Beim fächerverbindenden Unterricht am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Riesa machte es Klick. „Wir behandelten den Klimawandel aus unterschiedlichen Perspektiven und ich fand diesen interdisziplinären Ansatz so augenöffnend“, sagt der heutige Klimafinanzierungsexperte, der in Riesa geboren wurde und in Strehla an der Elbe aufwuchs. Vor allem die sozialwissenschaftlichen Fragen des Klimawandels interessierten ihn. „Sobald ich mitbekam, dass es eine grüne politische Partei auch in Riesa gab, ging ich hin und brachte mich ein“, so Schmidt. Später war er Landesjugendsprecher für Sachsen beim BUND. „Ich habe mich viel ausprobiert, als Arbeiterkind ging das nicht anders“, wie er sagt. Ein Freiwilliges Soziales Jahr Politik machte er im Sächsischen Innenministerium und informierte sich über Studienmöglichkeiten im Bereich des Umweltschutzes.
Klimakrise: Frage der Zusammenarbeit
„Dabei habe ich gemerkt, dass der technische Aspekt für mich weniger zugänglich ist, und meine Interessen viel mehr bei Fragen der internationalen Zusammenarbeit und Gerechtigkeit liegen.“ Ein sozialwissenschaftliches Studium biete hierfür den besten Zugang, sagt er. Unbedingt nach Leipzig habe er dann gewollt, „weil ich die Stadt total schön fand und Freunde nach Leipzig gingen.“ Von 2015 bis 2019 machte er an der Universität Leipzig seine Bachelorabschlüsse in Soziologie und Politikwissenschaften – als Doppelstudium.
Im Rahmen von Erasmus+ ging Max Schmidt für ein Jahr nach Edinburgh, in dem er sich „komplett anders ausprobieren konnte“, und zwar in African Studies sowie in „Fächern, die es in Deutschland kaum gibt, wie Development Studies und Sustainable Development“, wie er berichtet. „So habe ich die akademische Brücke schlagen können zu dem, wozu ich jetzt arbeite, also im Bereich Klima- und Energiepolitik“, sagt er.
Masterstudium als Stipendiat in London
Für sein forschungsorientiertes Masterstudium an der SOAS University of London schlug Max Schmidt sogar einen Studienplatz in Cambridge aus. Sein Voll-Stipendium der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, das er bereits in Leipzig erhielt, wurde für sein Masterstudium aufgestockt. Die Prüfungszeit fiel mitten in die Corona-Pandemie. Seinen Plan, gleich eine Promotion anzuschließen, legte er infolgedessen auf Eis.
Wie kann echte Teilhabe gelingen?
„Dank des Carlo-Schmid-Programms gelang mir der Berufseinstieg trotz der Pandemie“, erläutert er. Das Programm förderte seinen Forschungsaufenthalt an einer Nichtregierungsorganisation (NGO): dem International Institute for Sustainable Development (IISD). Dieses befindet sich im International Environment House in Genf, zusammen mit anderen UN-Organisationen und NGO, die Umweltschutz und Nachhaltigkeit voranbringen. „Seitdem habe ich mehr oder weniger an den gleichen Themen gearbeitet, zu Südafrika, Indien, Indonesien und anderen Ländern, und konnte ein tragfähiges Netzwerk aufbauen“, so Schmidt. „Auf die Klimafinanzierung und Erneuerbare Energien habe ich mich dann spezialisiert.“ Er ist hierfür als Experte von der Frankfurt School of Finance and Management zertifiziert.
Eine wichtige Frage für ihn ist: Wie kann echte Teilhabe am Transformationsprozess stattfinden – nicht nur für die reichen Länder, sondern auch für Menschen an der Basis? Und: „Wie bekommt man es zum Beispiel hin, dass die Transformation nicht gegen einkommensschwächere Menschen und Gruppen geht, die ohnehin schauen müssen, wie sie zurechtkommen? Wir brauchen einfache, greifbare Lösungen für komplexe Probleme.“
Internationale Forschung und Politikberatung
Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Schmidt für eine pan-europäische Forschungs- und Beratungsfirma mit Sitz in Freiburg im Breisgau, aber von Edinburgh aus, wo er wieder mit seiner Partnerin lebt: „Ich analysiere Daten, schreibe Strategiepapiere. Wir sind sehr international aufgestellt, haben Expertise zu vielen Ländern und Sektoren.“ Ihre Expertise teilen die dortigen Kolleg:innen beispielsweise mit NGOs, Organisationen der internationalen Zusammenarbeit wie der Weltbank, Delegationen auf den Klimakonferenzen oder Akteuren der Wirtschaft. Nebenher ist Schmidt nach wie vor ehrenamtlich aktiv, vor allem in diversitätsorientierten Mentoringprogrammen. Heutigen Studierenden rät er: „Lernt Leute aus anderen Ländern kennen – auf Reisen und in Leipzig –, vernetzt euch und lasst andere Perspektiven zu!“
Motivation aufrechterhalten
Ist es nicht frustrierend, immer mit der Klimakrise zu tun zu haben? „Ich kann nur raten: Macht nicht nur das“, sagt er lachend. Man brauche Hobbys, „die den Kopf frei bekommen“, Sport und Gemeinschaftsaktivitäten. Auch den eigenen Medienkonsum zu regulieren sei wichtig. Seine Wochenenden sind ihm heilig, diese sind vor allem für Familie und Freunde da. Was ihn auf Dauer für seine Arbeit motiviert? „Ich plane selbst Kinder zu haben, und möchte einfach nicht, dass es ihnen dann schlechter geht als jetzigen Generationen.“
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