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Warum arbeiten manche Menschen so viel, bis sie krank werden? Diese Frage treibt Mara Pairan seit ihrem Studium um. Die Psychologie-Absolventin machte das Thema zu ihrem Beruf. Als Expertin für gesunde Produktivität bietet sie psychologische Unterstützung für Vielbeschäftigte an – online und offline.

Selbstorganisation war für sie selbst eigentlich nie ein Problem, berichtet Mara Pairan (29) auf ihrer Webseite. Doch während sie ihre Aufgaben im Studium mit Tabellen, Listen und einer „Leidenschaft für Zeitmanagement“ im Griff behielt, beobachtete sie, wie viele ihrer Kommiliton:innen ihre To-dos immer weiter aufschoben und schließlich in Stress gerieten. „Klassische Aufschieber:innen“, nennt Pairan diesen Typ. „Erst viel später erkannte ich, dass auch die Workaholics Aufschieber:innen sind, da sie Entspannung, Spaß, Urlaub und Genuss auf später aufschieben“, ergänzt sie.

Nach ihrem Masterabschluss 2018 in Psychologie an der Universität Leipzig begann Mara Pairan ihre Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin. „Während meiner Arbeit in einer Reha-Klinik und der Psychiatrie erlebte ich immer wieder Patient:innen, die nicht wussten, was sie in ihrem Leben erreichen wollen, oder die sich in den letzten Jahren völlig für ihre Arbeit aufgeopfert hatten“, berichtet sie.

Tipps und Methoden für besseres Zeitmanagement

Daraus entstand die Idee, mit der sie sich 2020 als Psychologin selbstständig machte. Unter dem Stichwort „Gesunde Produktivität“ bietet sie Workshops, Seminare und Vorträge in Unternehmen sowie persönliche Beratungen an. Und sie betreibt einen eigenen Instagram-Kanal. Hier veröffentlicht sie mehrmals pro Woche Videos, Infografiken, Checklisten und Textbeiträge zu den Themen „Aufschieberitis“, Zeitmanagement und Alltagsbewältigung.

Auch Workaholics sind Aufschieber:innen, da sie Entspannung, Spaß, Urlaub und Genuss auf später aufschieben.

Ihre Instagram-Follower:innen sind überwiegend Frauen im Alter von 20 bis 44 Jahren, erklärt Mara Pairan. „Viele studieren aktuell, oft im Fernstudium, und sind nebenbei noch berufstätig. Unter meinen Follower:innen sind auch viele Doppelt-Berufstätige, also zum Beispiel Angestellte, die sich nebenher noch selbstständig machen. Insgesamt also ganz klassische ‚Vielbeschäftigte‘.“

Persönlicher Kontakt über Instagram

Mit einigen Nutzer:innen steht sie über Direktnachrichten in Kontakt. „Manche fragen gezielt nach Tipps bei spezifischen Problemen. Manche berichten auch von kleinen Erfolgen, die sie aufgrund meiner Beiträge geschafft haben oder bedanken sich einfach für meine Arbeit. Das bedeutet mir immer sehr viel.“ Besonders viel Resonanz erhält Mara Pairan auf Blicke hinter die Kulissen, aber auch immer dann, wenn sie eher kontroverse Themen anspricht.

Ihr Psychologie-Master ist die Grundlage für Mara Pairans Arbeit. Die Fähigkeit, wissenschaftliche Informationen zu finden und zu verstehen, benötigt sie häufig, sowohl für die Arbeit als Dozentin als auch für ihre Instagram-Beiträge. „Ansonsten gab es in meinem Studium viele Aha-Erlebnisse, die kann ich kaum alle einzeln erinnern“, erzählt sie weiter. „Besonders im Kopf geblieben ist mir ein Modul zum Thema Umweltschutz (im Rahmen der Sozialpsychologie) und ein Interventionsmethoden-Modul, bei dem wir selbst ‚therapeutisch‘ tätig waren.“

Gesund produktiv sein heißt, die richtige Balance zu finden

Doch was genau ist nun „Gesunde Produktivität“? Laut Mara Pairan ist es die Balance zwischen „zu wenig“ und „ zu viel“, also zwischen dem ständigen Aufschieben und Unerledigt-Lassen einerseits und dem Pausenverweigern und Nicht-Aufhören-Können andererseits. Viele stecken im Alltag in solchen Routinen fest, doch die Psychologin setzt darauf, dass Menschen lernen können, ihr Verhalten zu ändern. „Manchmal braucht es da nur ein paar konkrete Methoden, die perfekt zu der Person passen. Denn nicht jede Technik ist für jeden gleich gut geeignet“, so Mara Pairan. Gerade die Kombination von vielen kleinen Kniffen mache oft den Erfolg aus.

Manchmal braucht es nur ein paar konkrete Methoden, die perfekt zu der Person passen.

„Am hilfreichsten finde ich persönlich die ‚OneThing‘ Methode zum Setzen von Prioritäten. Diese Methode ist besonders gut, wenn man den Fokus für den einzelnen Tag finden muss. Dabei fragt man sich, welche EINE Sache man tun kann, damit alles andere leichter oder unnötig wird. Anders gefragt: Wenn ich heute nur eine einzelne Aufgabe erledigen könnte, welche müsste es dann sein? Das ist das 'OneThing', dem man sich unbedingt widmen sollte.“ Auch regelmäßige „Braindumps“ („alles aufschreiben, was einem im Kopf rumschwirrt“) und „Goal-Tracking“ („ein ganz konkreter kleinschrittiger Plan, den man nach und nach abhaken kann“) gehören für sie zum Alltag.

Trotz all dieser Techniken gibt es übrigens eine Sache, die auch Mara Pairan gerne aufschiebt: Sie hasst Abspülen.

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