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Die Reihe "Gesichter der Uni Leipzig" stellt regelmäßig die Menschen vor, die sich hinter unzähligen kleinen und großen Aufgaben an unserer Hochschule verbergen – in Forschung, Lehre, Studium oder – so wie diesmal – in der Universitätsverwaltung. Heute hat Sophie Effertz einige Fragen beantwortet. Sie hat im Sommer ihre Ausbildung zur Chemielaborantin an unserer Hochschule abgeschlossen – und zwar trotz Corona und vorgezogener Abschlussprüfung als Beste im gesamten Kammerbezirk Leipzig. Herzlichen Glückwunsch!

Name: Sophie Effertz
Alter: 21
Geboren am/in: 8. Februar 1999/ Zeitz
(erlernter) Beruf: Chemielaborantin
Ausbildung von/bis: August 2017 bis Juli 2020
derzeitige Tätigkeit an der UL – wo: Technische Assistentin im Institut für Analytische Chemie

Meine Aufgaben sind…

… mikrobiologische Arbeiten, wie das Züchten von Mikroorganismen, die Erzeugung von Mutanten und Isolierung von Proteinen, Synthesechemie sowie quantitative und qualitative Analytik mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie und Kernspinresonanzspektroskopie.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit und warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Chemie ist für mich schon immer ein faszinierendes Fach gewesen, jedoch hatte ich während meiner Gymnasialzeit häufig das Gefühl, nur an der Oberfläche von etwas Größerem gekratzt zu haben, weshalb der Anreiz da war, mein Spektrum in dieser Richtung zu erweitern. Ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch und möchte nicht nur das Grundlegende wissen, sondern auch die tiefer reichende Materie verstehen. Der Chemielaborantenberuf hat mich demzufolge recht schnell angesprochen. Ich genieße die Abwechslung an meiner Arbeit. Kein Tag ist wie der andere. Ständig neue Herausforderungen, ständig irgendwelche neuen Probleme und Schwierigkeiten. Wie es in der Wissenschaft häufig der Fall ist, gehen auch viele Sachen schief, und es müssen Lösungen gefunden werden. Jeder Fortschritt ist ungemein belohnend, vor allem, wenn man selbst aktiv werden muss und eigene Ideen einbringen kann. Es wird definitiv nie langweilig.

Aktuell arbeite ich unter Dr. Christian Sonnendecker in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jörg Matysik und beteilige mich intensiv an der Forschung im Bereich Bio-Recycling. Ziel ist es, Grundlagen von PETasen zu ermitteln und einen Ansatz für die Herstellung von Enzymen im industriellen Maßstab zu liefern. Die Vorstellung ist, eine herkömmliche PET-Flasche, wie wir sie aus dem Supermarkt kennen, in einen Bioreaktor zu werfen und sie in ihre ursprünglichen Grundsubstanzen zurückzuversetzen, um daraus wieder neues PET herzustellen. Das Thema hat mich auf Anhieb angesprochen, angesichts dessen, wie zeitgemäß es ist. Da ich im Bereich Biochemie noch recht viel dazulernen kann, bekomme ich auf jeden Fall sehr viel Input.

Ihr Schreibtisch beziehungsweise ihr Arbeitsplatz im Labor ist unverwechselbar durch:

Den tollen Ausblick. Ich habe mein Büro/Labor in der sechsten Etage im Hauptgebäude der Chemie in der Johannisallee. Demzufolge ist die Sicht erste Sahne. Viele Kollegen sind neidisch darauf, habe ich mir sagen lassen. Das Labor teile ich mir mit meiner Kollegin Katrin Steinke. Wir kommen super miteinander aus, und sie ist immer für den einen oder anderen Lacher zu haben, auch wenn ich oft das Gefühl habe, dass ich sie mit meinem stumpfen Humor manchmal etwas überfordere. Ich hoffe, dem ist nicht so. Ansonsten genieße ich noch die Nähe zu einer Kaffeemaschine. Ohne Kaffee am Morgen läuft gar nichts.

Was würden Sie an Ihrem Arbeitsplatz beziehungsweise der Universität Leipzig als Ausbildungsort loben, kritisieren oder verbessern?

Als Azubi an der Universität Leipzig genießt man ungemein viele Vorzüge, die einige Azubis aus anderen Betrieben definitiv abtreten müssen. Dazu gehören zum Beispiel die Erstattung von Reise- und Unterkunftskosten, Arbeiten in Gleitzeit, flexible Arbeitszeiten und einiges mehr. Die Kommunikation innerhalb der unterschiedlichen Institute und Dezernate ist unkompliziert, und Bearbeitungen erfolgen in der Regel recht schnell.

