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Die Archäologin Dr. Iris Ophelia Nießen wurde vor Kurzem für ihre Dissertation mit dem renommierten Johanna-Mestorf-Preis ausgezeichnet. Sie forscht als Postdoc im LeipzigLab in der AG "Historic Anthropospheres". Die Reihe „Gesichter der Uni Leipzig“ stellt Menschen vor, die sich hinter unzähligen kleinen und großen Aufgabengebieten an der Universität verbergen – im Studium, in der Lehre, in der Universitätsverwaltung oder – so wie in dieser Folge – in der Forschung. Nachwuchswissenschaftlerin Iris Nießen hat einige Fragen beantwortet.

Name: Iris Nießen
Geboren am/in: 1989 in Köln
Fachgebiet: Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit
Mein Promotionsthema: Donau – Ufer – Regensburg. Genese einer Ufersiedlung zum mittelalterlichen Stadtquartier. Ausgrabungen am Regensburger Donaumarkt / „Museum der Bayerischen Geschichte“ 2009-2012
An der Uni Leipzig beschäftigt als: Postdoc im LeipzigLab in der AG „Historic Anthropospheres“, seit dem 1. Januar 2023

Worum ging es in Ihrem Dissertationsprojekt und was wollten Sie herausfinden?

Die Doktorarbeit war zunächst als typische archäologische Auswertung einer großen Stadtkerngrabung in Regensburg angedacht. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die Ausgrabung erstklassige Voraussetzungen bot, um die Beziehung von Menschen und Fluss zu untersuchen. Die Lage direkt an der Donau ermöglichte eine exzellente Feuchtbodenerhaltung, die Holzgebäude aus der Zeit um 1000 überdauern ließ. Darüber hinaus konnten die gesamte Uferentwicklung und die Siedlungsphasen von einer frühmittelalterlichen Ufersiedlung hin zu einem hochmittelalterlichen Gewerbequartier bis zur Umgestaltung als spätmittelalterliches Stadtviertel rekonstruiert werden. Diese Entwicklung steht im direkten Zusammenhang mit der Flussgeschichte der Donau. In die interdisziplinäre umweltarchäologische Studie wurden neben der archäologischen Auswertung die Ergebnisse von Archäobotanik, Geologie, Anthropologie, Dendrochronologie und Archäozoologie einbezogen.

Der Anteil der Menschen, die in Städten leben, nimmt weltweit immer weiter zu. Angesichts dieses Trends und der damit verbundenen Herausforderungen beschäftigen sich auch die archäologischen und historischen Wissenschaften intensiv mit Urbanisierungsprozessen und ihren Beziehungen zur jeweiligen Umwelt. Wo liegen die Wurzeln von Stadtbildungsprozessen in der Vergangenheit, wie haben sie sich früher vollzogen? Am 13. März zeichnete die Johanna-Mestorf-Akademie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die Archäologin Dr. Iris Nießen für ihre herausragende Doktorarbeit in genau diesem Arbeitsgebiet mit dem renommierten Johanna-Mestorf-Preis aus.

Warum haben Sie gerade zu diesem Thema promoviert, was fasziniert Sie daran?

Städte sind das prägende Element des gegenwärtigen Anthropozäns. Mich fasziniert die Frage, wie sich urbanes Leben entwickelt hat. Wann, wie und warum bildeten sich die ersten Städte und inwiefern sind unsere heutigen Städte ein direktes Produkt dieser historischen Entwicklung? Eng verknüpft damit sind die Umgestaltung von Lebensraum, die Verschmutzung der Umwelt und die baulichen Überprägungen der Flussläufe. Die Ausgrabung ermöglichte, die Interaktion zwischen der Donau und der Stadtentwicklung Regensburgs im Detail zu erforschen.

Das Wichtigste an meiner Tätigkeit ist für mich ...

... die Verbindung handwerklicher Tätigkeiten während der Ausgrabung und deren Auswertung mit der wissenschaftlichen Einordung von materieller Kultur in das Gesamtbild rekonstruierter Vergangenheit. Wichtig ist für mich, die Relevanz meiner Forschung für aktuelle gesellschaftliche Debatten im Blick zu behalten.

Auf dem Bild ist Dr. Iris Ophelia Nießen zu sehen.

Wichtig ist für mich, die Relevanz meiner Forschung für aktuelle gesellschaftliche Debatten im Blick zu behalten.

Mit welchen Forschungsthema geht es als Postdoc nun für sie weiter?

Im LeipzigLab in der AG „Historic Anthropospheres“ werde ich in den nächsten Jahren zum menschlichen Einfluss (Überprägung) in vormodernen Auen forschen.

Welche Highlights und/oder Stolpersteine sind Ihnen auf Ihrem Weg zum Doktortitel begegnet?

Highlights waren während der Grabungsauswertung überraschende Befunde, deren Deutungen sich erst im Gesamtkontext offenbarten: wie zuvor unbekannte Importkeramik (Handelsströme) oder die Erkenntnis, dass es sich bei dem Fundament eines vermeintlichen Galgens eigentlich um einen gewerblichen Backofen handelte.

Womit verbringen Sie gern Ihre Freizeit?

Mit meiner Familie gehe ich gerne in die Berge wandern und archäologische Fundstellen besichtigen.

Was gefällt Ihnen besonders an der Stadt Leipzig?

Die Stadt Leipzig ist jung und lebendig, was ich sehr schätze.

Vielen Dank.

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