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Was gute Lehre ausmacht und wie eine zeitgemäße Prüfungskultur gestaltet werden sollte, darüber diskutieren Lehrende und Lernende der Universität Leipzig beim 9. Tag der Lehre am 14. Juni 2023. Drei Referent:innen haben dem Universitätsmagazin vorab die Frage beantwortet, wie ihre Vision für die Prüfungskultur von morgen aussieht.

"Früher war das handschriftliche Abschreiben von Büchern eine gängige Prüfungsleistung – dann kam der Buchdruck. Lange war auswendig gelerntes Wissen Teil jeder Prüfung – dann kamen das Internet, Google und Wikipedia. Jetzt stellen generative KI-Modelle das Wiedergeben von Wissen in Form von selbstverfassten Texten als nicht mehr zeitgemäße Prüfungsleistung zur Disposition."

Prof. Dr. Erik Buchmann nimmt am Tag der Lehre teil an der Diskurs-Session „Wie verändert KI/ChatGPT die Prüfungskultur?“ um 15:15 Uhr.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Antje Rüger
Antje Rüger, Herder-Institut, Foto: privat

„Wenn ein Studium auf spätere Tätigkeiten vorbereiten soll, müssten auch Prüfungen daran ausgerichtet werden, was die Studierenden in ihrem Berufsleben erwarten wird. Es ist bei der schnellen Entwicklung vieler Bereiche nicht leicht, diese Anforderungen genau vorherzusehen. Aber es ist in allen Berufsfeldern sicherlich so, dass z. B. das Arbeiten im Team und die Nutzung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen selbstverständlich dazu gehört.

Deshalb wünsche ich mir eine Prüfungskultur, die weniger individuelle Gedächtnis- und Formulierungsleistungen bewertet, sondern noch stärker die Prozesse bei der Bewältigung echter berufsbezogener Herausforderungen unter Nutzung aller möglichen Hilfsmittel betrachtet. Dazu gehören auch relevante Formen der Präsentation und Wissenschaftskommunikation statt Texten, die nur als rein akademische Übung für die Schubladen von Lehrenden geschrieben werden.“

Antje Rüger nimmt am Tag der Lehre teil an der Diskurs-Session „Welchen Einfluss haben Lehr-/Lernräume auf eine neue Prüfungskultur?“ um 15:15 Uhr.

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Dr. Romy Schneider, Mitarbeiterin an der Professur für Psychologie in Schule und Unterricht, Institut für Bildungswissenschaften, Foto: privat

„In unserer Vision sind Prüfungen Lernstandsanalysen für und auch durch den Prüfling. Studierende sollen befähigt werden, sich hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und ihres Wissensstandes selbst im Kompetenzfeld zu verorten. Langfristig sollten Studierende ihre Kompetenzen mittels Selbstreflexion eigenständig erweitern können. Prüfungen werden in dieser Vision nicht nur für die Note und die Prüfer:innen abgeleistet. 

Sie werden als Lernprozess- und Lernstandsanalysen konzeptualisiert; so haben sie einen erkennbaren (Mehr-)Wert für die Prüflinge und regen zur inhaltlichen Weiterbeschäftigung über die Prüfung hinaus an.

Um eine solche Lernkultur zu gestalten, werden Prüfungen als semesterbegleitender Prozess gedacht, nicht als Endpunkt des Lernens zu einem Themenfeld. In den Lehrveranstaltungen werden dafür neben der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten auch Reflexionsprozesse angebahnt und Lernstandsüberprüfungen durchgeführt, zu denen Feedback durch Lehrende und Peers gegeben wird.“

Dr. Romy Schneider nimmt am Tag der Lehre teil an der Diskurs-Session „Welche Visionen eröffnen sich für eine Lern- und Prüfungskultur von Morgen?“ um 15:15 Uhr.

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