Auf dem Podium nahmen Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Astrid Lorenz von unserer Uni, Prof. Dr. Peer Pasternack, Direktor des Instituts für Hochschulforschung (HoF) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Constantin Meyer zu Allendorf, Mitglied des Fachschaftsras der Juristenfakultät Platz. Moderiert wurde die Veranstaltung von Vinz Rauchhaus von Radio mephisto 97.6.
Die Diskussion knüpfte an Proteste während der Feierlichen Immatrikulation am 11. Oktober 2023 im Gewandhaus an, als lautstark gegen die Einladung von AfD-Vertreter:innen zu dieser Veranstaltung protestiert wurde. Wie schon damals machte auch während dieser Diskussionsveranstaltung Rektorin Obergfell deutlich, dass die Universität als Institution Mandatsträger:innen anderer Institutionen, wie Bundestags- und Landtagsabgeordnete sowie Stadträte eingeladen habe: „Ich bin Funktionsträgerin und darf nicht nach politischer Couleur auswählen.“
Mit der Einschätzung des Sächsischen Verfassungsschutzes, dass die sächsische AfD „gesichert rechtsextremistisch“ sei, gebe es nun eine neue Entscheidungsgrundlage, nach der AfD-Vertreter:innen zu solchen Anlässen künftig nicht mehr eingeladen werden würden.
Grundsätzlich sei die Universität als Institution zu politischer Neutralität verpflichtet. Jedoch werde die Universität auch zum politischen Akteur, allerdings nur dann, wenn es um das Vertreten politischer und gesetzlicher Fragen der Hochschulpolitik und Wissenschaft gehe.
Prof. Pasternack pflichtete Obergfell bei, im Rahmen der Verfassung sei die Universität zu Neutralität verpflichtet. Zur Frage, ob bzw. zu welchen Anlässen die AfD eingeladen, nicht eingeladen oder gar ausgeladen werden solle, gelte es zudem die Folgen abzuwägen: Tut sich die Universität einen Gefallen, eine Partei einzuladen, die ein großer Teil der Bevölkerung gewählt hat? Wie wird es von der Gesellschaft aufgenommen, bestimmte Mandatsträger:innen nicht einzuladen? Zeuge es nicht von mehr Souveränität, auszuhalten, jemanden einzuladen, den man eigentlich nicht mag?
Das Rektorat als Institution müsse anders handeln als Personen. „Die Universität“ habe zudem keine einheitliche Meinung, da sie aus unterschiedlichen Akteur:innen in unterschiedlichen Rollen bestünde. Sie müsse allerdings Raum bieten, um sich eine Meinung zu bilden.
Politikwissenschaftlerin Prof. Lorenz stellte fest: „Wir streiten uns in Nuancen, ob ein bestimmtes Verhalten richtig war oder nicht. Es ist wichtig, uns über unsere Rollen zu verständigen. Ausladen bedient das Opfer-Narrativ. Wir brauchen einen Diskussionsprozess an der Uni, der nicht auf gegenseitiges Misstrauen ausgelegt ist. Wir dürfen nicht über das Ziel hinaus schießen.“
Manche Studierende wünschten sich manchmal, dass Lehrende sich stärker zu Wort melden würden, sich positionieren im Kampf um Demokratie, sagte Student Constantin Meyer zu Allendorf und fragte in die Runde, warum dies nicht passiere.
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