Nachricht vom

Sein Arbeitsplatz besteht aus 17 Bildschirmen, die überblickt werden müssen. Sie zeigen unter anderem Kameraaufnahmen aus der Universitätsbibliothek, der Einfahrt in der Talstraße und der Tiefgarage an der Universitätsstraße. Wenn etwas nicht stimmt, muss Ulrich Gasch schnellstmöglich eingreifen und Hilfe vor Ort organisieren – beziehungsweise musste er das. Seit 2002 war er Leiter der Gebäudeleitzentrale der Universität Leipzig, jetzt ist Schluss: Der 64-Jährige geht nach 46 Jahren im Dienst der Alma mater in den Ruhestand.

„Jetzt bin ich der Dino, es wird Zeit“, sagt er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Es ist sein letzter Arbeitstag in der „GA-Zentrale“ am Augustusplatz. Gaschs sechs Kollegen haben ihm zum Abschied eine Collage mit ihren Porträtbildern geschenkt, damit er sie nicht vergisst. Aber das würde sowieso nie passieren, sagt Gasch, der direkt nach seiner Lehre als Elektromonteur am 18. Juni 1977 eine Stelle als Hauselektriker an der Universität angenommen hat. „Damals wurde ich gefragt, ob ich ins Kältewerk der Universität gehen will“, erinnert er sich. Das, so erklärt Gasch, war die riesige Klimaanlage für die Gebäude der Universität, für den sogenannten Uni-Riesen, die Mensa und die Hörsäle, aber auch fürs Gewandhaus. Gasch hat zu dieser Zeit, in den 1980er Jahren, die gesamte Elektrik geprüft und repariert. „Das habe ich gerne gemacht. Es war der Job meines Lebens“, resümiert er.

Ende 1992 war damit Schluss, da das Kältewerk mit großen Mengen des umweltschädlichen Treibhausgases FCKW betrieben und deswegen geschlossen wurde. Eine neue Situation im Leben Gaschs und ein personeller Umbruch in der GA-Zentrale. Er beschloss, sich weiterzubilden und begann ein vierjähriges, berufsbegleitendes Fachschulstudium, das er als staatlich geprüfter Techniker abschloss. Nun eröffneten sich für Gasch neue berufliche Wege an der Universität. Vom Mitarbeiter der Gebäudeleitzentrale im Dezernat 4 (Bau und Technik) stieg er 2002 zum Leiter auf.

Die Verantwortung, die Gasch und seine Kollegen haben, ist groß: Sie überwachen die Technik nahezu aller Gebäude und Anlagen der Universität, etwa Heizungs-, Klima- und Sanitäranlagen, Wärmetauscher oder Fahrstühle. Wenn jemand in einem Uni-Fahrstuhl stecken bleibt und die Notruftaste drückt, kommt er in der GA-Zentrale raus. Dann alarmieren die Mitarbeiter ihre Ansprechpartner:innen vor Ort, die auch schon mal aus dem Wochenende oder dem Feierabend geholt werden, um Schlimmeres zu vermeiden. „Ich habe mich um sehr viele Telefonnummern zu kümmern, die immer aktuell gehalten werden müssen“, berichtet Gasch, der eine „Havarie-Benachrichtigungskette“ aufgebaut hat.

Wenn es beispielsweise einen „Netzwischer“ gibt, das heißt der Strom kurz ausfällt, wird die Kette genutzt. Es kommt vor, dass Tiefkühlschränke bis minus 150 Grad Celsius dann nicht mehr richtig kühlen und der wertvolle Inhalt „gerettet“ werden muss. „Die Leute vor Ort haben dann den Rest der Nacht zu tun, die Anlagen wieder hochzufahren“, erzählt Gasch aus seinem Alltag. 

Was er im Ruhestand am meisten vermissen wird? „Meine Leute, die mir den Job leicht gemacht haben“, antwortet er. Seine Männer „haben die Ruhe weg“. Das sei für die Arbeit in der GA-Zentrale nicht nur wegen der 17 Bildschirme unerlässlich. Im Ruhestand freue er sich unter anderem darauf, weiter im Leipziger Lehrerorchester Geige zu spielen und noch mehr als bisher zu reisen, zum Beispiel nach Australien. Dorthin hat es seine ältere Tochter wegen der Liebe verschlagen. „Die Welt ist groß“, sagt Gasch, der bald auch seine Verwandten in den USA besuchen möchte. Und sicherlich freut er sich auch darauf, künftig morgens etwas länger zu schlafen, denn sein Arbeitstag begann meistens schon um 6 Uhr.

PS: Das Besetzungsverfahren für die Nachfolge von Ulrich Gasch ist noch nicht abgeschlossen.

Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Ihr Kommentar

Hinterlassen Sie gern einen Kommentar. Bitte beachten Sie dafür unsere Netiquette.