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Familie Friedländer studiert seit drei Generation an der Universität Leipzig: Dr. Benjamin Friedländer ist seit Januar 2023 Juniorprofessor für Public Management an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Vor ihm studierte bereits sein Vater, Dr. Thomas Friedländer, Afrikanistik an der Karl-Marx-Universität. Dessen Vater wiederum, Prof. Dr. Paul „Bonzo“ Friedländer (1921–1980), war in den 1960er Jahren wissenschaftlicher Mitarbeiter am Orientalischen Institut. Als einer der frühen Asia-, Afrika- und Lateinamerikaforscher der DDR reiste er unter anderem nach Indien, wo er mit anderen Delegierten der Akademie der Wissenschaften von der damaligen indischen Ministerpräsidentin, Indira Ghandi, empfangen wurde.

Paul Friedländer: Antifaschist und Regionalwissenschaftler

„Für meinen Vater war Bildung sehr wichtig“, sagt Dr. Thomas Friedländer. „Er selber wuchs bei den Großeltern und in einem Berliner jüdischen Waisenhaus auf, da seine Mutter früh gestorben und sein eigener Vater lange abwesend und mittellos war“. Eine höhere Schulbildung blieb ihm verwehrt. „Bereits während der Schule und seiner Färber-Lehre engagierte er sich in der antifaschistischen Widerstandsgruppe um den jüdischen Kommunisten Herbert Baum“, so Thomas Friedländer. Mit dem letzten Kindertransportzug konnte er nach London flüchten und war später in Australien interniert. Erst nach seiner Rückkehr 1947 nach Ost-Berlin kam er unter großen Hindernissen zur ersehnten akademischen Laufbahn. Unter anderem war er am Orientalischen Institut an der Sektion Afrika- und Nahostwissenschaften der Karl-Marx-Universität Leipzig (KMU) tätig. Die Geschichte des Vaters und seiner jüdischen Familie hat Thomas Friedländer kürzlich niedergeschrieben. „Bonzos Auge“ ist im Verlag Edition Schwarzdruck erschienen.

Solide, tragfähige Ausbildung in Leipzig

„Zuhause sprachen wir viel über die Inhalte seiner Arbeit an der Universität“, erinnert sich Thomas Friedländer. Seine eigene Studienwahl habe sein Vater maßgeblich beeinflusst. „Die Entscheidung fiel schließlich auf Afrikanistik, die an derselben Sektion angesiedelt war, an der er zuvor tätig gewesen war und die er mitgestaltet hatte“, sagt er. „Für uns stand die Universität Leipzig immer für eine solide und tragfähige Ausbildung, für Tradition und zugleich Zukunftsorientierung.“ Die Universität präge die Stadt nach wie vor auf angenehme Weise. „Wir unternahmen als Studenten viel gemeinsam, in unserer Familie spielte das eine große Rolle“, so Thomas Friedländer, dessen zwei Brüder ebenfalls an der damaligen Karl-Marx-Universität Leipzig studierten. „Mein Vater nahm regen Anteil an meinem Studium, ließ sich immer das Neueste erzählen.“

Thomas Friedländer: Afrikanist und entwicklungspolitischer Berater

Die akademische Ausbildung am Institut habe in den 1970er Jahren als Vorbereitung auf die internationale Zusammenarbeit im Zuge der Solidaritätsleistungen im außenpolitischen Bereich gedient. Ziel sei auch gewesen, „dass die DDR im Ausland diplomatische Anerkennung finden würde.“ Er lernte Swahili, das er neben Russisch, Französisch, Englisch und etwas Ukrainisch heute noch gut spricht. Diplomat werden wollte er aber nicht. Nach seinem Studium war er Wissenschaftler am Institut für Internationale Politik und Wirtschaft der DDR (IPW) in Berlin, wo er promoviert und habilitiert wurde – bis zu dessen Auflösung im Zuge der Wende.

