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Er ist der Held vieler Schüler:innen und seinetwegen werden im Geschichtsunterricht ganz offiziell YouTube-Videos geschaut. Die Rede ist von Mirko Drotschmann, der mit seinen Videos als „MrWissen2go“ ein Millionenpublikum erreicht. In einem Seminar für Lehramtsstudierende der Universität Leipzig vermittelte der YouTube-Star vergangene Woche, wie man politische und historische Themen verständlich für Jugendliche und junge Erwachsene erklärt.

„Wenn du einen Saft machen willst, brauchst du nicht eine Orange, sondern drei oder vier.“ So erklärt Mirko Drotschmann sein Geheimrezept für ein gutes Erklärvideo. Es gehe darum, möglichst viele Informationen zu sammeln und daraus die Essenz „herauszupressen“. Sieben bis 15 Minuten, länger sind die Videos auf den YouTube-Kanälen „MrWissen2go“ und „MrWissen2go Geschichte“ in der Regel nicht. Damit bleibt dem studierten Historiker deutlich weniger Zeit als eine Schulstunde, um die Ursachen der Französischen Revolution oder die Hintergründe des Ukraine-Konflikts zu erklären.

Gerade das macht ihn so beliebt. Knapp 1,7 Millionen Nutzer:innen haben Mirko Drotschmanns YouTube-Kanal über politische Themen abonniert, über 850.000 Menschen interessieren sich für seine Geschichtsvideos. Auch Studentin Anna hat in der Schulzeit regelmäßig die Videos von Mirko Drotschmann geschaut und studiert mittlerweile selbst Lehramt. In der Online-Seminarsitzung mit MrWissen2go am Freitagnachmittag ist sie natürlich dabei. „Ihr Kanal hat mir im Abi die Note gerettet. Mein Geschichtslehrer war auch totaler Fan von Ihnen,“ erzählt sie. Seine Videos würden die Themen immer gut erklären und zwar mit genau der richtigen Menge an Informationen. „Bitte weiter so!“, beendet sie ihre Wortmeldung.

Mit Erklärvideos nachhaltig lehren und lernen

Die Gesprächsrunde mit dem YouTube-Star (dessen Kanäle übrigens an das Angebot "funk" von ARD und ZDF angebunden sind) ist Teil des Seminars „ErkLEHRvideos für die Kinderuniversität“, das Dr. Dominik Becher im Rahmen der Ergänzungsstudien am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung anbietet. Die Kunst der einfachen Darstellung komplexer wissenschaftlicher Sachverhalte steht laut Vorlesungsverzeichnis im Zentrum des Seminars. Die Studierenden haben im Laufe des Semesters Erklärvideos zu selbstgewählten Forschungsthemen für den YouTube-Kanal der Kinderuniversität angefertigt und konnten dabei das Format „Erklärvideo“ für die eigene Lehre und als Unterrichtsmethode erproben.

„Was man selbst für ein Video recherchiert und komprimiert, bleibt besser hängen“, sagt Becher. Er hofft, dass seine Studierenden, die Lehrer:innen von morgen, später ihre eigenen Schüler:innen dazu animieren werden, statt eines Referats auch mal ein Video über ein bestimmtes Thema zu produzieren. Wer könnte da ein besseres Vorbild sein als Mirko Drotschmann alias MrWissen2go?

Tatsächlich sieht auch er Parallelen zwischen seinen Videos und dem Lernen in Schule und Uni. „Eine Hausarbeit ist ein guter Vergleich“, erklärt er den Lehramtsstudierenden. „Es geht darum, zu recherchieren, einen roten Faden zu entwickeln und die Inhalte gut zu gliedern, damit man sich nicht verzettelt.“ Allerdings sparen sich erfolgreiche YouTuber in der Regel eine detaillierte Einleitung und fallen stattdessen sofort mit der Tür ins Haus: „Die Leute wollen sofort wissen, worum es geht.“

YouTube-Videos als Ergänzung zum Schulunterricht

Als Konkurrenz für Lehrer:innen in den Schulen sieht sich MrWissen2go übrigens nicht, vielmehr versteht er seine Videos als Angebot zum Ergänzen und Verknüpfen von Lernstoff. „Für Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, nicht nur auswendig zu lernen, sondern Zusammenhänge herstellen zu können. Ich versuche, dafür Brücken zu bauen und dazu anzuregen, sich tiefergehend mit einem Thema auseinanderzusetzen.“ Deshalb sei er stolz, dass in den Kommentarspalten unter seinen Videos häufig Diskussionen mit hunderten Beiträgen entstehen. „Ich versuche mit den Videos auch zur Meinungsbildung beizutragen.“

Nach seinem Besuch im Lehramtsseminar stand für Mirko Drotschmann dann der eigentliche Grund seines (virtuellen) Besuchs an der Universität Leipzig an: Bei der ersten Veranstaltung der Kinderuni in diesem Semester erklärte er den 8- bis 12-jährigen Juniorstudierenden in einer Online-Konferenz nicht nur, wie man mit YouTube arbeitet, sondern beantwortete auch bereitwillig Fragen zu seinem Lieblingsessen oder seinem liebsten Videohintergrund.

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