Frau Baricz, viele junge Menschen sind in den letzten Monaten auf die Straße gegangen oder haben Protestaktionen organisiert – auch an der Uni Leipzig. Wie erklären Sie sich die Unzufriedenheit?
Renate Baricz: Ich glaube, da kommen die vielen Krisenerlebnisse zusammen. Und ein Gefühl, als junger Mensch eigentlich gar nicht existent zu sein im Bewusstsein und Handeln der Politik. Dass dabei Wut und Frustration und Verzweiflung aufkommen, ist schon irgendwo nachvollziehbar.
Manchmal gibt es pragmatische, sachliche Gründe, die verhindern, dass etwas schneller geht. Aber die Frage ist ja: Was ist uns wichtig, was priorisieren wir? An der Stelle kann sich die Politik die eine oder andere Kritik gefallen lassen.
Wie machen sich die vielen Krisen konkret bei Studierenden bemerkbar?
Ein sehr großes Thema war und ist die enorme finanzielle Belastung. Die Einmalzahlung an Studierende, die die gestiegenen Kosten für Heizung, Strom und Lebensmittel durch den Ukraine-Krieg ausgleichen sollte, wurde sehr spät umgesetzt. Die Studierendenvertreter:innen mussten einen enormen Kraftakt vollziehen, bis sich endlich mal was rührte.
Auch die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen. Gerade bei jungen Studierenden, die ihr Studium angefangen haben in absoluter Isolation. Wir sollten wirklich darauf achten, das abzufangen und Studierenden genügend Angebote zu machen, sich um ihre psychische Gesundheit zu kümmern.
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