Später war der Wissenschaftler entwicklungspolitischer Berater der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Benin und im Anschluss für die Treuhand Osteuropa (TOB) in Russland und der Ukraine. Nach dem Tod seiner Frau 2003 blieb er der Familie wegen in Deutschland, verwaltete EU-Projekte bei Bildungsträgern. „Mit meinen Kommilitonen bin ich die ganze Zeit in Kontakt geblieben, auch mit der Universität, zum Beispiel durch Konferenzen. Wir treffen uns noch heute.“

Benjamin Friedländer: Juniorprofessor für Public Management

„Bei uns zuhause haben wir immer intensiv über aktuelle Themen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft diskutiert“ sagt Jun.-Prof. Benjamin Friedländer, Sohn von Dr. Thomas Friedländer. „Als ich auf das Abitur zuging, führten die vielen Gespräche mit meinem Vater frühzeitig zu einer Sensibilisierung für gesellschafts- und wirtschaftspolitische Fragen. Insofern gibt es Parallelen zu seiner Geschichte.“

Zwar habe er seinen Großvater nicht persönlich kennengelernt, dennoch hätten die Themenfelder, die er und sein Vater über die Jahrzehnte bearbeiteten, bei ihm großes Interesse geweckt. „Insoweit war es für mich naheliegend, Wirtschaftswissenschaften zu studieren“, so der Juniorprofessor. „Politik- und Verwaltungswissenschaft standen ebenfalls im Raum, aber diese Disziplinen habe ich glücklicherweise über Spezialisierungen im Wirtschaftsstudium vertiefen können.“ Schon immer spannend habe er gefunden, wie öffentliche Aufgabenerfüllung zukunftsorientiert organisiert werden könne und welchen Beitrag Politik und Verwaltung hierzu leisteten. „Die Professur für Public Management liegt an der Schnittstelle zwischen Ökonomie, Politik, Verwaltung, aber auch Nachhaltigkeit“, erläutert er. Benjamin Friedländer promovierte an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, bevor er 2023 den Ruf an die Universität Leipzig annahm. „Die Interdisziplinarität an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ist einzigartig“, sagt er. „Für mein Fach sind die vielen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und Kommunalwirtschaft ein Gewinn.“ Die Fakultät legt großen Wert auf Transfer – regional, national und international. „Und Leipzig ist ein Ort, an dem man sich unglaublich wohl fühlen kann.“

 

  • Das Buch "Bonzos Auge" von Thomas Friedländer hat 400 Seiten und ist 2023 im Verlag Edition Schwarzdruck erschienen.
    ISBN: 978-3-96611-027-3

Alumni-Netzwerk

Verbunden bleiben – Wissen weitergeben – Zukunft mitgestalten. Unter diesem Motto steht das Alumni-Netzwerk LEIPZIG ALUMNI. Alumnae und Alumni haben an unserer Alma mater studiert und damit auch ihre Geschichte miterlebt und mitgestaltet – wir laden sie daher ein, mit uns in Kontakt zu bleiben und das Leben an unserer Universität Leipzig aktiv zu begleiten. Schöne, vielfältige Erinnerungen, die bleiben, bilden dafür eine gute Grundlage. In regelmäßigen Abständen berichten wir daher im Universitätsmagazin sowie den Social-Media-Kanälen der Universität über Alumni und ihre Lebenswege. Melden Sie sich gern, wenn auch Sie eine schöne Geschichte zu erzählen haben.

Weitere Informationen: www.alumni.uni-leipzig.de 

Kommentare

  • Joachim Oelßner,

    Ich finde es toll, dass drei Friedländer-Generationen an der Leipziger Universität studierten und sich danach auf ihren Aufgabengebieten bewährten! Nun wünsche ich dem Jüngsten viel Erfolg in Leipzig. Da Leipzig laut Vorgabe des Bürgermeisters eine autoarme Stadt werden soll, hat er hier die Möglichkeit, auf seinem Fachgebiet Zukunft zu gestalten. Ich wünsche ihm Erfolg!

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  • Walter Riccius,

    Das ist ein schöner und sehr traditioneller Zusammenhang, was die „FRIEDLÄNDER“ so auf die Waage bringen. Es spricht für Sie und für Leipzig. Sehr froh bin ich auch, zwei von ihnen bereits über den Weg gelaufen zu sein. Einmal davon eher zufällig und vom Gefühl her, das da jemand etwas richtig gemacht hat. Auf alle Fälle ruft es nach Fortsetzung, in allen Dimensionen…

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