„Mich hat die Universität immer begeistert“, sagt sie aus tiefster Überzeugung. Schon die Jahre in der Albertina, die sie noch heute regelmäßig besucht, hätten sie sehr geprägt. Doch der Reihe nach: Ihre Kindheit verbrachte Angelika Snicinski-Grimm in Wurzen. Nach dem Abi studierte sie an der TU Leipzig, der heutigen HTWK, Betriebswirtschaft für Bauwesen. Erste berufliche Erfahrungen sammelte sie im Baukombinat Leipzig, wo sie zum Beispiel Schulen oder Kitas an die späteren Träger übergeben hat. Als sie 1986 ihre Tochter bekam, spürte sie die Lust auf berufliche Veränderung, denn reine Buchhaltung sei schon damals nichts für sie gewesen, erzählt sie.
Somit begann 1987 für sie die Ära Uni Leipzig. Als Verwaltungsleiterin führte Snicinski-Grimm beispielsweise das Konto für den Wiederaufbau der im Krieg teilweise stark zerstörten Albertina. Sehr gut arbeitete sie unter anderem mit der früheren Vize-Direktorin der Universitätsbibliothek, Charlotte Bauer, zusammen, die auch erst kürzlich in den Ruhestand gegangen ist. Snicinski-Grimm war für Personalfragen, Beschaffung und allgemeine Verwaltung zuständig. Diese Erfahrungen halfen ihr sehr, als sie am 1. April 2003 die Stelle als Leiterin des Sachgebiets Beschaffung antrat. Seither wachten sie und ihre sechs Kolleg:innen in der Vergabestelle über alle größeren Anschaffungen und Dienstleistungsverträge. Ein Highlight war für sie die Ausstattung des Paulinums – Aula und Universitätskirche St. Pauli. Allein die Finanzierung der Orgeln in dem Neubau war für sie eine spannende Sache, die weit über das tägliche Geschäft hinausging. „Das war etwas sehr Besonderes, da das für eine Hochschule nicht typisch ist“, erinnert sich Snicinski-Grimm, die damals auch Mitglied der Orgel-Kommission war.
Harte Nüsse und ein unerwarteter Preis
Natürlich gab es in all den Jahren auch harte Nüsse zu knacken. Einmal, berichtet Snicinski-Grimm, wurde die Universität vor die Vergabekammer geladen, weil ein Bieter sich bei einem Großprojekt benachteiligt fühlte. „Wir haben gewonnen, weil wir alles transparent und ordnungsgemäß gemacht haben“, berichtet sie. Als harte Nuss sieht sie auch den dauerhaften Kampf um Stellenbesetzungen an. „Es entsteht der Eindruck, dass dort, wo es holpert, schneller Stellen kommen als bei denen, die still arbeiten und alles zu schaffen versuchen“, beschreibt sie die Misere.
Während in früheren Jahren viele Geräte etwa für wissenschaftliche Labore gekauft wurden, sind es heute mehr die Dienstleistungen, deren Verträge auf Korrektheit und Wirtschaftlichkeit geprüft werden, zum Beispiel für Beratungen oder Bewachungsleistungen. Neben der Anlagenbuchhaltung, der Bestandsverwaltung und dem Inventurmanagement gehören auch interne Fortbildungen zu den Aufgaben der Abteilung. Insgesamt seien die Breite der Aufgaben und die rechtlichen Vorgaben in den vergangenen Jahren komplexer geworden, sagt die Sachgebietsleiterin.
Auch stellvertretend für ihre – wie sie sagt – „beflissenen Kolleginnen und Kollegen“ wurde Angelika Snicinski-Grimm am Dies academicus 2024 mit dem Hauptpreis für besonderes Engagement für die Universität Leipzig geehrt. „Das habe ich nicht erwartet. Mir ist das sehr ans Herz gegangen“, erzählt sie. Ohne das Engagement ihres Teams hätte sie wohl nie das erreicht, wofür sie im Dezember ausgezeichnet wurde, ist Snicinski-Grimm überzeugt. Am 24. Februar wird sie von ihren Mitstreiter:innen und Weggefährt:innen bei einem Empfang im Neuen Senatssaal gebührend verabschiedet.
