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Im Wintersemester 2021/2022 taten sich Studierende der Fächer Alte Geschichte und Klassische Archäologie in einem interdisziplinären Seminar mit dem selben Ziel zusammen: Den Nachbau einer antiken Losmaschine aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus Athen, mit der damals Bürger als Richter für Gerichtsverfahren ausgelost wurden. Die Studierenden Julia von Thadden und Lucas Otto berichten von diesem besonderen Seminar.

Nicht genau wissend, was uns erwartet, kamen wir am Tag des ersten Blockseminars zusammen und warteten gespannt auf den Start des Seminars. Die Erwartungen waren ziemlich hoch. Während der Pandemie hatte man als Bachelor-Student:in der Archäologie und der Alten Geschichte trotz Bemühungen der Dozierenden nicht oft die Möglichkeit, praktisch zu arbeiten. Auf dem Papier klang es spannend, sich mit einem zentralen Element der attischen Demokratie auseinanderzusetzen und die Gelegenheit zu haben, sich an so einen Nachbau einer Losmaschine zu wagen. Umso erwartungsvoller sahen wir dem Seminar entgegen.

Losmaschine anhand von historischen Quellen rekonstruiert

Während des Semesters haben wir durch Informationen aus archäologischen Fundstücken eine grobe Vorstellung davon erhalten, wie diese Losmaschine ausgesehen haben. Leider hat sich keine Losmaschine aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. als Ganzes erhalten, sondern nur Fragmente davon. Deshalb mussten wir weitere Informationen über die Losmaschine aus antiken Quellen, wie der Athenaion Politeia, die Aristoteles zugewiesen wird, ziehen. Eine weitere Stelle stammte aus der Ecclesiazusae von Aristophanes. Auf diese Art und Weise haben wir im Seminar also begonnen, uns mit der Thematik zu beschäftigen und den Forschungsstand aufzuarbeiten. Anhand der Informationen, die in den Quellen über die Losmaschine stehen, und der archäologischen Fundstücke machten wir uns an das Zeichnen der Pläne. Wir hatten den Einsatz des Kleroterions beim Auslosen der Richter im klassischen Athen besprochen und wollten unsere Rekonstruktion dahingehend aufbauen, diesen Losprozess mit ihr nachempfinden zu können. Auf dieser Grundlage entstand die Losmaschine, die die Tischlerei der Universität Leipzig auf Basis unserer Pläne zusammenbaute.

Krönender Abschluss: Auslosung nachgestellt

Als das Kunstwerk schließlich gebaut war, haben wir die einzelnen Teile beschriftet, die Losmaschine verziert und bemalt, und die letzten notwendigen Dinge für den Losprozess besorgt. Danach konnten wir den Prozess in der Basisvorlesung "Alte Geschichte" tatsächlich mit den teilnehmenden Studierenden einmal durchführen. Das war der krönende Abschluss des Seminars, da wir unsere Rekonstruktion gleich testen und sehen konnten, dass die Teilnehmer:innen auch viel Spaß hatten, für eine kleine Weile ein Stück attischer Demokratie hautnah mitzuerleben.

Wir können uns heute zwar schlecht vorstellen, wie im antiken Athen zeitweise bis zu 6000 Personen täglich mittels mehrerer Kleroteria den Fällen des Volksgerichts zugelost wurden. Die Rekonstruktion der Losmaschine hat uns allerdings nicht nur einen kleinen Einblick gegeben, wie die Arbeit als Althistoriker:in oder Archäolog:in aussehen kann, sondern hat uns auch gezeigt, wie ein alltäglicher Prozess der Antike abgelaufen sein könnte.

 

  • Die rekonstruierte Losmaschine wird vom Lehrstuhl für Alte Geschichte mitsamt dem benötigten Zubehör und der inhaltlichen Ausarbeitung für Lehrzwecke verliehen.
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