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Als Thomas Hofsäss im Januar 2024 eine Urkunde zu seinem 40-jährigen Dienstjubiläum im Öffentlichen Dienst bekam, hat ihn das sehr beschäftigt. Kurz darauf beschloss der 64-Jährige: Wer früh beginnt, kann etwas eher aufhören. Deshalb wird der einstige Prorektor für Bildung und Internationales und Professor am Institut für Förderpädagogik nach über 20 Jahren an unserer Universität am 31. März dieses Jahres etwas früher als regulär in den Ruhestand gehen. Im Gespräch mit ihm wird schnell klar: Thomas Hofsäss ist ein vielseitiger Mensch, dem es ohne die Universität Leipzig garantiert nicht langweilig wird.

Eigentlich wollte der Mann aus dem baden-württembergischen Rottweil (Zitat von ihm: „Ich bin sozusagen ein Rottweiler“) Schauspieler werden. Schon während seines Lehramtsstudiums in Reutlingen und Tübingen stand er auf der Theaterbühne, spielte auch Kabarett. Irgendwann aber sei ihm ein sicherer „Brotberuf“ wichtiger gewesen als die Schauspielerei. Außerdem bot ihm die Arbeit in der Förderpädagogik die Chance, sein soziales Engagement zu zeigen – ein Herzensanliegen, das schon der junge Hofsäss hatte. Nach beruflichen Stationen als Lehrer in Berlin sowie als Wissenschaftler an der Freien Universität Berlin, als Professor an der Hochschule Zittau-Görlitz, der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Universität Hamburg kam Hofsäss am 1. Oktober 2004 an die Universität Leipzig. „Hier habe ich meine universitäre Heimat gefunden“, sagt er, der bereits seit 1995 über Lehraufträge und Vertretungen mit der Uni Leipzig in Verbindung stand.

„Gemeinsames Wirken auf Augenhöhe“

Von 2010 bis 2014 war er Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät und hat in dieser Zeit viele Umbrüche erlebt und Veränderungsprozesse mitgestaltet. So begann in dieser Zeit der massive Ausbau von Infrastruktur und Personal und die Neuordnung der Lehramtsstudiengänge. Das mündete 2019 in die festliche Einweihung des Bildungswissenschaftlichen Zentrums; „der neu gestaltete Campus Jahnallee wurde zur Heimat der deutlich gewachsenen und profilierten Fakultät“ schwärmt er. Er schätzte in diesem Prozess unter anderem die Gestaltungsspielräume, das kollegiale Miteinander und  – wie er sagt – „die gute Zusammenarbeit“ mit dem Kultusministerium. „Hier wird man gehört von der Politik“, betont Hofsäss. 

Wenn er an seine Zeit als Prorektor von 2014 bis 2022 denkt, fallen ihm viele bewegende, aufwühlende und auch schöne Momente ein. Hofsäss spricht von einem „gemeinsamen Wirken auf Augenhöhe“ und meint damit die damalige gute Zusammenarbeit des Rektorats mit dem Senat, der Verwaltung, den Fakultäten und dem Hochschulrat. Das auf Harmonie ausgerichtete Zusammenwirken im Rektoratskollegium ermöglichte es nicht nur Rückendeckung für manchmal auch unpopuläre Entscheidungen zu haben, sondern auch konstruktiv die Universität voranzubringen. „Die Etablierung des Dreiklangs Lehre – Forschung – Transfer war und ist ein wichtiger Entwicklungsimpuls, den das Rektorat gesetzt hat“, äußert er sich überzeugt.  

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen sind früheren Rektoratsmitglieder, die an einem runden Tisch sitzen. Foto aus dem Jahr 2016.
Das Rektorat der Uni Leipzig im Jahr 2016: Prorektor Prof. Dr. Matthias Schwarz, Kanzlerin Prof. Dr. Birgit Dräger, Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking, Prorektor Prof. Dr. Thomas Hofsäss, Prorektor Prof. Dr. Thomas Lenk…

Eines seiner persönlichen Highlights sei die Begegnung mit der Königin Silvia von Schweden gewesen, die er 2017 bei ihrem Besuch an der Universität Leipzig empfangen durfte. 

