Schon jetzt ist die gebürtige Görlitzerin dabei, „sich selbst abzuwickeln“ – ein aufwändiges Prozedere, wie sie von der Verabschiedung des einstigen UBL-Direktors Ulrich Johannes Schneider im Jahr 2022 weiß. Er und auch die anderen zwei Chef:innen, mit denen sie zusammengearbeitet hat, ließen ihr stets den Freiraum zum Gestalten, den Charlotte Bauer wie die Luft zum Atmen braucht. Veränderungen in ihrem Haus habe sie stets in einer „angenehmen und familiären Atmosphäre“ umsetzen können. „Meine Kolleginnen und Kollegen sind immer offen für Neuerungen. Sie sind extrem serviceorientiert“, schwärmt sie. Die schönste Erinnerung an ihre Zeit an der Alma mater könne sie gar nicht nennen. Zu viele gebe es davon, betont Bauer und spricht von einem „unglaublichen Wandel“ ihrer Bibliothek über die Jahre.
Von der Sprachmittlerin zur stellvertretenden Bibiotheksdirektorin
In Berlin schloss Charlotte Bauer noch in DDR-Zeiten ihr Studium als Sprachmittlerin für Russisch und Polnisch ab und landete bald darauf in Leipzig, wo sie als Übersetzerin in der Bibliothek der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) tätig war. Von 1987 bis 1989 studierte sie postgradual an der Humboldt-Universität zu Berlin Bibliothekswissenschaften. Das war für Bauer ein wichtiger Karrierebaustein. Nach der Abwicklung der DHfK Anfang der Neunzigerjahre, als viele ihrer damaligen Kolleg:innen gehen mussten, wurde Bauer 1992 Leiterin der viel besuchten Zweigstelle Augustusplatz der Universitätsbibliothek. Sieben Jahre später schaffte sie den Sprung zur stellvertretenden UBL-Direktorin und zog in ihr Büro ein, dessen Ausblick sie noch heute genießt: Ihre Albertina spiegele sich in der Glasfassade des gegenüberliegenden Geisteswissenschaftlichen Zentrums wider. „Ich habe sie immer von meinem Fenster aus gesehen.“
Schon reichlich 25 Jahre mache sie diesen Job. „Daran kann man erkennen, dass er mir sehr viel Freude bereitet“, sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen. In dieser Zeit hat Charlotte Bauer unzählige innovative Projekte betreut, etwa die Einführung des Bibliotheksmanagement-Systems im Jahr 2000 oder die digitale Transformation der Bibliothek. Allein sechs vom Freistaat finanzierte Bibliotheksbauten entstanden unter ihrer Regie, vier weitere Baumaßnahmen in Mietobjekten hat Bauer begleitet. 2017 kürte der Deutsche Bibliotheksverband die UBL zur „Bibliothek des Jahres“ – eine Ehrung, an der Charlotte Bauer ebenfalls einen großen Anteil hatte. Sie selbst wurde am 9. März 2022 für ihr Engagement zur Ehrenbürgerin der Universität ernannt. Seit 2005 ist sie Senatsmitglied. Ihre erste Sitzung war am 13. Dezember 2005. Damit ist Charlotte Bauer das dienstälteste Mitglied des Gremiums.
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