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Es sind Vorfälle sexualisierter Belästigungen an der Universitätsbibliothek sowie im Hörsaalgebäude auf dem Campus Augustusplatz bekannt geworden. Schnell wurde reagiert, mit den betroffenen Opfern gesprochen, mit der Polizei Kontakt aufgenommen sowie Mitarbeiter:innen der Universität und des Wachdienstes für das Thema sensibilisiert. Der Senat hat auf seiner Sitzung am 8. Februar die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zum Umgang mit sexueller Diskriminierung und Gewalt beschlossen. Georg Teichert, Leiter der Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie, geht im Gespräch noch einmal auf die gesamte Problematik ein.

Wo fängt sexualisierte Belästigung an?

Unter sexualisierter Diskriminierung und Gewalt wird ein unerwünschtes, sexualisiert bestimmtes Verhalten verstanden, welches bezweckt oder bewirkt, dass die Würde der betreffenden Person verletzt wird. Das kann bereits mit der Nutzung öffentlicher Rechner für das Anschauen pornografischen Materials oder mit verbalen Übergriffen beginnen. Und die Rückmeldungen auf die aktuellen Vorfälle in der Universitätsbibliothek und im Hörsaalgebäude auf dem Campus Augustusplatz zeigen, wie sehr sich die Opfer betroffen fühlen.

Was tun in dieser Situation?

Verweigern Sie die Opferrolle. Versuchen Sie nicht, aus der Situation zu flüchten und diese zu überspielen, da dies vom Gegenüber als Erfolg gewertet und zu weiteren Konfrontationen führen kann. Wehren Sie sich, sofern es Ihnen möglich ist, gegen sexualisierte Diskriminierung beziehungsweise Gewalt im Arbeits- oder Studienumfeld. Mut schafft Respekt. Diskriminierende Personen sind meist schon vorher negativ aufgefallen, ohne dass jemand ihnen entgegengetreten ist.

Eine ruhige und entschlossene Zurückweisung aufdringlichen Verhaltens kann Ihnen Respekt einbringen. Treten Sie der Person deutlich, ruhig und souverän entgegen. Sprechen Sie langsam und so laut, dass auch das Umfeld es mitbekommt. Machen Sie deshalb der betreffenden Person deutlich, dass Sie sich in sexualisierter Weise diskriminiert fühlen und kündigen Sie Konsequenzen an. Führen Sie ein Gedächtnisprotokoll, um die Übergriffe zu dokumentieren. Versuchen Sie eine Person Ihres Vertrauens zu finden, um die weiteren Schritte zu planen.

Wichtig ist: Suchen Sie die Schuld nicht bei sich. Ausschließlich die diskriminierende Person ist für ihr Handeln verantwortlich. Eine deutliche Gegensprache oder Beschwerde schadet dem eigenen Ruf oder der eigenen Karriere nicht. Darum nehmen Sie Ihre Gefühle ernst und reagieren Sie entschieden.

Was tun gegen die Angst, eine Anzeige zu erstatten?

Suchen Sie sich Hilfe. Freund:innen, Kolleg:innen oder die Beratungsinstitutionen der Universität Leipzig unterstützen Sie vertraulich. Ich kann Sie darin bestärken, jeden Vorfall, in dem Sie sich durch eine sexualisierte Belästigung oder Gewalt in Ihrer Würde verletzt fühlen, zur Anzeige zu bringen.

Welche Hilfsangebote stellt die Universität bereit? Welche Präventionsmaßnahmen gibt es?

Die wichtigste Präventionsmaßnahme, die wir ergreifen können, ist die Sensibilisierung durch Informationen. Um die Sensibilisierung für sexualisierte Diskriminierung beziehungsweise Gewalt zu stärken und gezielt Informationen abrufbar zu machen, bietet die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie den Fakultäten über ein Webtool die Möglichkeit, die Themenseite #esgehtunsan dezentral in den Webauftritt einzubauen. Dieses Webangebot soll demnächst auch in englischer Sprache abrufbar sein.

Die dezentralen Gleichstellungsbeauftragten erhalten Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verweisberatung, da diese Personengruppe häufig Erstkontakt im Fall von sexualisierter Diskriminierung beziehungsweise Gewalt ist.

Um an den jeweiligen Standorten der Universität konkrete Hilfe bei Vorfällen von sexualisierter Diskriminierung beziehungsweise Gewalt sichtbar zu machen, entwickelt die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie aktuell ein Informationspaket zum Verhalten im Notfall, das auf die einzelnen Liegenschaften zugeschnitten werden kann.

Weiterhin bieten auch das Studentenwerk Leipzig und der Student_innenRat der Universität psychologische Erstberatungen an. Mitarbeitende können sich zur psychosozialen Beratung an das Betriebliche Gesundheitsmanagement wenden.

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