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Im Wintersemester 2021/22 wurde in der Ägyptologie ein Modul angeboten, in dessen Rahmen ein „Digitaler Zwilling“ des Ägyptischen Museums – Georg Steindorff – der Universität Leipzig angefertigt werden sollte. Studentin Hannah Jilg berichtet von dem besonderen Seminar.

Was ist ein Digitaler Zwilling?

Der Digitale Zwilling bietet die Möglichkeit, das Ägyptische Museum online zu erkunden. Dabei soll ein „normaler“ Museumsbesuch ergänzt, aber nicht ersetzt werden. Uns war es besonders wichtig, den Besuchergruppen, für die es bislang – etwa durch eine Gehbeeinträchtigung, Sprachbarrieren, oder einfach räumliche Entfernung – nur schwer oder gar nicht möglich war, ins Museum zu gehen, eine Möglichkeit dazu zu geben. Durch den Digitalen Zwilling wird außerdem sichergestellt, dass das Museum selbst dann zugänglich ist, wenn z.B. durch einen Lockdown eine vorübergehende Schließung erforderlich ist.

Im Vorprogramm des kommenden Aegyptiaca-Vortrags am 2. Juni 2022 um 18:15 Uhr werden wir den Digitalen Zwilling im Detail vorstellen, daran anschließend erfolgt die offizielle Eröffnung.

Das Projekt

Unsere Gruppe bestand aus Studierenden der Ägyptologie, Archäologie, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Digital Humanities.

Eine besondere Herausforderung war, dass das Modul von mehr Wahl- als Kernfachstudierenden belegt wurde. Dadurch mussten wir uns größtenteils vor dem Verfassen der Texte zunächst das notwendige Hintergrundwissen erarbeiten. Es wurde dadurch aber auch vermehrt der Austausch gefördert: Die Ägyptologie-Studierenden konnten mit Fachwissen aushelfen, während Wahlbereichler:innen leichter bemerkten, wenn Begriffe für ein Laien-Publikum besser erklärt werden mussten.

Die Einzelheiten des Konzeptes für den Digitalen Zwilling durften wir selbst erarbeiten. Unsere verschiedenen Fachrichtungen ermöglichten es uns, das Projekt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und viele Ideen anzubringen. Leider konnten wir nicht alles unterbringen, da nicht alles in nur einem Semester umsetzbar gewesen wäre. So hatten wir ursprünglich geplant, einen Audioguide zu verfassen und Texte speziell für Kinder zu schreiben.

Letztendlich einigten wir uns auf deutsche und englische Texte für knapp 40 Stationen. Für die ausgewählten Objekte gibt es jeweils einen kurzen Text, der direkt in das Modell eingebunden ist. Besonders interessierte Besucher können verlinkte pdf-Dateien mit weiteren Informationen abrufen. Damit kein Infotext übersehen wird, haben wir die Stationen in einem Rundgang angeordnet und untereinander verlinkt. Das Museum kann aber natürlich auch auf eigene Faust im virtuellen Raum durchlaufen werden.

Im Januar erstellten wir mit einem 3D-Laserscanner und einer 360 Grad-Kamera zwei 3D-Modelle des Museums. Wegen der besseren Auflösung entschieden wir uns, das durch den Laserscan angefertigte Modell im weiteren Projektverlauf zu verwenden. Durch die Software „Matterport“ wird  aus dem Modell ein virtueller Raum, der durch Maus- und Tastatursteuerung (bzw. Touch-Steuerung bei mobilen Geräten) begehbar ist. Außerdem können Informationen in Textform direkt eingebunden werden. Die Hard- und Software wurde von der Firma artificial minds & tools gestellt,  die auch den fertigen Zwilling hosten wird.

Bisherige Anwendungen und Ausblick

Der Digitale Zwilling wurde bereits in Ägyptologie-Seminaren erprobt, als wegen der Corona-Pandemie ein präsenter Museumsbesuch nicht möglich war. Zukünftig soll er weiter in die Lehre mit eingebunden werden. Auch für Events, wie etwa das „Escape-Room“-Spiel während der Museumsnacht, kann der Digitale Zwilling Verwendung finden.

Die bisherige Arbeit bildet dabei ein Grundgerüst, das zukünftig noch erweitert werden kann. So könnten etwa immer wieder neue Objekte in den Fokus rücken oder einige unserer verworfenen Ideen doch noch umgesetzt werden. Insgesamt war es für uns alle ein spannendes Modul, durch das wir neben fachlichem Wissen in den Bereichen Ägyptologie und Digitalisierung von Museen auch in Sachen Projektmanagement einiges dazulernen konnten.

 

Hannah Jilg

Erfahren Sie in der Bildergalerie, wieso es bei der Erstellung des Digitalen Zwillings ungeplante „Paparazzi-Momente“ gab:

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