Nachricht vom

Die Universität Leipzig hat vor einem Jahr einen Ethikbeirat eingerichtet, um ihrer Verantwortung für die Folgen wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnisse gerecht zu werden. Über die Aufgaben des Beirates und das Thema Wissenschaftsethik überhaupt sprechen im Interview mit dem Leipziger Universitätsmagazin die Vorsitzende des Gremiums, Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Anne Deiglmayr, und Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Daniela Demko, die als ständiger Gast im Beirat sitzt. Sie erläutern auch, worauf es ankommt, wenn man das Votum des Ethikbeirats braucht. (Anmerkung der Redaktion: Das Interview fand vor der Corona-Krise statt.)

Leipziger Universitätsmagazin:  „Mensch-Affe-Mischwesen in China gezüchtet“ – Schlagzeilen wie diese haben im vergangenen Jahr für Diskussionen gesorgt. Was denken Sie? Wie weit dürfen Wissenschaftler gehen? Und was ist für Sie Ethik in der Wissenschaft?

Prof. Dr. Demko: Zu den Kernfragen der Ethik gehört die Frage nach dem „richtigen“, „guten“, „gerechten“ Verhalten, welche für alle Lebensbereiche zu beantworten ist und hierbei auch umstritten diskutiert wird. Insbesondere in solchen Lebensbereichen, in denen der Mensch auf den Beginn, die Entwicklung und Gestaltung sowie das Ende des Lebens von Menschen, Tieren und Pflanzen einwirkt, wird über die ethische Vertretbarkeit beziehungsweise Unvertretbarkeit und über die Frage der notwendig zu beachtenden ethischen Grenzen solcher Einwirkungen des Menschen auf das Leben sehr kontrovers diskutiert. Als Beispiele für solche hochumstrittenen Gebiete können angeführt werden: in Bezug auf Menschen das Gebiet der Fortpflanzungsmedizin, in Bezug auf Tiere das Gebiet des Klonens von Tieren sowie in Bezug auf Pflanzen das Gebiet der genetischen Veränderung von Pflanzen. Es ist sehr wichtig darauf zu achten, dass nicht nur allein die Frage nach dem zum Beispiel technisch oder medizinisch „Möglichen“ beantwortet wird, sondern dass immer auch zugleich und zeitgleich die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit dieses „Möglichen“ und die Frage nach den unbedingt zu beachtenden ethischen Grenzen dieses „Möglichen“ beantwortet werden.

Prof. Dr. Deiglmayr: Im Ethikbeirat beschäftigen wir uns allerdings nicht mit medizinischer Forschung und auch nicht mit Tierversuchen, sondern nur mit der Forschung mit Menschen. Das oberste Prinzip dabei ist: Die Menschen, mit denen geforscht wird, sollten in erster Linie als Menschen gesehen werden, nicht nur, zum Beispiel, als Datenlieferanten. Daraus leiten sich viele Prinzipien ab, etwa die freiwillige Teilnahme an Forschungsprojekten und die umfassende Information der Teilnehmenden. Ob ein geplantes Vorgehen ethisch vertretbar ist oder nicht, und ob und wie man Forschungsprojekte unter ethischen Gesichtspunkten verbessern sollte, wird jeweils im Einzelfall diskutiert. Dazu müssen wir einen relativ detaillierten Einblick in das jeweilige Projekt haben.

Seit einem Jahr gibt es nun den Ethikbeirat. Was macht er?

Prof. Dr. Deiglmayr: Wir beraten Wissenschaftler, die mit Menschen forschen, und begutachten Forschungsanträge, ob diese ethisch unbedenklich sind. Statements von Ethikbeiräten werden in letzter Zeit immer öfter für Drittmittelgeber, wie beispielsweise die Deutsche Forschungsgemeinschaft, oder als Voraussetzung für Veröffentlichungen in Fachjournalen gebraucht. Das gilt insbesondere für Fachzeitschriften mit Sitz in den USA. Wenn ein Forschungsvorhaben ethisch unbedenklich ist, so erhalten die Forschenden, die es bei uns zur Begutachtung eingereicht haben, ein entsprechendes Gutachten. Falls es Unstimmigkeiten oder mögliche Probleme gibt, können wir Auflagen erteilen, die zunächst erfüllt werden müssen. Wenn wir Auflagen erteilen, verlangen wir, dass uns gezeigt wird, wie diese umgesetzt werden sollen, bevor das Forschungsprojekt mit einem positiven Votum starten kann.

