Aus einem Panoramafenster geht für die Besuchergruppe ein erster Blick über das Rollfeld, das selbst um 21:30 Uhr, wenn der Arbeitstag gerade erst beginnt, belebter wirkt als das des Passagierflughafens gegenüber in dessen Hochzeit. 80 Flugzeuge werden in dieser Nacht landen und spätestens 120 Minuten später wieder starten – aus der ganzen Welt, in die ganze Welt. Das Drehkreuz sei das modernste und eins von drei Drehkreuzen dieses Konzerns: Weitere gibt es in Cincinnati und in Hongkong. Das Wohl der über 7.000 Mitarbeitenden stehe an erster Stelle, es werde viel für das betriebliche Gesundheitsmanagement getan, erzählt der Besucherguide. Und dann geht es ins Terminal 1: Riesige Bänder mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern und Rutschen sind zu sehen, oben wie auch unten, auf denen die Fracht reinkommt, sortiert und anschließend zum Gate gebracht, also dem richtigen Flugzeug zugeordnet wird, wie man es auch vom Passagierverkehr kennt. Sobald das jeweilige Flugzeug bereit zum Boarding ist, bringen Transportwagen die Ware in den Flieger. Viele Menschen und Gabelstapler wuseln durch die Halle. Insgesamt gibt es drei dieser Terminals. Fotos sind im ganzen Gelände aus Sicherheitsgründen verboten.
Beeindruckt vom Hochbetrieb mitten in der Nacht ist unter anderem Susanne Benko, Koordinatorin des Mentoring-Programms der Universität Leipzig, das vom Alumni-Netzwerk und Career Service gemeinsam organisiert wird: „Unter dem Motto ‚FÜR und MIT Alumni‘ bieten wir seit 2011 vor allem Alumni über unser Alumni-Netzwerk, aber auch Teilnehmenden unseres Mentoring-Programms Besuche in interessanten Universitätseinrichtungen sowie Unternehmen in der Region Leipzig an. Unter anderem waren wir schon im unterirdischen Technikbereich des Uni Campus sowie im Social Impact Lab. Im Frühjahr schauten wir beim Living Lab des Scads.AI vorbei und haben uns erklären lassen, welchen Nutzen Künstliche Intelligenz bringen kann.“ Ziel sei, zu solchen Anlässen gemeinsam hinter die Kulissen der Universität zu schauen, aber auch Unternehmen kennenzulernen, bei denen Alumni tätig sind, so Susanne Benko: „Solche Highlights sind auch Dank und Anerkennung für unsere Netzwerkmitglieder und Mentor:innen für ihr ehrenamtliches Engagement.“
Miteinander ins Gespräch kommen
Aus Neugier sind Dietmar Pfeiffer und Steffen Redlich da. Beide studierten einst Wirtschaftswissenschaften beziehungsweise BWL an der Uni Leipzig, kannten sich bislang aber nicht. Nun kommen sie gleich miteinander ins Gespräch und unterhalten sich über Fotos, die von den einzelnen Studienjahrgängen in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ausgestellt sind. Und zumindest einer von beiden fand sich neulich bei einem Besuch dort wieder. Steffen Redlich ist Mentor im Rahmen des Mentoring-Programms der Universität Leipzig: „Ich finde es spannend, Kontakt zu aktuellen Studierenden zu haben, sie zu unterstützen, ihnen Tipps zu geben für Studium und Beruf. Es ist ein gegenseitiger Austausch. Ich lerne also auch etwas dazu, trotz meiner 25-jährigen Berufserfahrung.“ Und es sei auch interessant, an einem Abend wie diesem andere Alumni kennenzulernen, wie zum Beispiel Dietmar Pfeiffer. Er arbeitet heute als Steuerberater, Steffen Redlich ist Personalentwickler bei einem Energieunternehmen.
Diana Serbe studierte Kommunikations- und Medienwissenschaft und lebt als freie Journalistin zeitweise auf Mallorca: „Es wird viel über Leipzig geredet, auch über den Osten. Darüber, dass hier kaum große Firmen angesiedelt sind. DHL ist eine der Firmen, die hier zahlreiche Arbeitsplätze ermöglichen und ich wollte mit eigenen Augen sehen, was in Leipzig geschaffen wurde“, sagt die Alumna, die über das Alumni-Netzwerk zu diesem ungewöhnlichen Abend eingeladen wurde.
Und Daniel Heinze studierte bis 2014 Informatik im Bachelor – und ist auch seit dem Mitglied im Alumni-Netzwerk. Heute arbeitet er in einem großen Softwarekonzern und erzählt, dass er sehr gern auf seine Studienzeit zurückblickt: „Ich bin stolz darauf, dass ich in Leipzig studieren konnte. Ich habe hier sehr sympathische und herzliche Menschen kennengelernt. Die Lehrenden waren nahbar und das Studium war didaktisch sehr gut und ist zu empfehlen.“ Seine Frau studierte ebenfalls an der Uni – und die Uni war auch auf mancher Urlaubsreise mit von der Partie: Das beliebte Plüschtier aus dem Uni-Shop, in der Vergangenheit als Influencer:in auf dem Instagram-Kanal der Universität unter dem Namen Bärbel aufgetreten, ist sogar auf einigen ihrer Urlaubsfotos zu sehen.
Die Besuchstour auf dem Frachtflughafen führte selbstverständlich noch mit dem Kleinbus über das Rollfeld, das inzwischen mit ein paar Flugzeugen mehr bestückt ist. Im Minutentakt landen sie auf LEJ, doch der große Peak kommt für die DHL-Mitarbeitenden erst noch: Zwischen 1 und 3 Uhr ist kein freier Flugzeugstellplatz zu bekommen, weiß der Besucherguide zu berichten. Dann ist hier der größte Trubel. Den werden die 14 Alumni nicht mehr erleben: Schon um 0:30 Uhr ist die dreistündige Besuchertour zu Ende. Es war die erste von insgesamt drei Touren, die in dieser Nacht angeboten werden.
Organisatorin Susanne Benko ist mehr als zufrieden: „Eine Nachtwanderung, die sich gelohnt hat: Heute haben wir nicht nur ein beeindruckendes Unternehmen im Betrieb erlebt, sondern auch sehr sympathische und unterschiedliche Alumni aus dem Netzwerk kennengelernt. Ein eindrucksvoller Ausflug zu ungewohnter Zeit, der zeigt, wie international Leipzig ist.“
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