Wie sind Sie auf die Idee einer Veranstaltung gekommen, in der verstorbener Universitätsangehöriger gedacht wird?
Ich bin in Münster promoviert worden und dort gab es jährlich einen ökumenischen Gedenkgottesdienst für die verstorbenen Angehörigen der Universität. Ich fand, es war eine sehr stimmige Form. Zugleich war mir klar: Hier in Leipzig, in einem säkularen Kontext, ist die Form eines Gottesdienstes nicht passend, weil zu einem solchen Gottesdienst nur diejenigen kommen, die immer zu Gottesdiensten kommen. Diese Feier richtet sich nicht explizit an die christliche Gemeinde an der Hochschule; vielmehr muss die Hochschule als Ganzes damit umgehen, dass sie Mitglieder durch Tod verliert, und zwar nicht nur Emeritierte und Ehemalige, die im hohen Alter sterben, sondern auch Studierende und Mitarbeitende aus dem aktiven Dienst.
Für diese Art Veranstaltung ist das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli wie geschaffen.
Ich finde diesen Ort ideal, weil er genau diese Doppelgesichtigkeit hat: Man kann das Paulinum religiös deuten als Unikirche, man kann es weltlich deuten als Aula. Und auf dieser Grenzlinie stelle ich mir auch das Universitätsrequiem vor: Ein Requiem kommt aus der christlichen Tradition. Das Christentum beginnt ja mit der Überzeugung, dass Christus den Tod überwunden hat. Das heißt, es ist von Anfang an eine auf Tod und Todesüberwindung fokussierte Religion. Insofern hat das Christentum natürlich viele Sprachbilder und Symbole zum Umgang mit dem Tod. Und ich glaube, man kann einen guten Teil dieser Symbole auch fruchtbar machen, ohne religiös zu sein. Wir haben gerade im Paulinum Epitaphien, also Grabmäler aus der Barockzeit, die teilweise sehr expressiv den Tod darstellen. Und sie inszenieren den Tod und eine Todesüberwindung.
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