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In der Vorweihnachtszeit setzen Schüler:innen aus Mitteldeutschland ein Zeichen gegen Einsamkeit: Im Rahmen der Aktion „Post gegen Einsamkeit“ gestalteten sie persönliche Weihnachtskarten, um Menschen in Seniorenheimen, Hospizen und weiteren sozialen Einrichtungen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Am vergangenen Dienstag (10. Dezember) hat das Projektbüro des StartTrainings des Zentrums für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig 3851 Briefe an die Johanniter Leipzig überreicht. „Gerade zu Weihnachten sollte niemand sich einsam fühlen“, sagt Laura, 12 Jahre alt. „Mit unseren Karten wollen wir ein Lächeln schenken und den Menschen Hoffnung geben.“

Strahlende Augen gab es nicht nur bei der Gestaltung der Weihnachtspost, sondern auch bei der Übergabe an Senior:innen. Insgesamt sind mehr als 70 Schulen und einige Kindergärten dem Aufruf gefolgt, haben Briefe und Karten verfasst. Diese werden in diesem Jahr über die Johanniter in verschiedenen Regionen in Mitteldeutschland an die Senior:innen verteilt.

„Alleinsein im Alter ist ja nicht nur gerontologischer Forschungsgegenstand, sondern schlicht Realität, die besonders zu Weihnachten ins Blickfeld rückt. Aber auch aus den Zeilen der Kinder und Jugendlichen liest man von Erfahrungen mit Krankheit, Verlust oder Angst. ‚Ich wünsche dir viel Gesundheit‘, schreibt eine Elfjährige, und fügt hinzu, dass bei ihr selbst eine seltene Krankheit entdeckt wurde. Wie es einem geht beim Alleinsein, das können sich die Kinder einfach sehr gut vorstellen und wir wissen, dass auch die Welt der Kinder und Jugendlichen nicht immer so weihnachtlich daherkommt, wie die Karten es vermuten lassen. Umso wichtiger sind diese Momente für die, die schreiben und zeichnen, für die, die es lesen oder hören und auch für uns, die wir manchmal ganz tief durchatmen“, sagt Maren Reichert, die Projektleiterin. Und ihre Kollegin Katharina Eisermann (ZLS) ergänzt: „Mit liebevoll gestalteten Briefen wollen Schülerinnen und Schüler einsamen Menschen liebe Worte und ein Lächeln schenken“. 

Auch Lehrerin Claudia Weigel bringt ihre Freude zum Ausdruck: „Ich freue mich sehr, dass die Mitarbeiterinnen des ZLS diese Kampagne ins Leben gerufen haben und Demokratiebildung und -erziehung mit solch einer Aktion niedrigschwellig erfahrbar gemacht wird. Für mich und meine Schülerinnen und Schüler ist das eine Herzensangelegenheit, um zu zeigen, dass Nächstenliebe in einen Brief passt.“

Die Grundschule Bennewitz führt mit 166 Briefen das Ranking als Spitzenreiter an. Danach folgen die 60. Schule (157 Briefe), die Friedrich-Schiller-Schule Leipzig und die Schule am Palmengarten (je 156 Briefe). Insgesamt haben sich Schulen aus Leipzig, Chemnitz, Dresden, Bautzen, den Landkreisen Mittel- und Nordsachsen sowie den Landkreisen Leipzig und Zwickau, dem Erzgebirgskreis und sogar eine Kita aus Thüringen beteiligt und Briefe eingereicht. 

