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Es ist nicht alles bis ins Detail planbar. Diese Erfahrung mussten Prof. Dr. Johannes Seeger von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, sein Freund Thomas Dalchau und ihre Mitstreiter:innen bei ihrer Hilfsaktion für ukrainische Flüchtlinge machen. Als sie am 11. März mit insgesamt fünf Autos – vollgepackt mit 25 Kubikmetern Hilfsgütern – in Leipzig starteten, war ihr Plan, an der rumänisch-ukrainischen Grenze Flüchtlinge aufzunehmen und nach Deutschland in Sicherheit zu bringen. Sie begaben sich auf eine insgesamt 3.450 Kilometer lange Fahrt nach Rumänien und dann nach Ungarn mit einer Zwischenübernachtung in Budapest und über Österreich zurück nach Deutschland.

In der kleinen rumänischen Grenzstadt Halmeu konnten sie zwar die Hilfsgüter wie geplant bei einem orthodoxen Priester abgeben, der sie gezielt an Hilfesuchende aus der Ukraine verteilt. Aber der Krieg machte ihnen bei den weiteren Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Weil es wegen Bombardements in der Westukraine zu gefährlich wurde, waren dort am 13. März keine Flüchtlinge mehr. Also orientierten sich Seeger und seine Begleiter:innen um. Sie nahmen Kontakt zu der Grenzstation in Tiszabecs, Ungarn, auf und fuhren dorthin, um Flüchtlinge aufzunehmen. Ihre Hilfe wurde dankend angenommen. „Wir haben insgesamt 19 Flüchtlinge – darunter ein vier Wochen altes Baby und seine Mutter Irina – sowie einen Hund rausgeholt“, berichtet Seeger. Besonders das Schicksal des kleinen, neugeborenen Mädchens und seiner 20-jährigen Mutter hat Seeger berührt. Die Flüchtlinge, mit denen sie gesprochen haben, seien zutiefst traumatisiert gewesen. „Man kann bei dem Krieg in der Ukraine, der Zerstörung und dem Leid vor allem der Frauen und Kinder nicht tatenlos zusehen“, sagt der Veterinärmediziner, der dafür Urlaub genommen hat.

Und er ist froh, dass die Hilfsaktion letztlich über Umwege doch noch erfolgreich war. Die Leipziger brachten die Flüchtlinge nach deren Wünschen an Orte, wo sie von Freunden oder Verwandten aufgenommen wurden. Auch für Irina und ihr Baby endete die einwöchige Flucht-Odyssee mit einem Happy End: Seeger, der sich auf Russisch gut mit den Menschen verständigen konnte, brachte sie zu ihrer Mutter in einen kleinen Ort in Bayern, wo diese wenige Tage zuvor untergekommen war. Die Familie mit Hund fand eine Bleibe bei Freunden in Berlin. Eine andere Familie wollte zu Verwandten nach Budapest.

Seeger und sein Freund Thomas Dalchau haben ihre Erfahrungen gesammelt und wissen, dass eine solche Aktion einen erheblichen organisatorischen Aufwand mit sich bringt. Im April wollen sie noch einmal losfahren und ukrainische Flüchtlinge aus der Grenzregion in Sicherheit bringen. Wie beim ersten Mal werden sie sich dann wieder bei einem Leipziger Verein, der die Ukraine-Hilfe koordiniert, darüber informieren, was konkret benötigt wird. Ein Sponsor unterstützte sie übrigens finanziell beim Kauf der Hilfsgüter und dem Mieten von Autos für die Aktion. Und mit Irina sind Seeger und Dalchau noch immer in Kontakt. Sie wissen, dass es ihr und dem Baby inzwischen gut geht.

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