Die Ausbildung ist vielfältig und gut an den Rahmenplan der IHK angepasst. Es gibt eine Jugend- und Auszubildendenvertretung, die sich um Azubibelange kümmert und sich stets für Verbesserungen einsetzt. Ebenfalls positiv ist die einjährige Übernahme nach erfolgreichem Bestehen der Abschlussprüfung, in der man erste Berufserfahrung sammeln kann und nicht sofort unter Druck steht, einen neuen Arbeitsplatz finden zu müssen. Innerhalb unseres Institutes ist uns die Wahl des Arbeitskreises für dieses eine Jahr freigestellt. So kann man sich für das Feld entscheiden, was einem während der Ausbildungszeit am meisten angesprochen hat.

Eine Universität bringt insofern auch den großen Vorteil mit sich, dass man im Vergleich zur regulären Industrie auch einmal über den Tellerrand hinausblicken kann und mit Bereichen und Themen in Kontakt kommt, die sonst nur als schickes Randdetail betitelt werden und in der Lehre eher selten Erwähnung finden. Ich hatte nie das Gefühl, auf dem Hosenboden sitzen zu bleiben und ab einem gewissen Punkt nichts Neues mehr dazu zu lernen. Wer sich also an den Grundlagen allein nicht satt sehen kann, der wird hier auf jeden Fall nicht enttäuscht.

Viel Negatives lässt sich hier tatsächlich nicht sagen, jedoch würde ich mir wünschen, dass es mehr Planstellen in der Zukunft geben würde, um gut ausgebildete Leute längerfristig behalten zu können.

Eine kurze, witzige Anekdote aus meinem Berufsalltag …

Man sagt ja immer, man solle Azubis nicht die Drecksarbeit machen lassen, also Kaffee kochen, Putzen, Brötchen beim Bäcker holen und so weiter. Ich bin tatsächlich nicht davon verschont geblieben, jedoch war das eine einmalige Sache. Ich durfte für meinen damaligen Ausbilder Dr. Marcel Sickert einen Döner zum Mittag holen. Ich weiß genau, ich war erst ziemlich verwirrt gewesen, als er auf mich zugekommen war, dieses schelmische Grinsen im Gesicht, was schnell in Unbehagen überwechselte, und mich dann ganz kleinlaut fragte, ob ich doch bitte für ihn Mittagessen holen könnte, weil die liebe Werksvertreterin von Heidolph nicht so schnell wieder verschwinden wollte. Ich hatte mich natürlich nicht so angestellt und war seiner Bitte nachgegangen, hatte ihn aber dennoch freundlich darauf hingewiesen, dass das weder in meinem Lehrplan, noch in meiner Aufgabenbeschreibung stand.

Diese drei Dinge oder Eigenschaften braucht man unbedingt in meinem Job:

Durchhaltevermögen, Humor und eine gesunde Dosis Wahnsinn.

Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?

Ich bin ein sehr kreativer Mensch, schreibe gerne eigene Texte und versuche mich gelegentlich auch am Zeichnen. Außerdem bin ich Tänzerin mit Leib und Seele und seit mehr als 15 Jahren Mitglied der Bornaer Quertänzer der Musik- und Kunstschule Ottmar Gerster.

Was war ihr Traumberuf als Kind?

Gute Frage. Ich weiß, dass sich mein Traumberuf sehr oft geändert hat während meiner Kindheit. Ich glaube von Innenarchitektin, Pilotin bis zur Tierärztin ist alles einmal vorhanden gewesen. Die Idee, Chemie zum Beruf zu machen, kam tatsächlich erst in der Oberstufe.

Wissen Sie schon, wie es beruflich für Sie weitergeht? Was wünschen Sie sich?

Ich habe die Möglichkeit, vier Jahre meiner jetzigen Arbeit nachzugehen und würde mir von meinem momentanen Standpunkt aus wünschen, länger bleiben zu können. Die Arbeit gefällt mir sehr, ich liebe meine Kollegen, und so ist mein Arbeitsumfeld sehr angenehm. Eventuell werde ich noch meinen Techniker machen, jedoch lasse ich mir die Option noch offen für die Zukunft.

Ihr Lebensmotto:

„Ich brauche kein Lebensmotto. Ich improvisiere lieber.“

Vielen Dank.
 

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