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Am 5. Juli 2024 veranstaltet die Universität erstmals seit langer Zeit wieder einen Universitätsball, und zwar in der Kongresshalle am Zoo. Dieser Uniball steht in einer langen Tradition verschiedener Universitätsbälle. Auch die Kongresshalle war schon einmal Veranstaltungsort, wie der Leiter des Universitätsarchiv Dr. Jens Blecher zu berichten weiß.

Leipziger Universitätsbälle haben eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Der Mathematiker Moritz Wilhelm Drobisch erwähnt in seinem Nachlass bereits 1849 einen „Ball der Universität“. Seit 1865 bestand in Leipzig ein besonderer Professorenverein, das „Professorium“, der theoretisch allen Lehrkräften die Mitgliedschaft anbot. Der Rektor war qua Amt Vorsitzender und organisiert wurden pro Semester zwei bis drei Familienabende, Herrengesellschaften, gesellige Ausflüge ins Leipziger Umland – und eben auch Bälle.

Wenigstens die Hälfte der 115 Professoren nahm in den 1880er Jahren an den eher nicht-öffentlichen Veranstaltungen teil. Gegenüber der Bürgerschaft schottete sich der Verein nach 1900 immer mehr ab: Lediglich ein Viertel der Gäste waren als Nichtakademiker zugelassen – abzüglich der stets eingeladenen Professorenwitwen. Eine besondere Nähe pflegte das „Professorium“ zur „Reichsgerichtsgesellschaft“. Die Aktivitäten waren nicht banal: Jeder Familienabend begann mit einem wissenschaftlichen Fachvortrag und anschließender Debatte über Fächergrenzen hinweg, gemeinsame Ausflüge etwa nach Bad Lausick hatten als Höhepunkt eine selbst organisierte Theateraufführung. Das elitäre „Professorium“ kam an der „Massenuniversität“ nach 1900 in Schwierigkeiten: Austritte wurden untersagt, Mitgliedsbeiträge mussten weiter gezahlt werden, was wiederum die Zahl der Neumitglieder sinken ließ. Private Zirkel und häusliche Bälle machten dem „Professorium“ immer mehr Konkurrenz.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Schwarz weiß Aufnahme von tanzenden Paaren
Rektor Gerhard Winkler eröffnet den Universitätsball in der Kongresshalle, 1972. Foto: Universitätsarchiv

Wie die Leipziger Professorenschaft sonst ihre Freizeitvergnügungen organisierte, darüber ist nur wenig bekannt, da ihre Zirkel nicht förmlich gegründet wurden. Allenfalls auf privaten Gruppenbildern aus Nachlässen oder wenn es in den politischen Bereich hinein spielte, wird so etwas sichtbar. So kannten sich Hans-Georg Gadamer, Werner Heisenberg, Friedrich Klingner, Bernhard Schweitzer aus dem Freundeskränzchen „Coronella“. Deutlich wurde das, als sie sich nach 1945 wegen der Entnazifizierung für den ehemaligen Rektor Helmut Berve (ebenfalls ein Kränzchenfreund) einsetzten.

1947 wurde der Dies academicus als Festtag an der Alma mater Lipsiensis eingeführt, dazu organisierten die Studierenden Bälle, an denen bis zu 3.000 Gästen teilnahmen. 

Neben dem offiziellen Feiergeschehen gehörten verschiedene Bälle und Institutsfeste zu beliebten Attraktionen studentischer Freizeit. In den 1960er und 1970er Jahren fanden im Rahmen der Universitäts-Festspiele besondere Universitätsbälle statt. Später gab es auch einen Silvesterball der Karl-Marx-Universität. Legendär waren und sind die studentischen Faschingsveranstaltungen (DHfK-Fasching der Sportwissenschaft, TV-Fasching der Veterinärmedizin etc.). Bis heute feiern einzelne Fakultäten Abschlussbälle. 

Mit dem Leipziger Universitätsball in der Kongresshalle am Zoo „Leipzig: Exzellent!“ knüpft die Alma mater an diese lange Tradition an.

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