Darüber hinaus sind wir ein stetig lernendes Gremium. Wir führen auch grundsätzliche Diskussionen in der Gruppe, unter anderem um auf der Homepage noch mehr allgemeine Informationen geben zu können. Die sollen Forschenden – gerade auch Nachwuchswissenschaftlern – dabei helfen, ihre Projekte so zu planen, dass wichtige ethische Prinzipien wie Freiwilligkeit, Einverständnis oder Schadenminimierung berücksichtigt sind. Dadurch, und durch die Beteiligung an Informationsveranstaltungen beispielsweise der Research Academy, arbeiten wir auch am Thema Aufklärung.

Wie viele Anfragen gab es in diesem ersten Jahr?

Prof. Dr. Deiglmayr: Die Antwort hat Frau Melms für mich herausgesucht, die die Geschäftsstelle des Ethikbeirates seit Beginn managt: Bisher wurden 29 Anträge von uns begutachtet und bewertet. Einige sind noch in der Schleife, ein paar werden vermutlich noch eingereicht bis zur nächsten Frist. Auf der Homepage des Beirats steht, wann der nächste Termin ist, damit das jeweilige Anliegen noch rechtzeitig vor der nächsten Sitzung bearbeitet werden kann. Wir tagen im Moment etwa alle zwei Monate. 

Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen? Sie schauen sich die Anträge an, recherchieren und beraten sich und geben dann schon bei der nächsten Sitzung Ihr Votum ab?

Prof. Dr. Deiglmayr: Es gibt bei uns ein Berichterstatter-Prinzip. Immer zwei Mitglieder des Ethikbeirats lesen den Antrag durch und bilden sich eine Meinung dazu, tragen dann eine kurze Zusammenfassung des Inhalts und ihre persönliche Einschätzung vor. Der Beitrat bildet sich eine Meinung. Wenn etwas strittig ist, wird es diskutiert. Manchmal brauchen wir noch mehr Informationen, die im Antrag nicht drinstehen, manchmal gibt es schon eine konkrete Empfehlung, die wir aussprechen. Forschung mit Minderjährigen ist immer ein wichtiges Thema. Da ist zum Beispiel die Frage, ob jüngere Kinder in kindgerechter Sprache über das Ziel der Studie informiert werden, und in welcher Form ihr Einverständnis zur Teilnahme eingeholt wird. Sobald die Kinder lesen und schreiben können, empfehlen wir, dies durchaus auch schriftlich zu tun. Natürlich müssen auch die Eltern ihr Einverständnis geben.

Wir haben den Datenschutzbeauftragten, Herrn Braatz, als ständigen Gast in unseren Reihen. Er überprüft das Datenschutzkonzept. Mittlerweile haben wir auch auf Homepage die Empfehlung stehen, dass das Datenschutzkonzept vor der Einreichung des Ethikantrags überprüft werden sollte. Wenn dann Herr Braatz grünes Licht gegeben hat, müssen wir darauf nicht mehr achten und können uns auf die anderen forschungsethischen Fragen konzentrieren.

Auf die Frage der Freiwilligkeit haben wir ein besonderes Augenmerk: Ist davon auszugehen, dass die Teilnehmer wirklich aus freien Stücken mitmachen? Und wissen sie, sie können jederzeit „nein“ sagen, ohne dass das irgendwelche Nachteile für sie hat.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Prof. Dr. Deiglmayr: Es gibt klassische Beispiele aus der forschungsethischen Literatur: Wenn ein Professor eine Studie mit seinen Studierenden durchführt, die er hinterher in der mündlichen Prüfung benoten muss. Es ist wahrscheinlich, dass die dann dem Professor einen Gefallen tun wollen. Das könnte dem Prinzip der Freiwilligkeit zuwiderlaufen.

Wenn Drittmittelgeber für ihre Entscheidungen ein Ethikvotum voraussetzen, wie hat unsere Universität das bislang gehandhabt?

