Nachricht vom

Sie nennen sich "Seligkeitsdinge", "Theresaliebt" oder "andersamen": Evangelische Pfarrer:innen, die auf Instagram von ihrem Alltag berichten, sich virtuell mit Christ:innen vernetzen und zum digitalen Gespräch einladen. Unter dem Hashtag #digitaleKirche findet man in dem sozialen Netzwerk mittlerweile zahlreiche Accounts, die zehntausende, meist junge am Glauben interessierte Menschen erreichen. Eine Entwicklung, die in der Berufstheorie bislang noch zu wenig beleuchtet wird, findet Kira Stütz. Sie promoviert an der Theologischen Fakultät zu dem Thema, wie die Selbstpräsentation evangelischer Pfarrer:innen auf Instagram das Amt prägen und verändern könnte.

Name: Kira Stütz

Geboren: 1994 in Lüdenscheid

Fachgebiet: Praktische Theologie

Mein Promotionsthema und/oder mein aktuelles Forschungsthema: Öffentliches Amt und digitale Inszenierung. Eine qualitativ-empirische Studie zur Selbstpräsentation evangelischer Pfarrer:innen auf Instagram.

Das habe ich studiert: Evangelische Theologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und an der Universität Leipzig

An der Uni Leipzig beschäftigt als/seit: als SHK von 2018–2021, als WHK im Rahmen des Pre-Doc Awards seit Oktober 2021

 

Worum geht es in Ihrem Dissertationsprojekt und was wollen Sie herausfinden?

Instagram ist als erweiterter Lebensraum vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Unter dem Hashtag #digitaleKirche vernetzen sich viele Christ:innen, um über ihren Glauben ins Gespräch zu kommen oder aus ihrem Leben als Christ:in zu berichten. Auch Pfarrer:innen sind längst auf Instagram vertreten. Da das Pfarramt als genuin öffentliches Amt zu verstehen ist, beschäftigt mich die Frage, wie sich ein solches öffentliches Amt auf Social Media ausgestaltet und darstellt. Wie verhalten sich Amt, Person und Beruf zueinander und was kommunizieren Pfarrer:innen eigentlich dort?

Warum promovieren Sie gerade zu diesem Thema? Was treibt Sie an und was fasziniert Sie persönlich an diesem Forschungsthema?

Schon in meiner Examensarbeit im Jahr 2020 ist mir aufgefallen, dass es sich bei diesem Themengebiet um ein großes Forschungsdesiderat innerhalb der Praktischen Theologie handelt, obwohl es bereits in einigen Landeskirchen Pfarrstellenanteile für Social Media gibt. Die Tatsache, dass die Berufstheorie des Pfarrberufs (Pastoraltheologie) diese Tätigkeit bisher kaum reflektiert, während sie in der Praxis für viele Pfarrer:innen längst zum Alltag gehört, treibt mich an, mich mit diesem Phänomen tiefergehend zu beschäftigen. Denn das personenbezogene und visuelle Storytelling, um das es bei Instagram geht, führt in vielen Fällen zwangsläufig zu einer Fokussierung auf die Person, so dass Amt und Institution in den Hintergrund treten und die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen. Umso wichtiger scheint mir eine genaue Beobachtung dessen, was eigentlich auf Instagram passiert, um daran anschließend pastoraltheologische Impulse für den digitalen Raum zu entwickeln.

Das Wichtigste an meiner Tätigkeit ist für mich:

Dass ich eine Lücke zwischen beruflicher Praxis und theoretischer Reflexion im und über das Pfarramt überbrücke, was letztlich für beide Bereiche fruchtbar werden kann und soll.

Welche Stolpersteine und Highlights begegnen Ihnen auf Ihrem Weg zum Doktortitel?

Als Arbeiterkind ist der Weg in die akademische Welt mit reichlich Stolpersteinen versehen, besonders in einem so traditionellen Studiengang wie dem der Theologie. Zu erleben, dass ich immer mehr Fuß gefasst habe und hineingewachsen bin und nun sogar gemeinsam mit Dr. Kerstin Menzel mit dem Pre-Doc Award der Universität Leipzig eine Auszeichnung für meine Projektidee bekommen habe, ist ein großes Highlight für mich. Durch meinen Doktorvater Prof. Dr. Alexander Deeg erhalte ich dabei wertvolle Impulse und große Unterstützung.

Wie geht es nach der Promotion für Sie weiter?

Da ich noch ganz am Anfang meiner Promotionszeit stehe, ist es noch wenig absehbar, wie es von dort aus weitergeht. Jedoch halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass ich mein Vikariat (die praktische Ausbildung zur Pfarrerin) absolvieren werde, um ausgehend von meiner Promotion in der Kirche Impulse zu setzen und die Themen der Digitalisierung, Digitalität und Medialisierung in Ausbildung und Beruf ein- und voranzubringen.

Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

In Anbetracht der Klimakrise und den gewaltigen Herausforderungen, vor denen wir alle stehen, wünsche ich mir natürlich, dass wir globale Lösungen finden und die drastische Erderwärmung eindämmen können. 

Womit verbringen Sie gern Ihre Freizeit?

Wenn ich nicht gerade in der Boulder- oder Schwimmhalle bin – sofern die Pandemie das zulässt  –, fahre ich gerne Longboard oder lasse meiner Kreativität beim Handlettering, Layouten, Nähen oder Texteschreiben freien Lauf. Ab und an genieße ich auch einen Thriller mit einer Tasse Tee auf der Couch.

Was gefällt Ihnen besonders an der Uni und/oder Stadt Leipzig?

Leipzig ist eine besondere Großstadt, der man ihre Größe im positiven Sinne nicht anmerkt. Natur und Altbauten wechseln sich ebenso ab wie Kultureinrichtungen und Cafés. Jeder Stadtteil hat seinen eigenen Charme und ist dennoch vom Zentrum gut zu erreichen. Und auch die Uni prägt die Stadt durch ihre vielen Fakultäten und Möglichkeiten enorm. Ich erlebe die Uni Leipzig als große Ermöglicherin von Wissenschaft, Forschung und persönlicher Entwicklung.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

Antworten auf diese Frage werden zumeist pathetisch, aber ich denke, dass mir mein Konfirmationsspruch sowohl An- als auch Zuspruch ist: „Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ (Die Bibel, Matthäus 5,6)

 

Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Ihr Kommentar

Hinterlassen Sie gern einen Kommentar. Bitte beachten Sie dafür unsere Netiquette.