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Auch wenn es der Namensgeber gar nicht möchte, sie wird immer die „Schneider-Bank“ heißen. In nur vier Wochen ist in Anlehnung an das im Krieg zerstörte Original das Abschiedsgeschenk für Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider entstanden, der Ende März nach 16 Jahren als Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) in den (Un-)Ruhestand geht. Seinem Wunsch entsprechend, lädt die Bank im repräsentativen Treppenhaus der Bibliotheca Albertina ab sofort zum Verweilen ein. Kurz vor dem Jahresempfang am Donnerstagabend (24. März 2022) übergaben die Mitarbeiter:innen des Hauses dieses besondere Farewell-Präsent an ihren scheidenden Direktor.

Für Schneider war es ein Tag voller Überraschungen und Emotionen. Denn außer der Bank widmeten seine Kolleg:innen ihm auch einen halbstündigen Film, der die Arbeit der UBL unter seinem Direktorat porträtiert und diese als lebendigen Ort präsentiert. Am Abend des Jahresempfangs wurde das Video erstmals gezeigt und wird demnächst auch auf der Homepage zu sehen sein. Zahlreiche Weggefährt:innen und Kolleg:innen – unter ihnen auch die neue Rektorin der Universität, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell – nutzten die Gelegenheit, um sich beim Jahresempfang von Ulrich Johannes Schneider zu verabschieden und seine Verdienste zu würdigen.

„Kleinen Schneider auf der Schulter“

Allen voran dankte ihm Charlotte Bauer, die stellvertretende Direktorin des Hauses, die so lange als kommissarische Leiterin fungiert, bis die Nachfolge entschieden ist. Sie und er seien all die Jahre „ein kongeniales Paar“ gewesen. „Ich finde uns – ehrlich gesagt – einmalig“, brachte Bauer ihr Fazit der gemeinsamen Zeit auf den Punkt. Schneider habe die Bibliothek mit seiner Hartnäckigkeit und Begeisterungsfähigkeit in den 16 Jahren und drei Monaten unter seiner Ägide als Ort der Begegnung, Kommunikation und Arbeit etabliert. Ihm sei es „grandios gelungen“, die UBL als Forschungsbibliothek zu profilieren und die Bestände digital zu erschließen. Hinzu komme der Ausbau der Infrastruktur an den Standorten: Seit 2006 wurden für die UBL allein 100 Drittmittelprojekte mit einer Fördersumme von 24 Millionen Euro umgesetzt. Er lieferte unter anderem die Initialzündung für den weiteren Umbau der Albertina. Sein „letztes großartiges Glanzstück“ sei die Vitrine mit der Replik des Papyrus Ebers gewesen, so Bauer. Dies war nur eine von insgesamt 41 großen Ausstellungen in Schneiders Amtszeit. „Wer künftig Ausstellungen hier macht, hat wohl immer einen kleinen Schneider auf der Schulter“, scherzte Charlotte Bauer.

In einer Videobotschaft bedankte sich auch Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow bei Schneider für dessen Engagement, die Führung der UBL sowie die Lehrtätigkeit an der Universität. Unter Schneiders Führung sei die UBL im Jahr 2017 zur „Bibliothek des Jahres“ gewählt worden. Er sei einer der gestandenen Bibliotheksdirektoren in Deutschland. Gemkow sagte, für ihn sei das Betreten der Bibliotheca Albertina schon zu eigenen Studienzeiten immer etwas Besonderes gewesen. Schneider habe der Bibliothek durch sein Wirken den Weg in die digitale Welt erschlossen.

Wenige Worte und Blick in die Zukunft

Als Hauptperson des Abends brauchte Schneider nicht viele Worte des Abschieds. „Ich bin sehr erfreut und gerührt, dass Sie alle da sind“, betonte er. Die Zeit in Leipzig habe ihn stark geprägt. Er wagte einen Blick nach vorn in seine persönliche Zukunft: Von über 200 Mitarbeiter:innen auf null gehe es nun für ihn. Er habe keine Unterschriften mehr zu leisten, keine Veranstaltungen mehr zu organisieren. Doch an einen kompletten Ruhestand ist bei ihm natürlich nicht zu denken: Schneider wird künftig weiter als Professor tätig sein und plant ein Buchprojekt zur globalen Geschichte moderner Bibliotheken. Dafür wird er ab Mitte Mai im Thomas-Mann-Haus in Los Angeles und später in Wien forschen. In aller Bescheidenheit sagt er zum Schluss: „Nichts, was in einer Bibliothek geschieht und von Dauer ist, ist auf eine einzelne Person zurückzuführen. Dafür braucht es großartige Menschen, mit denen ich all die Dinge umgesetzt habe.“ Von seiner UBL verabschiedet sich Schneider übrigens mit einer letzten Ausstellung "mitgesammelt und eingekapselt. Beinahe-Bücher im Bibliotheksregal", die einen Tag zuvor eröffnet wurde und bis 25. September täglich in der Albertina zu sehen ist.

 

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