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Blanca Striegler studiert Verhaltensbiologie und Vergleichende Kulturpsychologie und verbrachte vor Kurzem fünf Wochen in Sambia. Dort führte sie nicht nur Untersuchungen für ihre LeipzigLab-Arbeitsgruppe "Kinder und Natur" durch, sondern erforschte außerdem für ihre Masterarbeit, wie der Erziehungsstil von Schimpansen-Müttern mit dem Sozialverhalten ihrer Jungtiere in einer Schimpansen-Auffangstation zusammenhängt.

Blanca Striegler arbeitet seit Januar 2021 als studentische Hilfskraft in der Arbeitsgruppe "Kinder und Natur" des LeipzigLab. Wir haben sie zu ihrer Forschung in Sambia gefragt.

Was studieren Sie?

Ich studiere an der Universität Leipzig im Biologie-Master mit Schwerpunkt Neuro- und Verhaltenswissenschaften.

Worüber forschen Sie?

In meiner Masterarbeit untersuche ich, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Erziehungsstil von Schimpansen-Müttern und dem Sozialverhalten von ihren Jungtieren gibt. Unter anderem dafür habe ich gerade circa fünf Wochen in Chimfunshi, einer Schimpansen-Auffangstation in Sambia, verbracht.

Die Arbeitsgruppe Kinder und Natur arbeitet schon seit einigen Jahren mit den Menschen aus Chimfunshi zusammen. So hat es sich ergeben, dass ich während meiner Zeit dort auch für die Arbeitsgruppe arbeiten konnte. Einerseits habe ich an der dortigen Schule eine Wald-Studie durchgeführt, in der über einhundert Kinder ein Bild von der sie umgebenden Natur zeichnen konnten. Des Weiteren habe ich für unsere Card-Sorting-Studie, die wir bereits mit Kindern in verschiedenen Kulturen durchgeführt haben, auch noch eine kleine Stichprobe mit erwachsenen Menschen testen können.

Was wollen Sie herausfinden?

In meiner Masterarbeit möchte ich zunächst zeigen, dass Schimpansen-Mütter unterschiedliche Herangehensweisen haben, um ihre Kinder großzuziehen, ebenso wie es das auch bei Menschen gibt. Man spricht von unterschiedlichen Erziehungsstilen. Das der Erziehungsstil auch bei nicht-menschlichen Primaten individuell variiert, wurde schon von einigen Wissenschaftler:innen zum Beispiel in verschiedenen Makaken-Arten und auch in Schimpansen gezeigt. Darüber hinaus möchte ich dann in einem zweiten Schritt schauen, ob man einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Umfeld (und dessen Struktur) eines jugendlichen Schimpansen und dem Erziehungsstil, den er genossen hat, sehen kann.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen ist ein Schimpanse mit Baby.
Schimpanse mit Baby. Foto: Colourbox

Wie sieht Ihre Arbeit im LeipzigLab aus?

In der Kinder und Natur Arbeitsgruppe habe ich schon viele verschiedene Teilstudien unterstützt. In unserem großen Hauptprojekt, den semi-strukturierten Interviews, bin ich Teil des Kodier-Teams, habe aber auch einige der deutschen Interviews selbst geführt und auch transkribiert. Ich habe bei der Organisation, Durchführung und Auswertung einer Foto-Schnitzel-Jagd im Leipziger Zoo geholfen und verschiedene Kolleg:innen bei der Datenaufnahme und Kodierung für ihre Masterarbeitsprojekte unterstützt. Zuletzt, während meiner Reise nach Sambia, konnte ich zum einen eine Wald-Studie in einer Schule durchführen. Dafür haben wir die Kinder und Jugendliche im Rahmen der Schul-AGs gebeten, „ihren Wald“, der als Miombe-Wald bezeichnet wird, zu zeichnen. Eine ähnliche Aufgabenstellung werden wir auch noch Kindern und Jugendlichen in Deutschland geben. Dieses Projekt wird hauptsächlich getragen durch Ph.D. Karri Neldner und Prof. Dr. Katja Liebal, die sich vor allem anschauen möchten, wie Kinder den Wald, der sie umgibt, wahrnehmen und welchen Arten (Pflanzen und/oder Tiere) sie dabei besonders Beachtung schenken. Um eine Referenz zu bekommen, welche Pflanzen- und Tierarten im Miombe-Wald wachsen und leben, habe ich außerdem Interviews mit erwachsenen Menschen geführt. Die Kreativität der Kinder war beeindruckend und ich habe es sehr genossen, ihnen beim Malen zuzusehen. Einige der Bilder werden im Laufe des Jahres auch versteigert, um Geldspenden für Chimfunshi zu sammeln. Die Auffangstation feiert dieses Jahr im Oktober ihr 40-jähriges Bestehen und ist seit Beginn ihrer Gründung zu einer der größten Schimpansen-Auffangstationen der Welt geworden. Seitdem ist auch die Community dort gewachsen und viele Menschen unterstützen mit Herzblut und Hingabe auf unterschiedlichste Weisen die Rettung der Schimpansen. Die Geldspende kommt dann sowohl den Schimpansen, aber vor allem auch den Menschen in Chimfunshi zugute.

