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Erasmus+ Studienaufenthalt – mit diesen beiden Wörtern verbindet man beinahe automatisch Studierende, die ein bis zwei Semester an einer Hochschule im Ausland verbringen und ihre Zeit neben der Uni mit ganz viel „Land, Leute und Kultur“ spicken. Geht es um Erasmus+ „Kurzzeitaufenthalte“, ist die Vorstellung, was sich dahinter verbirgt, jedoch eher vage. Was es mit diesem Format auf sich hat und welche Vorteile es für Studierende und auch Lehrkräfte mit sich bringt, erklärt Dr. Isabelle Maringer, Referentin für internationale Mobilität und Projektförderung in der Stabsstelle Internationales. Dr. Katharina Neef, Dozentin am Religionswissenschaftlichen Institut berichtet außerdem von ihren Erfahrungen.

„Die Erasmus+ Kurzzeitmobilität greift quasi das klassische Format einer Studienreise auf, das jedoch um zusätzliche virtuelle Lehr- und Lerneinheiten ergänzt wird. Es ist also eine Kombination aus einem kurzen Auslandsaufenthalt von mindestens fünf Tagen und einer virtuellen Vor- oder Nachbereitung – daher auch der Name ‚blended Lehr-Lernformat‘. Ebenso notwendig ist dabei die curriculare Einbettung: Teilnehmende Studierenden sollten mindestens drei Leistungspunkte erhalten, die auch anerkannt werden“, beschreibt Isabelle Maringer das Konzept. 

Das Format soll vor allem Studierenden eine internationale Erfahrung bieten, die einen „langen“ Erasmus+ Aufenthalt, beispielsweise aufgrund eines eng gestrickten Studienverlaufsplan, nur schwer in ihr Studium integrieren können: „In den Staatsexamensstudiengängen beispielsweise bietet sich die Kurzzeitmobilität an, denn nicht alle Studierende können ein ganzes Semester im Ausland verbringen. Aber auch für andere Studiengänge sind blended Lehr-Lernformate eine reizvolle Option, innerhalb eines kurzen, organisierten Projekts Auslandserfahrungen an einer Partnerhochschule im europäischen Erasmus+ Raum zu sammeln“, so die Referentin.

„BMP“ oder „BIP“: zwei Projektarten sind möglich

Im Erasmus+ Programm gibt es zwei Projektarten mit Kurzzeitmobilität: Zum einen haben Hochschulangehörige die Möglichkeit, an einem „Blended Mobility Programme“ (BMP) teilzunehmen, in dem sie mit mindestens einer Erasmus+ Partnerhochschule zusammenarbeiten. Sind mindestens drei Partnerhochschulen im Mobilitätsprojekt involviert, ist es als „Blended Intensive Programme“ (BIP) förderbar. In beiden Fällen unterstützt Erasmus+ finanziell die Aufenthaltskosten der Teilnehmenden.

Bewerben sich Hochschulangehörige an der Stabsstelle Internationales erfolgreich für ein BIP, können sie zusätzlich Organisationsmittel erhalten, die sie für die Vorbereitung und Durchführung des BIP nutzen können. Beispielsweise also für die Einstellung einer studentischen Hilfskraft oder die Finanzierung des kulturellen Rahmenprogramms. In den vergangenen zwei Jahren wurden an der UL insgesamt 16 Erasmus+ Kurzzeitmobilitätsprojekte durchgeführt: sechs davon als Intensivprogramme (BIP), also mit zusätzlichen Organisationsmitteln, zehn als bilaterale Kurzzeitmobilitätsprogramme – also BMP. 

Dr. Katharina Neef

Es ist tatsächlich ein anderes Lernen und auch der Kontakt zu den Studierenden ist enger. Ich kann es meinen Kolleginnen und Kollegen wirklich nur weiterempfehlen.

Dr. Katharina Neef

Eines dieser „Blended Mobility Programmes“ ging vor kurzem erst zu Ende: Vom 14. bis 19. Mai 2024 reiste eine elfköpfige Studierendengruppe der Religionswissenschaft unter der Leitung von Dr. Katharina Neef an die Universität Bergen. Unter dem Projekttitel „Bergen – The Religious City. A Fieldwork Course” führten die Studierenden Feldforschungen in verschiedenen Religionsgemeinschaften der Stadt durch. Diese wurden im April in virtuellen Sitzungen von Studierenden aus Bergen und Leipzig gemeinsam inhaltlich und methodisch vorbereitet. 

Reise zu Religionsgemeinschaften in Norwegen

„Eine Gruppe verbrachte den Nachmittag in einer thaibuddhistischen Gemeinde Bergens. Dort waren ein Thai-Mönch und ein Mönch aus Oslo, der konvertiert war, anwesend. Die Studierenden haben sich vor Ort über die Geschichte der Gemeinde informiert und ergründet, wie sich das Gemeindeleben dort formiert“, berichtet Dr. Katharina Neef. „Eine weitere Gruppe interviewte einen Priester in einer katholischen Kirche. Das war sehr interessant für die Studierenden, da Norwegen ein mehrheitlich protestantisches Land ist und ihnen auf diese Weise klar wurde, dass der Katholizismus in Bergen ein multinationaler und auch migrantischer ist“, so die Religionswissenschaftlerin weiter. 

Doch nicht nur für die Studierenden bringen diese Kurzzeitmobilitätsprojekte einen enormen akademischen wie kulturellen Mehrwert mit sich. Auch Dr. Katharina Neef selbst bedeutet die Möglichkeit, ihren Arbeitsalltag international zu gestalten, sehr viel: „Ich schätze den Austausch mit den Kollegen im Ausland enorm. Ich fand es zuletzt in Bergen sehr interessant, in die Institutslandschaft reinzuschnuppern. An der norwegischen Universität ist die Religionswissenschaft beispielsweise viel stärker an der Lehrerausbildung beteiligt. Generell tut es gut, mal seine gewohnte Institutsumgebung zu verlassen. Man ist natürlich noch immer in seinem Lehrdeputat drin, aber es ist tatsächlich ein anderes Lernen und auch der Kontakt zu den Studierenden ist enger. Ich kann es meinen Kolleginnen und Kollegen an der Universität Leipzig wirklich nur weiterempfehlen.“ 

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