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Memes: Viele von uns kennen sie aus den sozialen Medien, doch was genau ist eigentlich ein "Meme" und warum sollte man dieses Kommunikationsmittel untersuchen? In einem Seminar haben sich Studierende des Bachelors Kommunikations- und Medienwissenschaften genau diesen Fragen gewidmet und sich deren Beantwortung auf unterschiedliche Weise genähert. Von ihren Erfahrungen im Projekt berichtet die Studierende Ella Scholz.

Als zu Beginn des vergangenen Sommersemesters ein Seminar mit dem Titel „Zwischen Lulz und Meme-Wars – ein Projekt zur Förderung von Meme-Literacy“ im Vorlesungsverzeichnichs auftauchte, rieben sich die Studierenden der Kommunikations- und Medienwissenschaften prompt die Hände: „Mit Memes kenn‘ ich mich aus“. Der Großteil von uns gehört ja schließlich zur Generation Internet und freute sich, die über Jahre des Social-Media-Konsums angesammelte Expertise tatsächlich mal an der Uni anwenden zu können. Eine Frage blieb allerdings erst einmal offen: „Was gibt’s denn da für uns noch zu lernen?“

Wie es sich herausstellte, eine Menge. Denn während die Studierenden vor allem mit eher praktischen Erfahrungen anrückten, trat uns Vertretungsprofessor Dr. Michael Johann, zertifizierter Meme-Wissenschaftler von der Uni Augsburg, mit dem entsprechenden akademischen Know-how entgegen. Zu Beginn wurden dann erstmal ein paar recht simple Fragen gestellt: Was ist eigentlich ein Meme und warum heißen sie so? Wie würde man sie wissenschaftlich definieren? Und was haben sie in der Politik zu suchen?

Selbst für die Digital Natives im Seminarraum war das erst einmal gar nicht so einfach zu beantworten. Und da schwante uns auch schon, weshalb so ein Projekt zur Förderung der Meme-Literacy vielleicht gar keine so schlechte Idee ist.

Was ist eigentlich ein Meme?

Zu Beginn möchte ich natürlich auch den neugierigen Lesenden die Antworten auf die Frage, was eigentlich ein „Meme“ ist, nicht vorenthalten: Memes bezeichnen Informationen, die im Internet von Nutzer:innen durch Replikation und Imitation produziert und verbreitet werden. Sie begegnen uns in allererster Linie als Kombinationen von Bild/Video und Text und dienen meist der Unterhaltung. Den Begriff „Mem“ (oder später auch „Meme“) haben wir dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins zu verdanken, der hiermit durch Imitation verbreitete Informationseinheiten im Gehirn bezeichnete und damit erstmals ein kulturelles Gegenstück zu den Genen beschrieb. Mittlerweile ist der Meme-Begriff vor allem zu einer Sammelbezeichnung von Phänomenen und Inhalten geworden, die sich über die kreative Anpassung durch die Nutzenden im Internet verbreiten. So haben sie in den vergangenen Jahren vor allem in der politischen Online-Kommunikation an Bedeutung gewonnen und werden sowohl von Social-Media-Nutzenden als auch von Parteien, NGOs, Aktivist:innen und radikalen Gruppen genutzt, um vor allem jüngere Zielgruppen mit simpel verpackten Inhalten zu erreichen und auf diese Weise politische Standpunkte zu verdeutlichen, Kritik zu üben und die eigene Ideologie zu verbreiten.

Meme-Literacy, wie wir (mittlerweile) wissen, ist ein Sammelbegriff für Kompetenzen, die für den Zugang zu sowie die Interpretation und Produktion von Memes notwendig sind. Das Ziel unseres Seminars stand dann recht schnell fest: Studierende und Professor vereinten praktische und akademische Kräfte und konzipierten auf der Basis bestehender Literatur und mit der Hilfe weiterer Expert:innen zum Thema ein multimediales Projekt, das allerlei Ressourcen zur Meme-Weiterbildung bereitstellt. Im Rahmen des Projektes bekamen wir Unterstützung von Leonie Sanke von der Süddeutschen Zeitung, die in einem Gastvortrag ihre Erfahrungen zum erfolgreichen Storytelling in Multimediaformaten mit uns teilte (siehe Foto). Auch die Wissenschaftler:innen Anne Leiser, Verena Straub und Christian Schwarzenegger stellten sich freundlicherweise als Interviewpartner:innen zur Verfügung und halfen mit ihrer Expertise bei der Einordnung verschiedener Meme-Phänomene.

Ein Projekt entsteht

So entstand nach und nach „BehindYourMeme“, ein Mosaik aus Infoposts auf Instagram, Videos, Podcast-Folgen, einer Broschüre, einer Datenbank und einem E-Learning-Kurs, alle vereint auf unserer Projektwebsite mit jeweils ganz eigenen Inhalten und Vertiefungen unterschiedlicher Unterthemen, aber dennoch untereinander verknüpft.

Ob man lieber liest, schaut, hört oder auf Instagram hängen bleibt – da dürfte für jede:n etwas dabei sein. Und genau das war auch das Ziel. Denn von etwas mehr Meme-Literacy können alle profitieren, wie wir selbst zu Beginn des Projektes feststellten. Und wenn das schon für uns gilt, dann bestimmt auch für Digital Immigrants, also Personen, die nicht unbedingt mit digitalen Technologien und Inhalten – und damit auch Memes – aufgewachsen sind.

Das eigene Wissen testen und erweitern

Wie bereits erwähnt ist auch der E-Learning-Kurs ein Endprodukt des Projektes. Dieser besteht aus zwei Modulen: eines für Personen, die noch wenig Erfahrungen mit Memes gesammelt haben, und ein Modul für Personen, die sich schon besser mit Memes auskennen. Beide Kurse können auch hintereinander absolviert werden. Zu Beginn eines jeden Kurses werden auch die Lernziele genannt. Beim Anfänger:innen-Kurs sind das etwa die Kenntnis verschiedener Arten von Memes, die Einordnung in den Entstehungskontext oder die kritische Betrachtung von Meme-Quellen. Im Fortgeschrittenen-Kurs sind die Ziele unter anderem die Erkennbarkeit von politischen Memes, das kritische Hinterfragen von Informationen in politischen Memes oder Wissen um Fake News in Memes.

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