Des Weiteren habe ich ein Sortierspiel, was wir bisher vor allem mit Kindern gespielt haben, nun auch als Referenz vereinzelt mit Erwachsenen gespielt. Federführend für diese Teilstudie sind Dr. Patricia Kanngießer, Tom Herrnsdorf und Prof. Dr. Katja Liebal aus der Arbeitsgruppe. Hierbei geht es darum, verschiedene Objekte (aus der Natur und menschliche Artefakte) und Lebewesen (Pflanzen und Tiere, inklusive Mensch) in Gruppen anzuordnen, wobei es sehr viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wovon keine richtig oder falsch ist. Ziel der Studie ist es, systematische Unterschiede in den Anordnungen zu finden. Auch die Zusammenarbeit mit den Erwachsenen hat sehr viel Spaß gemacht und ich bin sehr dankbar, dass sie sich auf das Spiel so ernsthaft eingelassen haben.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zeichnung eines Waldes
Zeichnung eines Waldes von einem Jungen in Chimfunshi, Sambia, Foto: Katja Liebal
Ein Porträt eines Mitglieds des LeipzigLabs

Im LeipzigLab entsteht ein Arbeitsumfeld, was geprägt ist von Kreativität, Spontanität und Möglichkeiten.

Blanca Striegler

Was treibt Sie an und was fasziniert Sie persönlich daran, in der Arbeitsgruppe Kinder und Natur zu forschen?

Ich empfinde Evolution als eines der spannendsten und interessantesten Themen überhaupt und es bereitet mir Freude zu lernen und zu verstehen, warum manche Dinge so sind, wie sie sind. Ebenso mag ich es, dass man häufig oft nur darüber mutmaßen kann und man weiter forschen muss, um der Sache noch genauer auf den Grund zu gehen. Wenn wir etwas über uns Menschen lernen wollen, dann ist es immer auch ein guter Ansatz, bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, zu schauen. Diese finde ich durch ihre Ähnlichkeit zu uns Menschen unfassbar faszinierend und so schließt sich für mich der Kreis.

Die Fragestellungen im Kinder und Natur Projekt finde ich persönlich ebenfalls sehr spannend und ich halte sie auch für sehr wichtig. Zu verstehen, wie Kinder und Jugendliche, welche die Zukunft der Menschheit auf unserer Erde darstellen, ihre Umwelt wahrnehmen und was sie mit ihr verbinden, ist wahrscheinlich wichtiger denn je. In unserer globalisierten Welt, in der Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen eng zusammenleben, müssen wir lernen, einander zu verstehen und zusammen zu arbeiten, um die globalen Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind (Naturkatastrophen, Artensterben, Klimawandel etc.) gemeinsam anzugehen.

Was bedeutet es für Sie, im LeipzigLab zu arbeiten?

Die Arbeit im LeipzigLab schätze ich sehr. Thematisch fühle ich mich in der Arbeitsgruppe sehr wohl und ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die das LeipzigLab bietet. Durch diese Arbeit habe ich die Möglichkeit, Perspektiven aus unterschiedlichsten Kulturen kennenzulernen, was ich persönlich als sehr bereichernd empfinde. Ich finde es sehr spannend, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von verschiedenen Menschen sein kann, wenn es um Tiere oder allgemeiner gesprochen um unsere Umwelt geht. Ich würde gern verstehen, wie diese unterschiedlichen Wahrnehmungen und Meinungen zustande kommen und dafür bietet die Arbeitsgruppe mit den verschieden Forschungsfragen und Studien die besten Möglichkeiten.

Wie hilft die Interdisziplinarität Ihnen bei der Forschung?

Was ich besonders mag und schätze, ist, dass die Arbeitsgruppen in ihrer Forschung nicht so eingeschränkt sind und viel Spielraum haben, ihre Ressourcen frei einzusetzen. Im LeipzigLab entsteht ein Arbeitsumfeld, was geprägt ist von Kreativität, Spontanität und Möglichkeiten. Die Interdisziplinarität unterstützt dieses Konzept noch weiter, da Menschen mit teilweise sehr unterschiedlichen Denkweisen und Herangehensweisen aufeinandertreffen, sich neue oder andere Perspektiven offenbaren und gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten. Außerdem mag ich es auch sehr, in einem solch internationalen Team zu arbeiten.

Welche Begegnungen im LeipzigLab sind Ihnen besonders in Erinnerung?

Neben all der Arbeit ist es auch sehr schön, seine Kolleg:innen auch mal beim Mittag oder nach der Arbeit beim Grillen besser kennenzulernen. An diese Treffen erinnere ich mich gern zurück.

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