Prof. Dr. Deiglmayr: Uns gibt es erst seit einem Jahr, aber außerdem gibt es ja noch die Ethik-Kommission an der Medizinischen Fakultät. Die hat bis zur Gründung des Ethikbeirates  auch Anträge aus anderen Fakultäten bearbeitet. Die Nachfragen haben zugenommen. Das war auch ein Grund dafür, dass der Ethikbeirat gegründet wurde. Übrigens ist die Begutachtung durch den Ethikbeirat für Angehörige und Mitglieder der Universität Leipzig kostenlos.

Bei den einzelnen Fachgesellschaften gibt es in der Regel auch Beratungsangebote zu ethischen Fragestellungen der jeweiligen Disziplinen. Wenn wir Anfragen haben von außerhalb der Uni Leipzig, von kleineren Fachhochschulen zum Beispiel, müssen wir leider ablehnen und verweisen dann in der Regel an die Fachgesellschaften. Wir werden nur für Angehörige und Mitglieder der Universität tätig. Bei Kooperationsprojekten unter Beteiligung eines Uni-Leipzig-Wissenschaftlers können wir natürlich draufschauen.

Welche Maßnahmen oder Sanktionen können Sie ergreifen bei Verstößen gegen ethische Grundsätze?

Prof. Dr. Deiglmayr: Unsere Sanktion ist sozusagen, dass der Betreffende nicht das positive Ethik-Votum bekommt. Aber eigentlich sanktionieren wir nicht, wir sind keine Wächter, wir wollen vorbeugen. Bei uns können Sie nur einen Antrag einreichen, wenn die Forschung noch nicht läuft. Wir wollen im Zweifelsfall sagen können: So wie geplant geht das nicht, das muss man an dieser oder jener Stelle anders machen. Damit ethische Verstöße gar nicht erst auftreten.

Was ist, wenn Probanden in einem laufenden Projekt Zweifel in ethischer Hinsicht haben. Sind Sie dann auch Ansprechpartner?

Prof. Dr. Deiglmayr: Da dürfte sich jeder Proband an uns wenden.  Falls es sich um einen konkreten Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten handelt, würden wir das Anliegen vermutlich an die Ombudskommission weitergeben. In unserer Satzung steht zudem, wenn dem Forscher unvorhersehbare Belastungen von Probanden während des Projekts auffallen, muss er den Ethikbeirat informieren. Ansonsten ist das positive Votum hinfällig. 

Sie haben die Ombudskommission angesprochen. Wann wird sie tätig? Arbeiten Sie zusammen?

Prof. Dr. Deiglmayr: Sie steht für Fragen guter wissenschaftlicher Praxis und ihrer Verletzung durch wissenschaftliche Unredlichkeit zur Verfügung. Es gibt personelle Verquickungen mit dem Ethikbeirat, aber bisher gab es noch keinen Bedarf für eine Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Demko: Die Ethik stellt die gemeinsame Grundlage für den Ethikbeirat und die Ombudskommission dar und verbindet beide miteinander. Jedoch unterscheiden sich der Ethikbeirat und die Ombudskommission hinsichtlich ihrer Aufgaben und Tätigkeitsgebiete unter anderem darin, dass sie sich mit der Ethik in Bezug auf jeweils verschiedene Bereiche und Fragestellungen beschäftigen. In der angewandten Ethik haben sich verschiedene sogenannte Bereichsethiken entwickelt, zum Beispiel die Medizinethik, Forschungsethik, Medienethik, Umweltethik, Technikethik und Wissenschaftsethik. Jede dieser Bereichsethiken widmet sich den sich in ihrem jeweiligen Bereich – zum Beispiel in der Medizin, Forschung, Umwelt – sich jeweils stellenden spezifischen ethischen Fragen. Hierbei stehen die verschiedenen Bereichsethiken aber nicht völlig unverbunden nebeneinander, sondern stehen vielmehr in einem komplexen Beziehungs- und Verbindungsgeflecht sowohl miteinander als auch mit allen anderen Fragestellungen der Ethik, wie Fragestellungen der Metaethik und Fragestellungen der allgemeinen normativen Ethik.

