Sie haben Journalistik an unserer Universität studiert und Ihre ersten Radioerfahrungen hier beim Ausbildungsradio mephisto gemacht. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit?
Das war so ein bisschen hin und her. Erst habe ich Lehramt studiert und bin dann umgeswitcht auf Journalistik. Es ging an der Uni also etwas um die Ecke. Eigentlich wollte ich immer schon als Kind in den journalistischen Bereich, weil mich interessiert hat, was andere Leute zu erzählen haben. Ich habe Leuten den Kamm oder die Spraydose unter die Nase gehalten wie ein Mikrofon – und dann wurde erzählt, erzählt, erzählt. Ich habe auch selber gerne erzählt, den Videotext von A bis Z vorgelesen und die LVZ, Lieder gesungen und auch mit meiner Schwester MTV nachgespielt. Durch Zufall hatte ich während meiner Studienzeit erfahren, dass es eine Möglichkeit gibt, bei Radio Mephisto seine Stimme testen zu lassen.
Der Anfang einer Radiokarriere?
Ich war bei einer Führung, jemand in der Redaktion muss wohl ausgefallen sein und einer hat gesagt: Mach mal die Veranstaltungstipps, live. Und danach bekam ich zu hören: Du hast eine gute Stimme, mit der kannst du gut arbeiten. Nur an deinem Dialekt musst du noch ein bisschen arbeiten. Ich war also eine kurze Zeit bei Mephisto und habe relativ schnell ein Volontariat bei Radio Leipzig bekommen. Dort bin ich hängengeblieben und wurde fest angestellt. Auf einer Medienparty kam ein Kollege auf mich zu und fragte: „Wer bist du eigentlich?“ „Ich bin die und die." Er sagte dann im O-Ton zu mir: "Du siehst ja nicht gerade aus wie ein Eimer, warum gehst du nicht zum Fernsehen?“ Ab da war ich getriggert.
Der Anfang der Fernsehkarriere…?
Naja, ich wusste, warum ich damals eigentlich nicht zum Fernsehen wollte. Obwohl: Insgeheim schon. Wir waren eine Clique und wir haben uns immer wieder selbst vergewissert: Die vom Fernsehen sind arrogant, denken immer, die sind sonst wer und sehen nur gut aus. Dagegen sind wir vom Radio die Handwerker: Wir Radioleute wissen, wie es geht, wir sind die richtigen Journalisten. Aber ich war halt vom Fernsehen getriggert und habe ein Videoband fertig gemacht. Leipzig Fernsehen war direkt nebenan von Radio Leipzig. Ich habe mich ins Studio gestellt und das Probeband einfach als Blindbewerbung weggeschickt.
Irgendwann habe ich tatsächlich eine Castingeinladung vom MDR bekommen und durfte zur Probe Fernsehnachrichten lesen. Dann war wieder eine ganze Weile Ruhe, es kam nicht mal eine Absage. Ich dachte: Du warst so schlecht, dass die nicht mal sagen, du bist es nicht. Ich hatte das schließlich alles schon vergessen, ich hatte ja einen festen Job. Nach drei Monaten bekam ich einen Anruf mit der Frage: “Wann kannst du bei uns anfangen? Wir suchen für die Mittagsschiene dringend eine Nachrichtensprecherin im Fernsehen.“ Und ich könnte das parallel zum Radio machen. ”Wir brauchen dich im Zweiwochenrhythmus“. Mein Radiochef hat es mir gestattet und er sagte wortwörtlich: „Kamilla, du wirst irgendwann ganz gehen. Das ist der Anfang und du wirst deinen Weg da machen, du wirst uns verlassen.“ Und er war schon ganz traurig. Ich sagte: „Ach Quatsch, das wird nicht passieren. Ich bleibe da.“
Und er hat Recht behalten?
Kurze Zeit später saß ich beim MDR in der Maske und habe mit einer Maskenbildnerin Russisch gesprochen. Neben mir saß der Fernseh-Auslandschef, dem das aufgefallen war. Ich sagte ihm auch, dass ich Ungarisch und Ukrainisch fließend kann. Ich bin in der Ukraine geboren, mein Vater ist Ungar. Dann fragte er: „Mensch, hast du nicht mal Lust, bei unserem Auslandsjournal Windrose mitzumachen? Wir suchen da noch eine Moderatorin und eine Reporterin, die in Osteuropa rumfährt. Bei uns ist jemand krankheitsbedingt ausgefallen.“ “Wann?“ ”Nächste Woche geht es los." Kaum beim MDR und schon sechs Wochen Bratislava und so weiter, also wirklich eine Riesentour, das konnte ich mit dem Radio nicht mehr vereinbaren.
Kommentare
Keine Kommentare gefunden!