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Mara Dietl und Kriszta Jüttner trinken ihren Kaffee morgens ganz stilecht mit frisch gemolkener, gefilterter Kuhmilch. Es kann sogar sein, dass die beiden jungen Frauen diese Milch am frühen Morgen selbst gemolken haben, denn das gehört unter anderem zu ihren Aufgaben als Auszubildende auf dem Lehr- und Forschungsgut (LFG) Oberholz der Universität Leipzig in Großpösna. Die 19-Jährige Kriszta ist im dritten Lehrjahr zur Tierpflegerin. Ihre fünf Jahre ältere Kollegin Mara ist angehende Landwirtin. Beide sind mit großem Enthusiasmus dabei und berichten bei einem Besuch im Oberholz über ihren Ausbildungsalltag auf dem Gut.

Für Kriszta beginnt der Tag um 4:30 Uhr, wenn die 40 Milchkühe gefüttert und später gemolken werden müssen. Sie geben täglich 1.200 Liter Milch. Die ersten Strahlen aus der Zitze müssen immer von Hand „weggemolken“ werden, weil dies die keimreichste Milch ist, berichtet LFG-Leiterin Karin Heinichen. Erst dann, so sagt sie, könne die Melkmaschine angesetzt werden. 

 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das Bild zeigt Kriszta beim Bewegen von Strohballen mit einem Gerät.
Kriszta bei der Arbeit im LFG. Foto: Christian Hüller

Kriszta: „Körperlich anspruchsvolle Arbeit“

Kriszta hilft an diesem Vormittag im Kuhstall, wo die Tiere beruhigt und geordnet werden müssen, weil eine Tierärztin sie gegen Blauzunge – eine häufige Viruserkrankung – impft. Geschickt weicht Kriszta den aufgeregten Kälbern aus und beruhigt sie. „Wir lernen in unserer Ausbildung auch den Umgang mit Tieren“, erzählt sie. Alle Tiere, die die Impfung geschafft haben, bekommen einen lila Strich auf die Stirn. Danach geht es noch zu den 300 Schafen, Krisztas Lieblingstieren, die ebenfalls eine Impfung bekommen. Neugierig kommen diese auf sie zu, wenn sie den Stall betritt. Später muss sie noch ausmisten, Tiere füttern, die Temperatur der Kühe messen und ein zwei Wochen altes Lamm wiegen: 6,2 Kilogramm bringt es auf die Waage. 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Kriszta ist im Kuhstall mit einem Kälbchen zu sehen.
Kriszta hilft im Kuhstall, die Tiere zu beruhigen, denn sie bekommen eine Impfung. Foto: Christian Hüller

„Ich wurde von meiner Berufsberaterin an die Uni verwiesen und bin damit sehr glücklich“, berichtet Kriszta. Sie wollte beruflich nie „drinnen hocken“, sondern mit Tieren draußen arbeiten, etwas mit der Hand schaffen. Das treffe auf ihren Beruf vollkommen zu.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Auszubildenden Kriszta im Schafstall mit einem Lamm auf dem Arm.
Kriszta wiegt ein zwei Wochen altes Lamm: 6,2 Kilogramm bringt es auf die Waage. Foto: Christian Hüller

Übers Praktikum zur Ausbildung

Mara hat es nicht ganz so weit wie Kriszta: Ihre jeweils zweiwöchige theoretische Ausbildung ist in Wurzen. Danach kommen wieder vier bis sechs Wochen Praxis im Oberholz. Ihr Tag beginnt meist um 7:00 Uhr. Dann bereitet sie ihren mächtigen „Kollegen“ auf seinen Einsatz vor: den Traktor mit dem Grubber, mit dem sie an diesem Morgen „grubbert“, das heißt den Boden auflockert, um Pflanzenreste zu entfernen und ihn für die Weizen-Saat vorzubereiten. Auch Wintergerste, Ackergras, Raps, Zuckerrüben und einiges mehr bauen die Mitarbeitenden des LFG an.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Mara vor einem Traktor auf dem Feld.
Mara vor ihrem Traktor im Einsatz auf dem Feld. Foto: Christian Hüller

