Nach einem Semester intensiver Beschäftigung mit den Ursprüngen, der Struktur und den Analysetechniken des Theaters, waren wir neugierig auf das, was uns das Festival als Spiegel der Entwicklung des zeitgenössischen Theaters zu bieten hatte und darauf, die Exkursionsteilnehmenden unserer Arqus-Partneruniversität in Graz kennenzulernen.
Dank unseres engen Kontakts zum Deutsch-Französischen Jugendwerk begannen wir die Woche mit einer Stadtführung, die uns die historischen Hintergründe Avignons und die Besonderheiten des Festivals vermittelte. In Avignon wurde die ganze Stadt zu einem Schauplatz. Schauspieler:innen machten an jeder Straßenecke durch Flyer, Plakate, Musik oder Tanz auf sich aufmerksam. In Cafés wurden wir fortwährend von Darsteller:innen angesprochen, die begeistert ihre Projekte vorstellten, erzählten, was diese einzigartig und sehenswert macht und sogar Ausschnitte vorführten. Die Stadt wurde zur Bühne, die Vielfalt des Theaters war überall sichtbar.
Das Festival bietet eine große Bandbreite, die wir in unserem Programm zu erfahren versuchten. Mit Molières Le bourgeois gentilhomme und Corneilles Le cid tauchten wir in den französischen classicisme ein, erlebten mit Cyrano de Bergerac Klassiker des 19. Jahrhunderts, ergründeten aber ebenso modernes Theater. So regte uns insbesondere ein Tanztheater dazu an, darüber nachzudenken, wie weit der Theaterbegriff gefasst werden kann.
Wir konnten bei der großen Auswahl zudem unseren eigenen Interessen nachgehen. Überraschungen blieben nicht aus, wie etwa, als zwei von uns durch die Vielzahl der gleichzeitig gebotenen Stücke im falschen Theater landeten. Hier erlebten wir, wie stark Erwartungen die Rezeption beeinflussen (Wie nimmt man ein Stück wahr, wenn man denkt, es sei ein Klassiker?).
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