Welche Lebensweisen und Umwelteinflüsse haben bestimmte Erkrankungen zur Folge? Inwiefern spielt dabei die Genetik eine Rolle? Wie lässt sich die Entwicklung von Krankheiten vorhersagen? Mit Fragen dieser Art beschäftigen sich die Projekte des LIFE-Forschungszentrums. Es wurde 2009 unter der Leitung von Prof. Markus Löffler, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie sowie Prof. Joachim Thiery, ehemaliger Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig gegründet. Seitdem führen dort Wissenschaftler:innen bevölkerungs- und patientenbasierte epidemiologische Langzeitstudien zu einem breiten Spektrum von Volkskrankheiten durch.
Mit umfassenden Untersuchungen altersbedingten Erkrankungen auf den Grund gehen
Eines der Hauptprojekte ist die LIFE-Adult-Studie, eine langfristig angelegte bevölkerungsbasierte Kohortenstudie mit 10.000 zufällig ausgewählten Bürger:innen aus Leipzig im Alter von 18 bis 79 Jahren. Die Erhebung konzentriert sich auf Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, kognitive Störungen, Depressionen, Schlafstörungen, bestimmte Augenerkrankungen und Allergien. Das Besondere: In regelmäßigen Abständen unterziehen sich die Proband:innen körperlichen und apparativen Untersuchungen, Befragungen, psychometrischen Tests sowie klinisch-chemischen Untersuchungen. Die im Rahmen der Studie gewonnenen Blut- und Urinproben werden in der Leipzig Medical Biobank der Medizinischen Fakultät eingelagert.
Zwischen 2011 und 2014 wurden die ersten Daten erhoben, eine Nachbefragung sowie Nachuntersuchungen speziell ausgewählter Teilnehmer:innen gab es 2017 und 2021. Momentan läuft eine zweite Nachbefragungswelle. Auf diese Weise kommt ein umfassender Datensatz zustande, dessen Auswertung Aussagen über die Entwicklung von Krankheiten liefert. Im Rahmen der LIFE-Adult-Studie ist auch die 1000. Publikation des LIFE-Forschungszentrums erschienen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Resilienz und depressiven Symptomen befasst.
Eine etablierte Infrastruktur für langfristige medizinische Forschungsprojekte
Bereits die Daten der Basiserhebung führten zu einer Vielzahl neuer Erkenntnisse. So konnten die Forschenden der LIFE-Adult-Studie beispielsweise mehr über die Häufigkeit von frühen Veränderungen verschiedener Organsysteme und Körperfunktionen, die oft im jungen und mittleren Lebensalter beginnen, herausfinden. Es wurden unter anderem mittels Kernspintomographie erkennbare Veränderungen des Gehirns, Beeinträchtigungen kognitiver Fähigkeiten oder nachweisbare Netzhautveränderungen festgestellt. Anders als bisher angenommen, scheinen sich erste Netzhautveränderungen am Auge bereits um das 40. Lebensjahr herum zu entwickeln.
Die LIFE-Adult-Studie lieferte neue Daten über die Häufigkeit leichter neurokognitiver Störungen. Durch die Vielfältigkeit der Daten konnten alters-, geschlechts- und bildungsspezifische Referenzwerte zur Beurteilung der kognitiven Leistungsfähigkeit ermittelt werden. Mittels laserbasiertem 3D-Ganzkörperscan gelang eine detailliertere Beschreibung der menschlichen Körperform, die weit über die traditionellen Körpermaße wie Body-Mass-Index und Verhältnis von Taille zu Hüfte hinausgeht und sogar eine Berechnung der Körperoberfläche erlaubt. Derzeit werden die Daten der Verlaufsuntersuchungen und -befragungen intensiv ausgewertet.
Durch LIFE konnten am Standort Leipzig weitere Forschungsprojekte und -strukturen etabliert werden. Zum Beispiel wurde der Grundstein für die "Leipzig Medical Biobank" gelegt. Sie ist hochmodern und für die qualitätsgesicherte Sammlung, Verarbeitung, Lagerung und Bereitstellung von Bioproben für verschiedene Forschungsvorhaben nutzbar.
Das LIFE-Forschungszentrum entwickelt sich mit seinen Projekten immer weiter und passt sich aktuellen Anforderungen an: Seit 2021 werden die etablierten Strukturen genutzt, um auch zu den Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion (Post-Covid-Syndrom) zu forschen.
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