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Wenn sich am Freitag, 5. Juli 2024, die Tore der Kongresshalle am Zoo zum Universitätsball öffnen, liegen Glamour und Glitzer in der Luft. Durch das Programm führt eine Moderatorin, die nicht nur erfahren im Moderieren des ARD-Boulevardmagazins „Brisant“ ist, sondern unter anderem bereits den Leipziger Opernball moderiert hat und jüngst eine Gala anlässlich des 140-jährigen Bestehens des Konsums Leipzig: Kamilla Senjo, eine Alumna unserer Universität. Wie sie zum Fernsehen gekommen ist, wie es ist, einen Bambi überreicht zu bekommen und welchen besonderen Moment sie mit dem Star-Trainer Pep Guardiola hatte, verrät sie im Interview mit dem Universitätsmagazin.

Sie haben Journalistik an unserer Universität studiert und Ihre ersten Radioerfahrungen hier beim Ausbildungsradio mephisto gemacht. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit? 

Das war so ein bisschen hin und her. Erst habe ich Lehramt studiert und bin dann umgeswitcht auf Journalistik. Es ging an der Uni also etwas um die Ecke. Eigentlich wollte ich immer schon als Kind in den journalistischen Bereich, weil mich interessiert hat, was andere Leute zu erzählen haben. Ich habe Leuten den Kamm oder die Spraydose unter die Nase gehalten wie ein Mikrofon – und dann wurde erzählt, erzählt, erzählt. Ich habe auch selber gerne erzählt, den Videotext von A bis Z vorgelesen und die LVZ, Lieder gesungen und auch mit meiner Schwester MTV nachgespielt. Durch Zufall hatte ich während meiner Studienzeit erfahren, dass es eine Möglichkeit gibt, bei Radio Mephisto seine Stimme testen zu lassen. 

Der Anfang einer Radiokarriere?

Ich war bei einer Führung, jemand in der Redaktion muss wohl ausgefallen sein und einer hat gesagt: Mach mal die Veranstaltungstipps, live. Und danach bekam ich zu hören: Du hast eine gute Stimme, mit der kannst du gut arbeiten. Nur an deinem Dialekt musst du noch ein bisschen arbeiten. Ich war also eine kurze Zeit bei Mephisto und habe relativ schnell ein Volontariat bei Radio Leipzig bekommen. Dort bin ich hängengeblieben und wurde fest angestellt. Auf einer Medienparty kam ein Kollege auf mich zu und fragte: „Wer bist du eigentlich?“ „Ich bin die und die." Er sagte dann im O-Ton zu mir: "Du siehst ja nicht gerade aus wie ein Eimer, warum gehst du nicht zum Fernsehen?“ Ab da war ich getriggert. 

Der Anfang der Fernsehkarriere…?

Naja, ich wusste, warum ich damals eigentlich nicht zum Fernsehen wollte. Obwohl: Insgeheim schon. Wir waren eine Clique und wir haben uns immer wieder selbst vergewissert: Die vom Fernsehen sind arrogant, denken immer, die sind sonst wer und sehen nur gut aus. Dagegen sind wir vom Radio die Handwerker: Wir Radioleute wissen, wie es geht, wir sind die richtigen Journalisten. Aber ich war halt vom Fernsehen getriggert und habe ein Videoband fertig gemacht. Leipzig Fernsehen war direkt nebenan von Radio Leipzig. Ich habe mich ins Studio gestellt und das Probeband einfach als Blindbewerbung weggeschickt.

Irgendwann habe ich tatsächlich eine Castingeinladung vom MDR bekommen und durfte zur Probe Fernsehnachrichten lesen. Dann war wieder eine ganze Weile Ruhe, es kam nicht mal eine Absage. Ich dachte: Du warst so schlecht, dass die nicht mal sagen, du bist es nicht. Ich hatte das schließlich alles schon vergessen, ich hatte ja einen festen Job. Nach drei Monaten bekam ich einen Anruf mit der Frage: “Wann kannst du bei uns anfangen? Wir suchen für die Mittagsschiene dringend eine Nachrichtensprecherin im Fernsehen.“ Und ich könnte das parallel zum Radio machen. ”Wir brauchen dich im Zweiwochenrhythmus“. Mein Radiochef hat es mir gestattet und er sagte wortwörtlich: „Kamilla, du wirst irgendwann ganz gehen. Das ist der Anfang und du wirst deinen Weg da machen, du wirst uns verlassen.“ Und er war schon ganz traurig. Ich sagte: „Ach Quatsch, das wird nicht passieren. Ich bleibe da.“ 

Und er hat Recht behalten?

Kurze Zeit später saß ich beim MDR in der Maske und habe mit einer Maskenbildnerin Russisch gesprochen. Neben mir saß der Fernseh-Auslandschef, dem das aufgefallen war. Ich sagte ihm auch, dass ich Ungarisch und Ukrainisch fließend kann. Ich bin in der Ukraine geboren, mein Vater ist Ungar. Dann fragte er: „Mensch, hast du nicht mal Lust, bei unserem Auslandsjournal Windrose mitzumachen? Wir suchen da noch eine Moderatorin und eine Reporterin, die in Osteuropa rumfährt. Bei uns ist jemand krankheitsbedingt ausgefallen.“ “Wann?“ ”Nächste Woche geht es los." Kaum beim MDR und schon sechs Wochen Bratislava und so weiter, also wirklich eine Riesentour, das konnte ich mit dem Radio nicht mehr vereinbaren. 