Aufgabe der Ombudskommission ist die Beratung und Unterstützung bezüglich Fragen guter wissenschaftlicher Praxis und ihrer Verletzung durch wissenschaftliche Unredlichkeit: Hiermit verbunden ist für die Ombudskommission die Wissenschaftsethik, und zwar speziell in Bezug auf Fragen der Sicherung einer guten wissenschaftlichen Praxis und in Bezug auf Fragen des Umgangs mit wissenschaftlichem Fehlverhalten, von zentraler Bedeutung. Aufgabe des Ethikbeirates ist die Beurteilung der ethischen Aspekte geplanter Forschungsvorhaben mit Menschen: Hiermit ist die Forschungsethik – und zwar speziell die sich mit der Forschung mit Menschen beschäftigende Forschungsethik – angesprochen und von zentraler Bedeutung für den Ethikbeirat.

Was sollte ein Wissenschaftler bei der Planung eines Projektes in ethischer Hinsicht beachten?

Prof. Dr. Deiglmayr: In der Forschung mit Menschen gibt es grundlegende ethische Prinzipien, die eigentlich jeder Forscher kennen sollte. Wie das dann konkret umgesetzt wird, ist je nach Feld und Forschungsmethodik natürlich etwas unterschiedlich. Verschiedene Fachgesellschaften haben Codices herausgebracht, wie man sich in der Forschung mit Menschen zu verhalten hat. Alle diese Handlungsempfehlungen und Leitlinien haben einen gemeinsamen Nenner. Dazu gehört zum Beispiel: eventuelle Risiken der Teilnahme sollten für die Probanden so gering wie möglich gehalten werden, sie sollten vorher umfassend und in verständlicher Weise informiert werden, die Teilnahme sollte wirklich freiwillig sein, und die Vertraulichkeit sollte gewährleistet und Datenschutzfragen sollten beachtet werden.

Wie viel Zeit muss ein Forscher für die Arbeit des Ethikbeirats einplanen, bis er ein Votum bekommt?

Prof. Dr. Deiglmayr: Das sind etwa acht Wochen. Wir bemühen uns, möglichst zeitnah eine Rückmeldung zu geben, aber wir machen das eben auch alles neben unserer normalen Lehr- und Forschungstätigkeit. Ein Ethikantrag zwar freiwillig, aber wenn ein Forscher zum Beispiel einen Drittmittelgeber hat, der es verlangt, dann braucht er natürlich unser Votum. Wichtig ist, den Antrag dann rechtzeitig anzureichen, weil das Projekt noch nicht begonnen haben sollte. Wir werden nicht nachträglich tätig.

Gab es in den 29 Fällen schon mal einen, bei dem es am Ende kein positives Votum gab?

Prof. Dr. Deiglmayr: Das hatten wir bisher noch nicht. Es gab bei sehr vielen Anträge Auflagen, meist betrafen sie das Datenschutzkonzept, die Probandeninformation oder den Inhalt der Einverständniserklärung. Soweit ich weiß, sind bisher alle Auflagen von den Forschenden auch erfüllt worden. 

Der Deutsche Hochschullehrer-Verband (DHV) hat vor einiger Zeit eine Resolution verabschiedet, in der er sich besorgt darüber äußert, dass in jüngster Zeit „diese ehernen, ethischen Grundsätze mit steigender Tendenz verletzt worden sind“. Angesichts der damit in aller Regel verbundenen Skandalisierung in den Medien befürchtet der DHV ein wachsendes Misstrauen der Öffentlichkeit gegenüber Wissenschaft und Wissenschaftlern. Was kann der Ethikbeirat dagegen tun?

Prof. Dr. Deiglmayr: Der DHV spielt unter anderem auf die Replikationskrise an, die wir gerade in der Psychologie, aber auch in anderen Fachgebieten erleben. Die Forschungsbemühungen haben sich zum Glück weiterentwickelt in Richtung Open Science und Replizierbarkeit und allgemein einer verstärken Betonung der Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis. Da hat sich viel getan. Und natürlich ist die Arbeit eines Ethikbeirates oder einer Ombudskommission wichtig, um das Vertrauen in die Wissenschaft zu rechtfertigen. Unsere Arbeit ist aber im Allgemeinen öffentlich kaum sichtbar, das ist auch nicht unsere Aufgabe. Der Ethikbeirat unterstützt in erster Linie die wissenschaftliche Selbstkontrolle.

