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Möglichst gut vorbereitet in den Praxisteil an der Schule starten – das ist wichtig für Lehramt-Studierende, die schon während des Studiums Schüler:innen an sächsischen Schulen unterstützen. Fachdidaktische Workshops am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS) machen die Lehramt-Studierenden für ihre Aufgaben fit. Lea Augustin, studentische Hilfskraft beim Transferprojekt „Universität nützt Schule“ (UnS), berichtet über ihre Erfahrungen.

Ich bin Lehramtsstudentin und arbeite seit November als Studentische Hilfskraft (SHK) am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS) bei den Transferprojekten von „Praxis im Lehramtsstudium“ mit. In meiner ersten Arbeitswoche wurde ich direkt ins kalte Wasser geworfen. Es standen fachdidaktische Workshops für die Studierenden aus dem Projekt "Universität nützt Schule", kurz: UnS, an und ich sollte hier direkt unterstützen.

Was ist UnS?

Im Rahmen des UnS-Projektes fördern Studierende über ein Schulhalbjahr (November bis Februar) Schüler:innen leistungsdifferenziert und in Kleingruppen oder über ein digitales Angebot. Ihre Schüler:innen besuchen die Klassenstufen 1 bis 12 aller Schulformen, der Fokus liegt auf den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch – teils sehr herausfordernde Aufgaben! Unterstützung bei der Umsetzung ihrer UnS-Kleingruppenangebote an den jeweiligen Projektschulen sollen die Studierenden in Workshops bekommen. Sie erhalten von den Fachdidaktikerinnen einerseits Hinweise zu konkreten fachspezifischen Materialien für Mathe, Deutsch und Englisch, anderseits Inspirationen sowie Tipps und Tricks rund um die Förderung von Schüler:innen in Kleingruppen.

Auf geht´s...

Es ist mein erster Arbeitstag nach dem Onboarding und mich erreicht die Anfrage, ob ich das Team bei der Vorbereitung und Begleitung der Workshops unterstützen könne. Eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen möchte. Also sage ich zu und bin gespannt, ob auch ich noch etwas Neues lernen werde.

Wir beginnen gemeinsam die Räume vorzubereiten. Gespannt warten einige Studierende vor Beginn noch vor verschlossenen Türen – dann geht es auch schon los. Einer der Workshops, Mathematik für die 1. bis 4. Klasse von Britta Rudolph, muss aufgrund von Krankheit kurzfristig digital gehalten werden. Doch das tut den Teilnehmendenzahlen keinen Abbruch: Sowohl digital als auch in Präsenz sind viele Studierende anwesend und beteiligen sich mit Freude.

Erster Slot 17:00-18:30 Uhr: Deutsch und Mathematik

Die Räume im ersten Workshop zum Fach Deutsch in der Klassenstufe 1 bis 4 sind gut besucht. Die Referentin Dr. Heidi Nenoff fragt nach den Bedürfnissen der Studierenden: Welches Themenfeld wollen die Studierenden vertiefen? Die Studierenden einigen sich auf das Thema Leseförderung. Frau Dr. Nenoff stellt ganz zu Beginn klar: „Leseförderung muss systematisch erfolgen und integrativer Bestandteil des Schulsystems sein. Alle Fachlehrkräfte müssen sich beteiligen.“

Leseförderung geht also alle etwas an und so ist es eben auch sinnvoll, dass in diesem Workshop Studierende unterschiedlichster Fächer zusammenkommen und gemeinsam über dieses Thema sprechen.

Es werden verschiedenste Möglichkeiten der Leseförderung vorgestellt, die Studierende hören gespannt zu und schreiben mit. So auch ich! Mein Protokoll zum Workshop füllt sich und ich stelle fest, dass ich mein Wissen aus den Deutschdidaktik-Seminaren auffrischen kann. Eine klassische Win-Win-Situation also für meine Arbeit.

Im Anschluss stellen die Studierenden interessiert Fragen und die von der Referentin mitgebrachten Materialien können angeschaut und ausprobiert werden. Einer der wichtigsten Sätze bleibt mir im Gedächtnis: „Lesen lernt man nur durch lesen“. Keine bahnbrechende Erkenntnis, aber so banal kann es eben manchmal sein!