Solche festlichen Abende, wie Preisverleihungen, Neujahrsempfänge und Bälle sind immer etwas Besonderes. Ich liebe die Interaktion mit dem Publikum. Im Fernsehstudio stehe ich vor einer Kamera [...] und spreche gefühlt ins Off.

Kamilla Senjo

Das klingt alles sehr nach glücklichem Zufall?

Ja. Mit „Brisant“ war es genau dasselbe: Eine Kollegin war ausgefallen und der Brisant-Chef ist auf mich zu gekommen und hat mich gefragt: „Bei uns ist jemand kurzfristig ausgefallen, hast du nicht Lust, an unserem Casting teilzunehmen?“ Mein Glück war einfach, dass ich gerade vom Typ her in diese Sendung passte. Die Dienste bei Brisant wurden immer mehr, die Reisen wurden immer weniger.

2013 hat Brisant den Publikums-Bambi gewonnen. Sie haben ihn auf der Gala stellvertretend für die Redaktion in Empfang genommen. Was war das für ein Gefühl, auf dieser Gala zu sein, die Bühne zu betreten und ein goldenes Reh überreicht zu bekommen, Dankesworte sagen zu dürfen? 

Es war schon ein großer Tag, als wir überhaupt für den Publikums-Bambi nominiert wurden, neben RTL, Pro7 … . Aber wir wussten noch nicht, ob wir ihn bekommen werden. Die Zuschauer konnten per Anruf bis kurz vor der Sendung voten. Es war bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber ich hatte gespürt, dass wir ihn bekommen werden. 

Und dann hieß es wirklich: „Und den Publikums-Bambi hat gewonnen: Redaktion Brisant.“ Wie haben Sie sich gefühlt? Wussten Sie schon, was Sie auf der Bühne sagen werden? 

Ich dachte mir: erstmal unfallfrei auf die Bühne kommen. Ich hatte ein Kleid mit einer Schleppe an und ich dachte: Wenn du dich jetzt hier lang legst und das Kleid zerfetzt dich und im Publikum sitzen Bill Gates, Pep Guardiola, David Beckham… . Also richtig die Créme de la Créme – dann stehst du nackt da. Das war mein Drama. Aber ich wusste ganz genau, was ich sagen muss. Und zwar: Es ist zwar schön, dass wir als Moderatoren da stehen, aber ohne ein Team und ohne die, die uns hübsch machen, ohne Licht, ohne Ton, ohne Regie, ohne Kamera gäbe es das alles nicht. 

Es gab danach sehr viele Reaktionen per Whatsapp, Mails, Briefe…, auch aus meinem Geburtsort Mukatschewo in der Ukraine. Die sind dort sehr stolz, dass ich so einen Weg mache. Und noch eine kleine Anekdote von der Aftershowparty: Auf einmal rief mich Pep Guardiola. Mein Schwarm, ich finde den Menschenfänger toll. Er rief meinen Namen: Kamilla. Was will er denn? Ich bin ganz stolz zu ihm hingegangen und dann sagt er lediglich zu mir: “Da ruft dich jemand.” Es war mein Chef. Das war mein Moment mit Pep Guardiola, mehr war da leider nicht.

Festlich wird auch unser Uniball. Voriges Jahr haben Sie den Leipziger Opernball moderiert, vor wenigen Wochen die Gala anlässlich des 140-jährige Bestehens des Konsums Leipzig in der Kongresshalle. Das unterscheidet sich doch sehr von der Moderation eines Fernsehmagazins. Was macht für Sie den besonderen Reiz aus, solche Veranstaltungen zu moderieren?

Solche festlichen Abende, wie Preisverleihungen, Neujahrsempfänge und Bälle sind immer etwas Besonderes. Ich liebe die Interaktion mit dem Publikum. Im Fernsehstudio stehe ich vor einer Kamera, hinter mir ist eine grüne Wand und ich spreche gefühlt ins Off. Ich spreche zwar in die Kamera rein und wir haben zwei Millionen Zuschauer, das ist schon was. Aber ich sehe die Leute nicht. Mir macht es Spaß, direkt die Reaktionen zu sehen, sie aufzufangen, damit zu spielen. Und ich freue mich sehr darauf, den ersten Ball der Uni moderieren zu dürfen, an der meine Karriere begann. 

Alumni-Netzwerk

Verbunden bleiben – Wissen weitergeben – Zukunft mitgestalten. Unter diesem Motto steht das Alumni-Netzwerk LEIPZIG ALUMNI. Alumnae und Alumni haben an unserer Alma mater studiert und damit auch ihre Geschichte miterlebt und mitgestaltet – wir laden sie daher ein, mit uns in Kontakt zu bleiben und das Leben an unserer Universität Leipzig aktiv zu begleiten. Schöne, vielfältige Erinnerungen, die bleiben, bilden dafür eine gute Grundlage. In regelmäßigen Abständen berichten wir daher im Universitätsmagazin sowie den Social-Media-Kanälen der Universität über Alumni und ihre Lebenswege. Melden Sie sich gern, wenn auch Sie eine schöne Geschichte zu erzählen haben.

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