Prof. Dr. Demko:  In der Wissenschaftsethik wird mit Blick auf die Verantwortung der Wissenschaft zwischen der wissenschaftsinternen Verantwortung und der wissenschaftsexternen Verantwortung unterschieden. Das (Wieder-)Herstellen, Erhalten und Stärken des Vertrauens der Gesellschaft in die Wissenschaft, welche der Wissenschaft als Aufgabe und Verantwortung zukommen, stellen sich hierbei selbst als wichtige Aspekte der Wissenschaftsethik, einschließlich der hierzu gehörenden wissenschaftsinternen und wissenschaftsexternen Verantwortung der Wissenschaft, dar. Zu den Aufgaben und der Verantwortung der Wissenschaft – und zwar sowohl in Gestalt einer individuellen Verantwortung der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch einer kollektiven und institutionellen Verantwortung der Wissenschaft – gehört es, dass die Wissenschaft das Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft herstellt, erhält und stärkt.

In der Öffentlichkeit wurden zuletzt viele Fälle von Plagiaten und anderem wissenschaftlichen Fehlverhalten thematisiert. Müssen wir akzeptieren, dass Wissenschaftler auch keine besseren Menschen sind?

Prof. Dr. Deiglmayr: Niemand wird als Experte oder Expertin für gute wissenschaftliche Praxis geboren. Und der Druck zu publizieren ist da, gerade für Nachwuchswissenschaftler. Es ist leider verlockend, sich zum Beispiel beim Publizieren nicht immer an die Standards zu halten. Dem zu widerstehen, und Standards und Routinen für gute wissenschaftliche Praxis einzuhalten, das muss man lernen, das ist ein Sozialisationsprozess, und der braucht Anleitung und Vorbilder. Forschungsethische Fragestellungen und die Vermittlung der guten wissenschaftlichen Praxis sollten deshalb auch ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Ausbildung sein. Das hat sich ja auch unsere Uni auf die Fahnen geschrieben. Aber vielleicht müssen wir da noch mehr tun.

Prof. Dr. Demko: Die Vermittlung von Kenntnissen zu wissenschaftsethischen Fragen, einschließlich der Vermittlung der guten wissenschaftlichen Praxis, stellt einen wichtigen Teil der wissenschaftlichen Ausbildung dar und trägt dazu bei, dass sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und Studierende als Teil der Wissenschaftsgemeinschaft begreifen und dass sie sich – z.B. beim Anfertigen ihrer Dissertationen, Aufsätze, Buchbeiträge sowie ihrer Seminararbeiten und Hausarbeiten – die von ihnen zu beachtenden erforderlichen wissenschaftsethischen Anforderungen an ein gutes wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben bewusst machen.

Sind Ihrer Ansicht nach Tierversuche mit ethischen Grundsätzen vereinbar?

Prof. Dr. Demko: Das Thema der Tierversuche sowie weitere sich mit Tieren beschäftigende Themen wie  Tiertransporte, Tierhaltung, Fleischverzehr und das Klonen von Tieren gehören zu den sehr umstrittenen Gebieten der Tierethik. Es werden hinsichtlich der Frage einer ethischen Vertretbarkeit von Tierversuchen verschiedene ethische Argumente für und gegen die ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen angeführt und sehr umstritten diskutiert. Zudem zeigt sich auch bei dem Thema der Tierversuche das erforderlich zu beachtende komplexe Beziehungs- und Verbindungsgeflecht, durch das die Tierethik mit bereichsspezifischen ethischen Aspekten anderer sogenannter Bereichsethiken sowie mit weiteren ethischen Aspekten, zum Beispiel der sogenannten allgemeinen normativen Ethik, verbunden ist.

Prof. Dr. Deiglmayr: Generell lässt sich zu dem Thema Tierversuche sagen, dass es dafür strikte Gesetze gibt. Ich denke, auch hier muss jeweils im konkreten Einzelfall beurteilt werden, was vertretbar ist und was nicht. Zur Beurteilung solcher Forschungsvorhaben gibt es an unserer Universität die Tierschutzbeauftragten. Der Ethikbeirat ist, wie gesagt, nur für Forschung mit Menschen zuständig.

Das Interview führten Susann Huster und Carsten Heckmann.

 

Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Ihr Kommentar

Hinterlassen Sie gern einen Kommentar. Bitte beachten Sie dafür unsere Netiquette.