Zeitgleich findet der Workshop für Mathematik für die 5. bis 10. Klasse statt. Es referiert Frau Röhniß, und sie definiert gemeinsam mit den Studierenden, wer überhaupt die Zielgruppe für Kleingruppenförderung sein kann. Nicht nur leistungsschwache, sondern auch leistungsstarke Schüler:innen können von der Förderung profitieren. Der Fokus in der Förderung sollte sowohl in den Grundlagen des mathematischen Verstehens sowie auf den methodischen und didaktischen Grundlagen liegen. Frau Röhniß betont die Rolle der Sprache im Mathematikunterricht und das eben auch in diesem Unterrichtsfach die Schulung von Lesekompetenzen notwendig sei. Einen wichtigen Appell entnehme ich dem Protokoll, welches ich im Anschluss lese: „Seien Sie offen für die Lernwege ihrer Schüler:innen!“ Offen sein für neue Dinge und die Schüler:innen ernst nehmen – das gehört wohl mit zu den wichtigsten Kompetenzen einer Lehrkraft.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Referentin Dr. Heidi Nenoff vor einer Seminargruppe
Referentin Dr. Heidi Nenoff in einem der "UnS"-Workshops für Lehramtsstudierende, Foto: Katharina Eisermann

Ende des ersten Arbeitstages falsch gedacht!

Nach der Übergabe der Blumen als Dank an die Referentin räume ich anschließend noch den Raum. Dann wäre mein Arbeitstag damit eigentlich geschafft. "Interessant war es", denke ich, "und auch etwas anstrengend. Naja, es ist ja auch schon relativ spät." Um mich noch von meiner Kollegin Laura verabschieden zu können, versuche ich mich in den Englisch-Workshop für die Klassen 5 bis 10, der bereits begonnen hat, hineinzuschleichen. Vergebens! Die Referentin, Frau Zohn, fragt nach meinem Vorhaben und schon bin ich mittendrin.

Zweiter Slot 18:30-20:00 Uhr: Englisch und Deutsch

Frau Zohn hat Anspruch: Sie will keinen Vortrag halten, sie möchte wissen „Warum seid ihr hier? Was möchtet ihr heute konkret lernen?“. Sie rät den Studierenden, sich mit dem Produkt auseinanderzusetzten, mit dem gelernt wird. Meist wüssten Schüler:innen gar nicht, wie zum Beispiel ihr Englisch-Buch aufgebaut ist. Hier gelte es, erstmal die Bedienung des Buches zu erlernen. Doch da fängt die Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand erst an: „Alles was Sie anwenden, müssen sie selbst erproben!“, äußert Frau Zohn.

Gesagt, getan! In Zweier-Gruppen widmen wir uns einem Arbeitsblatt und stellen fest: Einiges kann schief gehen! Also lieber noch einmal genauer hinschauen, die Aufgabenstellung konkreter formulieren, die Farbwahl auf dem Arbeitsblatt überdenken. Das Fach Englisch entspricht nicht meinem studierten Fach, aber trotzdem schafft es Frau Zohn, dass ich mit voller Aufmerksamkeit die eineinhalb Stunden dabei bin. Und dies trotz der fortgeschrittener Uhrzeit, es ist mittlerweile 20:15 Uhr.

Einen ganz wichtigen Hinweis gibt die Referentin in ihrem Workshop noch: Mit lernschwächeren Schüler:innen nicht nur an bereits bekannten Themen zu arbeiten, sondern nach dem Future-Prinzip auch kommende Themen anzusprechen, so dass die Schüler:innen Vorwissen zu diesem Thema mitbringen können, um eine positive Verstärkung im regulären Unterricht zu erreichen. Denn unter Förderung lassen sich eben nicht nur kognitive Kompetenzen verstehen – Förderung bedeutet auch Stärkung des Selbstwerts der Schüler:innen.

Im Workshop nebenan widmet sich Sandra Schicht dem Fach Deutsch der Klassenstufe 5 bis10. Frau Schicht plädiert für eine gute Lernatmosphäre und eine herzliche Willkommenskultur, die es für die Schüler:innen zu erschaffen gilt. Transparenz gegenüber den Schüler:innen, was Ziele und die Anforderungen an sie angeht, seien essentiell. Man solle seine Schüler:innen und ihre Kompetenzen kennen, deswegen gelte es, die genauen Lernausgangslagen zu ermitteln. Gleichzeitig rät sie, auch die Perspektive der Schüler:innen durch Reflexionsrunden einzubinden. Diesen Tipp finde ich super, denn auch meine Erfahrungen zeigen, dass der erschaffene Rahmen der Förderung maßgeblich zum Erfolg beiträgt.

Wir räumen auf, sind die letzten Personen am ZLS und schalten das Licht aus. Ich gehe nach Hause und weiß: Hier wird es nicht langweilig werden und definitiv abwechslungsreich!

Lea Augustin

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Studentin Lea Augustin am Schreibtisch
Studentin Lea Augustin arbeitet am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung, Foto: Katharina Eisermann

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