Universität wurde auch privat zum Glücksfall
Was kommt danach? So ganz lassen sie die Finanzen auch im Ruhestand nicht los, denn um diese möchte sie sich in der Universitätsgesellschaft dann ehrenamtlich kümmern. Sie ist Mitglied in zwei weiteren Vereinen, unter anderem im Verein für deutsche Sprache. „Das ist meine Passion“, verrät sie. „Eine klare und verständliche Sprache ist auch in Vergabeunterlagen sehr wichtig“, schließt sie den Kreis zwischen Ehrenamt und Job. Ihre zwei Enkeltöchter im Alter von acht und 12 Jahren, die ebenso wie sie in Naunhof wohnen, freuen sich schon auf mehr Zeit mit ihrer Oma. Zudem möchte sie reisen und mit Yoga oder Pilates beginnen. „Ich brauche eine Struktur, auch im Ruhestand“, sagt sie. Beliebigkeit werde bei ihr auch im Ruhestand nicht aufkommen.
Die Universität ist für Angelika Snicinski-Grimm auch privat zum Glücksfall geworden, denn hier hat sie ihren heutigen Ehemann, Oliver Grimm, kennengelernt. Er war 2003 Leiter des Justitiariats. Sie benötigte damals viele Rechtsberatungen, holte sich diese im „Justi“. Irgendwann nicht lange danach wurden aus Kollegen Liebende, die sich am 2. Juni 2006 das Ja-Wort gaben.
Heute freut sich Snicinski-Grimm schon darauf, mit ihrer Familie mehr Zeit für Reisen, Ausstellungsbesuche und die vielen anderen schönen Dinge des Lebens zu haben. Und gern wird Frau „Sni“ an die vielen Jahre an ihrer Uni zurückdenken, wo sie so viele Menschen und darunter auch einen ganz besonderen kennenlernen durfte.
Kommentare
Steffi,
von 1987 bis 2025 sind es aber nicht 27 Jahre, sondern 38 ;-)
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Susann Sika,
Danke für den Hinweis. Ich habe die Zahl korrigiert.
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Sylvia Proksch,
Die Hochschule hieß damals Technische Hochschule (TH Leipzig) und nicht TU War selbst dort Studentin in der selben Studienrichtung "Soz. Betriebswirtschaft des Bauwesen, kurz SBW) von 1988 bis 1993 und bin 2001 an der Uni gelandet :-)
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Elisabeth Burr,
Frau Snicinski habe ich 2005 kurz nach dem Antritt meiner Professur Französische, frankophone und italienische Sprachwissenschaft am Institut für Romanistik kennengelernt und nie wieder vergessen. Ihre freundliche und unumschweifende Art sowie ihr professioneller, korrekter und zielführender Umgang mit Vorschriften und Gegebenheiten hat auf mich großen Eindruck gemacht. Ihr unterwegs beiläufig zu begegnen, war immer ein freudiger Moment. Ich möchte ihr einen gesunden, erfüllenden und mit Fröhlichkeit gesegneten Ruhestand wünschen.
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Christina Balciunas,
Frau Snicinski-Grimm hat die Universitätsmusik seit 2004 in verschiedensten Bereichen und Projekten - angefangen mit der Orgelkommission - immer kompetent, zielorientiert, wohlwollend und unterstützend begleitet. Da wir uns am 24.2. urlaubsbedingt nicht persönlich verabschieden können (vereinsbedingt bleiben wir ja weiter in Verbindung) auch an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für die großartige Zusammenarbeit! Bleiben Sie gesund und genießen Sie all das Schöne, das Sie sich für Ihren Un-Ruhestand vorgenommen haben!
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