„Wir stellen große Teile unseres Futters selbst her“, berichtet Mara und prüft erst einmal den Ölstand des Traktors, seine Elektrik, Luft und Wasservorräte, bevor sie sich ins Fahrerhaus setzt und lostuckert auf eines der Felder, die das LFG im Umkreis gepachtet hat. Etwa 200 Hektar sind das. An die gewaltigen Fahrzeuge und andere große Geräte habe sie sich gewöhnt, sagt die 24-Jährige. „Jetzt bin ich glücklich damit.“ 

Mit Landwirtschaft, so sagt Mara, habe sie zuvor rein gar nichts zu tun gehabt. Sie wollte „einen Beruf im Grünen“ ergreifen, in dem sie mit Menschen und Tieren zu tun hat und der abwechslungsreich ist. Mara bewarb sich deshalb in Eigeninitiative um ein Praktikum im LFG Oberholz und stellte dabei fest, dass ihr die Arbeit in der Landwirtschaft sehr gefällt. „Es macht mir jeden Tag Spaß. Das ist ein sehr vielfältiger Beruf. Ich lerne immer was Neues hinzu“, betont sie. 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Mara mit einem Ölmessstab an ihrem Traktor.
Mara kontrolliert vor jeder Fahrt den Ölstand ihres Traktors. Foto: Christian Hüller

Ihren Traktorführerschein hat sie schon eine Weile in der Tasche. Sie kann Tierfutter selbst anrühren, melken, grubbern und vieles mehr. Bald lernt Mara, wie sie Tierkrankheiten erkennt, etwa eine Klauenerkrankung beim Rind, und wie sie Erste Hilfe bei Tieren leisten kann.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Auf eem Bild sind Gebäude des LFG Oberholz von oben zu sehen.
Gebäude des LFG Oberholz. Foto: Christian Hüller

Nachwuchssorgen auf dem Gut Oberholz

„Sie lernen beide, Partnerinnen des Tierarztes zu werden“, erklärt Karin Heinichen. Die LFG-Leiterin ist sehr froh, die zwei toughen Frauen auf dem Gut zu haben. „Uns drücken Nachwuchssorgen“, verrät sie. Mehr als die Hälfte der 15 Mitarbeitenden sei über 60 Jahre alt und gehe bald in den Ruhestand. Umso wichtiger sei es, dass engagierte Azubis wie Mara und Kriszta das Team verjüngen und nach ihrer Ausbildung dableiben. Ein Jahr Übernahmegarantie gibt es für sie an der Universität. Beide wollen diese Chance nutzen. Im Oberholz werden Tier- und Landwirt:innen sowie Tierpfleger:innen ausgebildet – eine Tatsache, die vielen jungen Menschen gar nicht bekannt ist. 

Was man als Landwirt:in braucht? „Man muss flexibel sein, begeisterungsfähig, wissbegierig. Und man sollte bereit sein, auch bei Kälte im Winter halb fünf morgens aufzustehen“, antwortet Mara. Kriszta fügt für ihren Ausbildungsberuf hinzu: „Auch Aufmerksamkeit ist wichtig, um die Signale des Tieres zu erkennen. Tierliebe gehört natürlich auch dazu.“

Gummistiefel sind die täglichen Begleiter der beiden jungen Frauen. Der manchmal etwas unangenehme Geruch in den Ställen stört sie nicht mehr. Mara und Kriszta haben ihre Traumjobs gefunden.

Bewerben Sie sich für eine Ausbildung an der Uni Leipzig bis zum 15. Dezember

Die Universität Leipzig bietet eine Vielzahl an Ausbildungsberufen an, darunter etwa Ausbildungen im Bereich Tierpflege, Landwirtschaft, Chemie- und Biologielabor, Ziergartenbau oder Informatik. Interessierte können sich für den Ausbildungsstart im August 2025 bis zum 15. Dezember 2025 bewerben.

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