„So klopfte es im Minutentakt an der Bürotür 137 im ZLS der Universität Leipzig und Lehramtsstudierende, Lehrkräfte, Sachbearbeiterinnen der Schulen, die im Rahmen des StartTrainings an den Schulen tätig sind, gaben zahlreiche Briefe aus den Schulen ab“, erzählt Mitarbeiterin Anke Weinreich (ZLS). Die Briefumschläge der Kinder waren liebevoll gestaltet: Rentiere, Weihnachtsfiguren, Tannenzweige mit Weihnachtskugeln und Lichtern waren zu sehen. Selbstgebastelte Sterne, gefaltete Weihnachtsbaumanhänger oder kreativ gestaltete Teelichter lagen den Umschlägen bei und sollen dafür sorgen, dass sich die älteren Menschen mit einer kleinen Aufmerksamkeit gesehen fühlen. 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen sind Katja Zschocke und ihr Mann, die gemeinsam ihre Weihnachtspost anschauen.
Katja Zschocke und ihr Mann Rainer vom Generationenwohnen in Leipzig-Grünau gehörten zu den Ersten, die Post überreicht bekamen. Foto: Anke Weinreich

Am Dienstagnachmittag (10. Dezember) füllten sich dann die Gänge und Flure im Generationenwohnen in Leipzig-Grünau mit Seniorinnen und Senioren, denn es hatte sich herumgesprochen, dass Gäste empfangen werden. Im Generationenwohnen der Johanniter waren neben den Mitarbeiter:innen des ZLS der Universität Leipzig auch Schülerinnen und Schüler beteiligter Schulen und Kindertageseinrichtungen zu Gast. Katja Zschocke und ihr Mann Rainer gehörten zu den Ersten, die Post überreicht bekamen: „Ich war früher selbst Lehrerin“, sagt Katja Zschocke. „Auf diese schöne Idee hätte ich damals selbst schon kommen können.“

Bereits Ende November nutzte Claudia Weigel vom Gustav-Hertz-Gymnasium mit ihrer Profilklasse „Gesellschaft mit Her(t)z“ der achten Klassenstufe den Anlass und gestaltete mit den Schüler:innen eifrig Briefe und Karten zur Aktion „Post gegen Einsamkeit“. Die Schüler:innen diskutierten miteinander, was sie den Senior:innen schreiben sollten und welche Worte in dieser Zeit Freude schenken. Neben selbstgeschriebenen Gedichten entschieden sich die Schüler:innen auch dazu, etwas über sich selbst zu schreiben und Wünsche an die unbekannten Senior:innen zu formulieren. Im Unterricht wurde konzentriert gemalt, gebastelt und geschrieben. Doch nicht nur die Fertigstellung der Post stand im Fokus des Unterrichts, sondern auch Gespräche mit der Johanniter Jugend zu den Themen Alter und Einsamkeit.

Für die Kinder in den Vorbereitungsklassen des Gustav-Hertz-Gymnasiums war die Botschaft der Aktion eine besondere. „Viele Schüler:innen können ihre Großeltern zum Beispiel in Indien oder der Ukraine über die Weihnachtszeit nicht besuchen und wissen, dass ihre Großeltern allein in der Heimat sind“, erklärte eine Lehrerin. Die Schüler:innen der fünften bis zehnten Klasse waren hier auch bei der Erstellung des Inhalts erfinderisch. So konnte ChatGPT die Schüler:innen dabei unterstützen, schöne Texte in ihrer Zweitsprache zu verfassen.

Alexander Biedermann, Direktor des ZLS, fasste zusammen: „Wir sind sehr stolz, dass die Aktion erneut so große Resonanz erfährt und wir über 3000 Weihnachtsbotschaften der Hoffnung an Seniorinnen und Senioren übergeben konnten. Gemeinsam können wir Weihnachten für alle zu einer Zeit der Freude machen, denn Weihnachten erinnert uns daran, dass echte Nächstenliebe im Schenken von Zeit, Mitgefühl und Wärme liegt.“

Hintergrund

Die Initiative „Post gegen Einsamkeit“ verbindet Generationen und regt dazu an, die Bedeutung von Mitgefühl und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft wieder stärker in den Fokus zu rücken. Die Aktion wird vom Transferprojekt StartTraining am Zentrum für Lehrer:innenbildung- und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig organisiert. Alle Projektschulen des StartTrainings waren zur Beteiligung aufgerufen.

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