Neben der Zeit des Stellenabbaus an der Universität in den Jahren 2014/2015 verlangte auch die Corona-Pandemie ihm als Prorektor für Lehre einiges ab. Damals habe er in der Zeit des Lockdowns „wichtige und grundlegende Entscheidungen für den Lehrbetrieb ohne Blaupause“ treffen müssen. Einiges, so sagt er im Rückblick, hätte besser laufen können. So sei die Phase des ruhenden Lehrbetriebs aus heutiger Sicht zu lang gewesen. Im Vergleich zu anderen Hochschulen habe sich die Universität Leipzig dennoch gut geschlagen, offen kommuniziert und klare Regelungen getroffen, damit die Studierenden auch ohne Präsenz ihr Studium fortsetzen konnten. Schließlich habe er als zuständiger Prorektor für Internationales die Arqus-Allianz mit ins Leben gerufen, ein Netzwerk aus mittlerweile neun europäischen Hochschulen, die zusammenarbeiten, um Forschung, Studium und Lehre sowie gesellschaftliches Engagement zu verbessern. Diese europäische Vernetzung habe die Internationalisierung der Universität Leipzig nachhaltig gestärkt. 

Größerer Koffer steht nach wie vor in Berlin

Professor Hofsäss verlässt Ende März die Universität mit einem guten Gefühl. „Ich habe Dinge hinterlassen, die bleiben, besonders in der Lehrkräftebildung und der Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium. Mein Engagement hat sich durchaus gelohnt.“ Als Beispiele nennt er unter anderem die aus seiner Sicht gelungene Systemakkreditierung, die Etablierung des Academic Lab und die vielen Möglichkeiten hochschuldidaktischer Qualifizierungen. 

Seinen Lebensmittelpunkt hat er auch künftig in Berlin, wohin er all die Jahre oft gependelt ist, von Tür zu Tür seien es nur eine Stunde und 30 Minuten. „Mehr Zeit für die vielfältige Kultur zu haben und sich auch sozial einzubringen, darauf freue ich mich.“ Hofsäss‘ „Sehnsuchtsort“ ist allerdings über 3.500 Kilometer von Deutschland entfernt: die Azoreninsel Sao Miguel im Atlantik. Dort möchte er künftig auch einige Zeit verbringen und schwärmt von der Natur der Vulkaninsel, ihrem „eigenwilligen kulturellen Charme“ und die Möglichkeit sich dort auch bei der inklusiven Schulentwicklung erneut zu engagieren. Seit er vor 37 Jahren auf der portugiesischen Insel erstmals seinen Urlaub verbracht hat, lässt ihn Sao Miguel nicht mehr los. „Das ist ein Ort, um sich zu finden und neu zu erfinden“, sagt Hofsäss. 

Eine klassische Abschiedsfeier möchte Hofsäss eigentlich nicht. Er wird in mehreren kleinen Runden mit seinen Kolleg:innen ab Mitte März bei verschiedenen Gelegenheiten „Adieu“ sagen. Was er sich von seiner Universität zum Abschied wünscht? „Dass das Thema Studieren mit Behinderung ein offensives Thema bleibt und die Universität für noch bessere Studienbedingungen für Studierende mit Behinderung und psychischen Problemen sorgt.“

Kommentare

  • Anne-Marie Elbe,

    Danke, Prof. Hofsäss! Ohne Sie gäbe es den internationalen Masterstudiengang in Sport and Exercise Psychology an der Universität Leipzig nicht. Sie haben maßgeblich zu seiner Entstehung beigetragen! Der Studiengang hat sich prächtig entwickelt und macht uns allen viel Freude. Für ihren Ruhestand wünscht Ihnen die Sportpsychologie der Universität Leipzig nur das Beste!

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  • Dr. Katrin Gurt,

    Lieber Herr Hofsäss, Sie haben die LSP durch Ihre in allen Situationen sehr ruhige und besonnene Art geleitet und wirkten für mich immer wie der Fels in der Brandung. Dabei habe ich immer wieder gestaunt, wie Sie es geschafft haben, Ihren unglaublich vollen Terminkalender mit so viel Gelassenheit zu meistern. Vielen Dank für dieses Vorbild und Ihr unermüdliches Tun für die Universität Leipzig!!! Ich wünsche Ihnen von Herzen maximalen Genuss Ihrer wohlverdienten Freizeit und die dazu notwendige Gesundheit.

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