Herr Prof. Löffler, warum brauchen wir eine bundesweite Datensammlung zum Gesundheitsstatus der allgemeinen Bevölkerung?
Um Erkenntnisse über die Ursachen von Volkskrankheiten wie Adipositas, Diabetes, Herzinfarkt oder Krebs im Zusammenspiel von genetischer Veranlagung, Lebensgewohnheiten und umweltbedingten Faktoren zu bekommen. Dazu werden über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren hinweg Befragungen und Untersuchungen durchgeführt sowie Bioproben wie Urin, Blut oder Speichel gesammelt. Aktuell wird anhand der bereits vorhandenen Daten zum Beispiel untersucht, welchen Einfluss die Ernährung auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und nichtalkoholischer Fettleber hat oder ob bestimmte Schlafstörungen mit neurodegenerativen Veränderungen zusammenhängen. Auch versuchen wir den Einfluss von Umweltfaktoren auf Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zu charakterisieren. Hierzu werden deutschlandweit verfügbare Umwelt- und Geodaten mit codierten Wohnadressen verknüpft. Dabei werden unter anderem Informationen aus der Gebäude- und Straßennetzkartierung, Lärmdaten und Daten zu Luftschadstoffen genutzt. Durch die NAKO Gesundheitsstudie entsteht also ein sehr detaillierter und umfassender Datensatz, der in Deutschland bisher einmalig ist. Die erhobenen Daten sind auch international vergleichbar, da sich die Auswahl der Untersuchungen an anderen europäischen Studien orientiert. Dadurch, dass eine hohe Anzahl von Teilnehmenden unterschiedlicher Altersklassen über einen längeren Zeitraum beobachtet wird, können wertvolle Informationen zur Entstehung typischer Zivilisationskrankheiten gewonnen werden.
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