Zwar war der Startschuss für die Einrichtung des „Hortus medicus“ schon 1542 gefallen, aber erst 1543 konnte nach der Überschreibung des Dominikanerklosters St. Pauli an die Universität die Anlage geplant werden. 1580 war es dann so weit: An der Nordseite der Paulinerkirche an der heutigen Grimmaischen Straße im Herzen der Stadt wurde er als eigenständige Einrichtung beschrieben. Damit ist der Botanische Garten der Universität Leipzig der älteste in Deutschland und gehört neben den Botanischen Gärten in Padua, Pisa, Florenz und Bologna zudem zu den ältesten der Welt.
Die italienischen Gärten waren denn auch die Vorbilder für weitere Anlagen dieser Art. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden entsprechende Einrichtungen, so auch in Leipzig. Vorher hatten hier schon Benediktiner- und Dominikanermönche Klostergärten angelegt, in denen auch Heilpflanzen gezogen wurden. Als Professoren und Studenten 1409 von Prag nach Leipzig übersiedelten, waren unter ihnen auch der Apotheker Johann Huter und zwei Gesellen. Huter richtete zunächst im Kloster St. Pauli die Apotheke „Zum güldenen Löwen“ ein, zog aber bald zum Markt um. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die „Löwen Apotheke“ im Jahr 1421. Damals bediente Huter seine Kundschaft an sieben verschiedenen Standorten im Leipziger Zentrum. Dort ist sie noch heute zu finden: Seit 2015 wird die Apotheke im Gloecks Haus Brühl 52 / Ecke Nikolaistraße betrieben.
Mehrmaliger Umzug des Botanischen Gartens und Apothekergartens
Nicht nur die Apotheke, auch der Botanische Garten zog mehrmals um. 1876/1877 fand er dann seinen jetzigen Standort auf dem damaligen „Postfeld“, einem dreieckigen Grundstück, das heute im Winkel von Linnéstraße und Johannisallee liegt. Nach schweren Bombentreffern 1945 dauerte es zehn Jahre, bis der Botanische Garten wieder aufgebaut werden konnte. Allerdings ab den 1980er Jahren ohne den „Apothekergarten“, denn in Großpösna-Oberholz hatten Leipziger Drogisten 1936 den Botanischen Garten für Arznei- und Gewürzpflanzen als Lehrgarten zur Vermittlung von praktischem Wissen über diese Pflanzen angelegt. Dort konzentrierte sich zunächst die Forschung und Lehre zu den „Apothekerpflanzen“.
Doch am 1. Juni 2001 wurde im Friedenspark, an der Linnéstraße gleich gegenüber vom Botanischen Garten, ein neuer „Apothekergarten“ der Universität eröffnet. Auf rund 3000 Quadratmetern Fläche wurde er nach der historischen Vorlage des Arzneipflanzengartens aus dem 16. Jahrhundert angelegt. Im aktuellen Teil des „Apothekergartens“ sind nahezu alle Pflanzenarten zu finden, die entweder in der Schulmedizin oder in alternativen Therapierichtungen heutzutage Anwendung finden. Dabei sind die Heilpflanzen nach ihren chemischen und medizinisch bedeutenden Hauptwirkstoffen wie ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Alkaloide oder herzwirksame Glykoside angeordnet.
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