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Wie können überfachliche Kompetenzen künftig stärker in die Lehre integriert werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 10. Tages der Lehre an der Universität Leipzig. Die bisherigen Ergebnisse des Prozesses „Skills for tomorrow“ wurden zu diesem Anlass vorgestellt und lebhaft diskutiert.

Der 10. Tag der Lehre am 22. Januar 2025 war nicht nur eine Jubiläumsveranstaltung mit erstmals lehrfreiem Nachmittag, er bildete auch den feierlichen Abschluss eines einjährigen Prozesses: In den letzten zwölf Monaten hatten sich Akteur:innen aus verschiedenen Statusgruppen zur Zukunft der Lehre an der Universität Leipzig ausgetauscht – sowohl fakultätsintern als auch fakultätsübergreifend. 

Unter dem Motto „Skills for tomorrow“ standen überfachliche Kompetenzen im Fokus der Workshops und Arbeitsgruppen: Wie können Studierende auf zukünftige Lebens- und Arbeitswelten vorbereitet werden? Welche Kompetenzen werden in Zukunft besonders wichtig sein?

Auf diese Fragen wurden erste konkrete Antworten gefunden und beim Tag der Lehre im Paulinum vorgestellt. Die Arbeitsgruppen hatten sechs Themenfelder identifiziert, an denen die Vermittlung überfachlicher Kompetenzen ausgerichtet werden soll: 

  • Nachhaltigkeit
  • Demokratiebildung
  • Diversität
  • Data und Digital Literacy
  • Entrepreneurship und Selbstständigkeit
  • Sprachen- und Kulturkompetenz

In den kommenden Monaten sollen Wege diskutiert und entwickelt werden, wie diese Themen schrittweise mehr Gewicht in der Lehre bekommen können. „Ich bin stolz darauf, was wir schon erreicht haben“, sagte Prof. Dr. Roger Gläser, Prorektor für Talententwicklung: Lehre und Studium und Schirmherr des Tages der Lehre. Außerdem gab er einen Ausblick, wie das Leitbild Lehre der Universität in den kommenden Monaten fortgeschrieben und aktualisiert werden soll. Er betonte die Autonomie der Fakultäten und sicherte zu, dass auch alle weiteren Schritte partizipativ und nicht überstürzt gegangen werden sollen. (Lesen Sie dazu auch das Interview mit Prof. Dr. Roger Gläser.)

Bei der Podiumsdiskussion, an der sich auch Studierende und Mitarbeitende aus dem Publikum rege beteiligten, wurde deutlich, welche Folgefragen sich aus den ersten Resultaten zu den „Skills for tomorrow“ ergeben. Die Diskussion drehte sich vor allem um die Herausforderung, überfachliche Kompetenzen ins Studium zu integrieren, ohne die Curricula zu überfrachten. Auch über das richtige Maß und gute Wege der Beteiligung von Studierenden wurde debattiert.

Lesen Sie hier, welches Zwischenfazit Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion am Tag der Lehre zogen:

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Prof. Dr. Irene Coin
Prof. Dr. Irene Coin ist Studiendekanin an der Fakultät für Lebenswissenschaften und nahm am Vorbereitungsprozess zum 10. Tag der Lehre teil, Foto: Swen Reichhold

Prof. Dr. Irene Coin:

„Wir bilden nicht nur Fachleute aus. Unsere jetzigen Studierenden werden die morgige Gesellschaft prägen und daher müssen wir Menschen mit überfachlichen Kompetenzen ausbilden. Es geht darum, sich an neue gesellschaftliche Herausforderungen anzupassen, eine Modernisierung in der Lehre. Wir haben gesehen, dass es einen großen Bedarf gibt, über solche Themen zu reden, sowohl vonseiten der Studierenden als auch vonseiten der Dozierenden. 

Ich würde mir wünschen, dass wir den Studierenden eine Möglichkeit lassen, im Curriculum einen Blick in andere Fächer zu werfen. Und dass wir überfachliche Kompetenzen so in die Lehre integrieren, dass man sie einfach mitnimmt, so fast nebenbei, ohne Zwang.”

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: David Rennert
David Rennert, Referent für Lehre und Studium im Student*innenRat der Universität Leipzig, war im Vorbereitungsprozess zum 10. Tag der Lehre dabei, Foto: Swen Reichhold

David Rennert:

„Ich finde, dass wir auf einem guten Weg sind. Der Tag der Lehre in diesem Rahmen war wichtig, um festzustellen, wo noch Regelungsbedarf besteht. Er hat auch gezeigt, dass es noch mehr Mitwirkung braucht und der Prozess noch transparenter gestaltet werden muss. Wir sollten fragen, welche überfachlichen Kompetenzen im bisherigen Entwurf noch fehlen und Personen mit besonderen Bedarfen anhören.” 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Fanny Weickelt
Fanny Weickelt nahm als Referentin für Lehramt im Student*innenRat der Universität Leipzig am Vorbereitungsprozess zum 10. Tag der Lehre teil, Foto: Swen Reichhold

Fanny Weickelt:

„Der Tag der Lehre-Prozess war sehr strukturiert und partizipativ gestaltet. Ich hoffe, dass jetzt hier nicht Schluss ist. Die Themen sollten nicht nur zum Tag der Lehre diskutiert werden, sondern einfach Teil der Qualitätsentwicklung an der Universität sein. Ich glaube, es braucht jetzt klare Kommunikation und klare nächste Schritte, damit die Lust, Sachen zu verändern, nicht verloren geht.”

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer
Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer war als Prodekan Studium an der Philologischen Fakultät in den Vorbereitungsprozess zum 10. Tag der Lehre involviert, Foto: Swen Reichhold

Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer:

„Mit Blick auf die Integration von überfachlichen Kompetenzen in die Curricula sollten wir als nächstes schauen, wie wir es schaffen, dass sich Studierende auch für Themen interessieren, die nicht aus ihrem Fach stammen. Wie können wir Lehrangebote entwickeln, die nicht so fern vom Studium sind, dass es für die Studierenden nicht machbar ist? Wie können wir solche Angebote auch ins stark regulierte Lehramtsstudium integrieren? 

Wir sollten zu solchen Fragen noch intensiver ins Gespräch mit den Studierenden und Lehrenden kommen. Damit ein neues Leitbild Lehre wirksam werden kann, ist es außerdem wichtig, das Zugehörigkeitsgefühl und das Commitment der Lehrenden zu stärken.”

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Prof. Dr. Astrid Lorenz
Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Astrid Lorenz nahm als Themenpatin für Demokratiebildung an der Podiumsdiskussion zum 10. Tag der Lehre teil, Foto: Swen Reichhold

Prof. Dr. Astrid Lorenz:

„Als Themenpatin stehe ich gerne bei den Überlegungen zur Verfügung, welche überfachlichen Kompetenzen aus dem Bereich Demokratiebildung wichtig sind. Zur weiteren Entwicklung eines Programms für überfachliche Kompetenzen sollte in den Fächern diskutiert werden, inwieweit eine Einführung mit den eigenen Curricula harmoniert und wie man das von den Ressourcen her stemmen kann. Übrigens bietet auch diese Praxis des Nachdenkens über überfachliche Kompetenzen reichhaltige Anhaltspunkte, um mit Studierenden verschiedene Demokratiemodelle zu reflektieren.”

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