Nachricht vom

Die Arbeitszeiterfassung wird mit Beginn diesen Jahres neu geregelt. Ausgedient hat nun die Plastikkarte, die an ein Terminal zu halten war. „Kommen“ und „Gehen“ wird ab sofort auf dem Rechner geklickt. Nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit heißt es nun: Tschö mit ö! Ein Nachruf.

Liebe Zeiterfassungskarte,

du warst mir stets ein treuer Gefährte. Wir hatten eine innigere Beziehung als ich mit meiner Kreditkarte, meistens zumindest. Also nicht immer, aber oft. Zumindest dann, wenn ich viermal am Tag deine Dienste in Anspruch genommen habe. Doch, ja, dann schon öfter als meine Kreditkarte. Nur im Urlaub nicht. Weil da brauche ich die Kreditkarte schon mehr als viermal am Tag. Und die Zeitstecharbeitskontoguthabenkarte hatte dann ja auch Urlaub. 

Mensaessengeldguthaben konntest du nicht nehmen. Keine Ahnung, warum. Aber nein, die Kompatibilität zwischen Geld- und Zeitguthaben, die gab’s nicht. Es hätte durchaus Potenzial darin gelegen, Zeit- und Geldguthaben auf einer Karte… Obwohl: Dann hätte auch jemand auf die Idee kommen können, das Arbeitszeitkontoguthaben in Mensaessengeldguthaben umzuwandeln. Also etwa so: Zwei Überstunden = eine Pastathekenportion: Nudeln, Käse und Tomatensoße, so viel mein Teller fassen kann. Drei Überstunden ergeben ein Mensamenü: Getränk plus Hauptgang plus Vorspeise oder Dessert. 

Nun ist diese Innovationsoption vertan. Und mein Portemonnaie wirkt irgendwie leichter, fühlt sich nicht mehr so dick an. Und plötzlich stellt sich die Frage: Brauche ich überhaupt noch eins?! 

Existenzielle Fragen bewegen mich zum neuen Jahr. Ich werde fortan meinen Phantomschmerz an meinem Arbeitsrechner „auslassen“: Möge er, spätestens dann, wenn er die Transformation zu Windows 11 überstanden hat, schnell hochgefahren sein, damit ich mich schnell einstechen kann. 

Aber Mausklick ist irgendwie nicht dasselbe, wie meine Karte in verschiedenen Winkeln an ein an einer Wand befestigtes Gerät zu halten und zu hoffen, dass es auch wirklich piept. Denn das wird mir auch fehlen: Das Absitzen der 60 Sekunden Zeitsperre inklusive mehrmaligem Kurzpiep hintereinander, weil ich mich eigentlich ausstechen wollte und plötzlich merke, dass ich mich noch gar nicht wieder eingestochen hatte. Das jetzt rückgängig zu machen ging nicht ganz so schnell. Wobei: 60 Sekunden sind nun auch nicht so wirklich lang. In der Zeit konnte ich auch den Reißverschluss meiner Jacke zumachen oder in eine App gucken oder das gelbe A5-Zeitkorrekturformular ausfüllen.

Mach es gut, liebe Zeiterfassungskarte!

Hinweis zur Handhabung des neuen Zeiterfassungssystems

Dienstgänge können nicht mehr gebucht werden. Wer sich auf einem Dienstgang befindet, bleibt via „Kommen“ eingebucht und bucht sich nach Dienstzeitende via „Gehen“ aus. 

Kommentare

Ihr Kommentar

Hinterlassen Sie gern einen Kommentar. Bitte beachten Sie dafür unsere Netiquette.