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Gemeinsam an Texten arbeiten, sie analysieren, auswerten oder kommentieren – das ermöglicht der digitale Seminarreader SHRIMP_PODS, der an der Universität Leipzig entwickelt wurde. Die Germanistin Junprof. Dr. Julia Fuchs und die Anglistin Dr. Frauke Hofmeister haben den Reader im Sommersemester 2023 gemeinsam mit Studierenden in ihren Seminaren verwendet und berichten im Interview von ihren Erfahrungen.

Lehrangebot von Junprof. Dr. Julia Fuchs:

  • Studiengang: B.A. Germanistik 6. Semester, Staatsexamen (Gym) 8. Semester
  • Lehrveranstaltung: Übung „Leichte Sprache: Theorie trifft Praxis“ im Modul „Germanistische Sprachwissenschaft – Vertiefungsmodul I“
  • Größe der Gruppe: 30 Personen
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Juniorprofessorin Dr. Julia Fuchs
Juniorprofessorin Dr. Julia Fuchs, Foto: Anke Steinberg

Lehrangebot von Dr. Frauke Hofmeister:

  • Studiengang: B.A. Anglistik 4./6. Semester (einschließlich Wahlbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften)
  • Lehrveranstaltung: Seminar „Of Little England and Global Britain. The UK’s Position in the World in British Political Speeches” im Modul „English Literatures and Cultures in a Global Context”
  • Größe der Gruppe: 13 Personen
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Dr. Frauke Hofmeister
Dr. Frauke Hofmeister, Foto: Swen Reichhold

Was hat beim Einsatz von SHRIMP_PODS gut funktioniert, welche Vorteile gegenüber anderen Werkzeugen hatte die Arbeit mit der Plattform für Sie?

Julia Fuchs: SHRIMP_PODS ermöglichte es den Studierenden in der Übung, kollaborativ an der standardsprachlichen Version einer Besucherbroschüre für den Botanischen Garten zu arbeiten, die es in Leichte Sprache zu übertragen galt. Anders als etwa bei Moodle konnten die Studierenden bei SHRIMP_PODS PDF-Dokumente zum Beispiel kommentieren, annotieren und diskutieren. Das Tool eignete sich also sehr gut für die interaktive Bearbeitung des Ausgangstextes.

Frauke Hofmeister: SHRIMP_PODS ist gut dafür geeignet, kollaborativ und interaktiv Primär- und Sekundärquellen zu erschließen und zu diskutieren. Das Hinzufügen von Fragen, Kommentaren, Querverweisen und Reaktionen erleichtert die intensive Auseinandersetzung mit den einzelnen Texten, sowohl bei der Seminarvorbereitung als auch während der Lehrveranstaltung.
Ein besonderer Vorteil für mein Seminar, dessen Fokus auf der Analyse politischer Reden aus verschiedenen Zeiträumen lag, war jedoch insbesondere die Möglichkeit, tags auch dokumentübergreifend zu verwenden und die so markierten Stellen als Übersicht darzustellen. Diese Funktion erleichtert es zum Beispiel, wiederkehrende Themen, Strategien oder spezifische Metaphern aufzuzeigen und deren Entwicklungen zu analysieren. Damit stellt SHRIMP_PODS eine wertvolle Ergänzung zu den vielfältigen Möglichkeiten, die Moodle bietet, dar.

Wie gut kamen Ihre Studierenden mit der für sie neuen Plattform zurecht?

Hofmeister: Einige Teilnehmer:innen waren mit der Plattform bereits aus früheren Lehrveranstaltungen vertraut, kannten sich also besser aus als ich. Auch die anderen Studierenden konnten die Funktionen bei konkreten Arbeitsaufträgen schnell nutzen. Allerdings gab es auch einige Herausforderungen bei der Verwendung der Plattform, zum Beispiel Probleme mit der Internetverbindung im Seminarraum, die stark ungleich verteilte Aktivität der Studierenden oder auch die Bewahrung der Übersichtlichkeit im Pod. Gerade bei der Benennung von tags werde ich bei der zukünftigen Verwendung der Plattform verstärkt auf klare Vorgaben setzen.

Fuchs: Bei manchen Studierenden stieß SHRIMP_PODS zunächst auf Akzeptanzprobleme. Deshalb bin ich im aktuellen Wintersemester 2023/24 dazu übergangen, den Studierenden zu Beginn des Semesters Übungsaufgaben zu SHRIMP_PODS zu geben, die während der Lehrveranstaltung bearbeitet und besprochen werden. Auf diese Weise, so mein Ziel, machen sich die Studierenden von Anfang an mit dem Tool vertraut und lernen seine Vorzüge kennen und schätzen.

Wem würden Sie die Plattform für die Lehre weiterempfehlen und warum?

Fuchs: SHRIMP_PODS empfehle ich all jenen Lehrenden, die in ihren Veranstaltungen vertieft mit Texten arbeiten wollen, das heißt die diese nicht nur zur Information zur Verfügung stellen (dafür würde ich weiterhin Moodle nutzen), sondern die die Texte selbst zum Gegenstand der Lehrveranstaltungsdiskussion machen. Mithilfe von SHRIMP_PODS können dann zum Beispiel konkrete Arbeitsaufträge im Text verortet werden, zentrale Konzepte können getaggt werden usw. Somit eignet sich SHRIMP_PODS aus meiner Sicht sowohl für Arbeitsaufträge, die zu Hause bearbeitet werden, als auch für den Einsatz in der Lehrveranstaltung selbst.

Hofmeister: SHRIMP_PODS ist aus meiner Sicht für alle Lehrveranstaltungen geeignet, in denen sich die Studierenden intensiv mit einzelnen Texten auseinandersetzen sollen. Die Funktionen der Plattform können dabei den Austausch zwischen den Studierenden anregen und die direkte Verknüpfung der Selbstlernzeit mit der Lehrveranstaltungsdiskussion befördern.

 

Die Fragen stellte Nina Vogt.

Im SHRIMP-Projekt werden seit 2015 die didaktischen Potentiale eines interaktiven Hypertext-Readers ausgelotet um die wissenschaftliche Lesekompetenz zu fördern.

2021 startete die Projektphase SHRIMP_PODS zur Etablierung einer Lehr-Lern-Plattform, innerhalb derer PDF-basierte Textsammlungen für die Lehre angelegt und die Dateien mit einer Interaktionsebene versehen sowie didaktisch aufbereitet werden können. SHRIMP_PODS eignet sich vor allem für Fachbereiche, in denen umfassendere Texte und Textsammlungen kritisch diskutiert werden sollen. Seit dem Sommersemester 2023 ist eine Testversion verfügbar.
 

Projektleiter Dr. Sebastian Herrmann vom Institut für Amerikanistik erhielt im September 2023 den 3. Platz beim Preis für hervorragende digitale Lehre in der sächsischen Lehrer:innenbildung für den Einsatz des digitalen Seminarreaders in seinen Lehrveranstaltungen.

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