach der Ausbildung im Botanischen Garten hat jede:r Auszubildene die Möglichkeit, ein Jahr weiter im Botanischen Garten angestellt zu werden. Sie arbeiten nun als Jungfacharbeiterin in der systematischen Abteilung. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Jetzt habe ich die Verantwortung für ein eigenes Beet eine der Sondersammlungen unseres Kustos. Da kann ich richtig loslegen und ausprobieren. Und ansonsten übernehme ich weiterhin viele Pflegemaßnahmen, aber auch hin und wieder die Betreuung von Praktikant:innen und Auszubildenden.

Wo können Sie als ausgebildete Gärtner:innen noch arbeiten?

Mit dem Zierpflanzen-Fokus ist das Erste, was sich anbietet die Privatwirtschaft. Es gibt beispielsweise Firmen, die Balkonpflanzen und Stauden kultivieren. Man kann auch diverse aufbauende Weiterbildungen, wie zum Beispiel den Meister oder Techniker machen, das qualifiziert für Betriebsführung und Ausbildung. Weiterhin besteht die Möglichkeit Schlossgärten, Parks, Zoos oder Hotelanlagen zu pflegen und zu erhalten. Es besteht auch immer die Möglichkeit, an die Ausbildung noch ein Biologie-, Gartenbau- oder Landschaftsarchitekturstudium anzuschließen.

Haben Sie hier im Botanischen Garten einen Lieblingsort?

Das ist schwer zu sagen. Das Tolle am botanischen Garten ist, dass sich in jeder Jahreszeit andere Ecken hervorheben. Es gibt immer etwas Neues zu bestaunen. Oft bin ich natürlich bei den Asteraceaen unterwegs, aber auch unter den alten Bäumen, die bei uns sehr zahlreich vertreten sind, lässt es sich grade im Sommer sehr gut aushalten.

Ausbildung an der Universität Leipzig

Insgesamt bildet die Universität Leipzig in 16 verschiedenen Fachrichtungen aus und hat 57 Ausbildungsstellen. Die Universität bietet eine große Bandbreite in Forschung und Lehre – und damit auch eine große Bandbreite unterschiedlicher Ausbildungsberufe, im handwerklichen, naturwissenschaftlichen oder auch im IT-Bereich.

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