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Prof. Dr. Sebastian Rödl ist seit Beginn dieses Jahres Leiter des Leibniz-Programms der Universität Leipzig. Im Interview spricht Rödl, der Leiter des Instituts für Philosophie der Universität ist, über seine Vorhaben in den kommenden drei Semestern, die Bedeutung der Leibniz-Professuren, die Alma Mater als Forschungsuniversität und über die Zusammenarbeit mit der Research Academy und dem LeipzigLab.

Welche Pläne haben Sie als neuer Leiter des Leibniz-Programms?

Was ich mir als Leiter des Leibniz-Programms vorgenommen habe, ergibt sich daraus, wie ich das Leibniz-Programm verstehe. Um mein Verständnis des Programms zu erläutern, muss ich kurz ausholen. Die Universität Leipzig ist eine Forschungsuniversität. Das zeigt sich zum einen in der hervorragenden Forschung vieler einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler; zum zweiten zeigt es sich in den an der Universität angesiedelten großen Verbundforschungsprojekten. Eine dritte Weise, in der die Universität Leipzig ihren Anspruch, Forschungsuniversität zu sein, einlöst, ist in Einrichtungen, die einerseits über einzelne Forschende, Institute und Fakultäten hinausgreifen, indem sie der Universität insgesamt angehören, und die andererseits keine zeitlich und inhaltlich begrenzten Projekte bearbeiten. In diesen Einrichtungen zeigt sich die Universität als universaler Zusammenhang der Forschung. An der Universität Leipzig gibt es mehrere in diesem Sinn universale Einrichtungen: die Research Academy, das Leibniz-Programm mit Leibniz-Professur, den Programmen Mobility und Chance und das LeipzigLab.

Da die genannten Einrichtungen diese einheitliche Aufgabe haben, können sie, meine ich, dadurch gestärkt werden, dass sie ihre Arbeit verzahnen. Sie sollen nicht ineinander verschmelzen, denn es sind unterschiedliche Bereiche, in denen sie wirken: die Research Academy Leipzig in der Entwicklung der überfachlichen und interdisziplinären Kompetenzen der Promovierenden, Leibniz-Mobility in der Internationalisierung und wissenschaftlichen Vernetzung von Postdocs, das LeipzigLab in der freien Erkundung neuer interdisziplinärer Felder.  Ich möchte deshalb versuchen, das Leibniz-Programm dadurch noch wirksamer zu machen, dass ich es zusammen mit denen, die die Research Academy Leipzig und das LeipzigLab leiten, auf diese gemeinsame Aufgabe ausrichte. Die Voraussetzungen dafür sind sehr gut, nicht zuletzt dadurch, dass – stimmigerweise – alle diese Unternehmungen in der Villa Tillmanns schon einmal räumlich vereint sind. Eine zentrale Aufgabe, die alle drei Einrichtungen angeht, ist es dabei, die Stärkung bestehender Schwerpunkte auszubalancieren mit dem Erhalt der Fähigkeit zur Erneuerung.

Was macht das Leibniz-Programm aus?

Einerseits ist das Leibniz-Programm ein Instrument, große Verbundanträge, die immer einen strukturellen Beitrag der Universität nachweisen müssen, zu fördern, und das in allen Phasen der Entwicklung solcher Anträge. Andererseits kann sich das Leibniz-Programm darin nicht erschöpfen. Wie die sehr erfolgreiche Leiterin eines Sonderforschungsbereiches sagte: "Nach dem Antrag ist vor dem Antrag." Das ist weit zu verstehen: Nach dem Antrag ist vor demjenigen Antrag, den ich noch nicht kenne und von dem ich noch nichts weiß. Deshalb muss das Leibniz-Programm allen dienen, die ihre Forschung durch internationale Arbeitszusammenhänge vorantreiben und in neue Gebiete vorstoßen wollen. Es ist also zu wünschen und im Sinne des Leibniz-Programms, wenn alle Fakultäten und Institute der Universität die Möglichkeiten dieses Programms zu nutzen suchen.

Welche Voraussetzungen muss ein Leibniz-Professor erfüllen?

Die semesterweise besetzte Leibniz-Professur wird seit 1994 an renommierte internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben. Sie gehört zu den höchsten Auszeichnungen unserer Universität. Eine Leibniz-Professorin, ein Leibniz-Professor stärkt bestehende internationale Forschungskooperationen und gibt wissenschaftliche Impulse, die hiesige Forschungsprofile erweitern. Sie tun das während ihres Aufenthalts. Idealerweise aber hat die Professur eine darüber hinausgehende Wirkung. Die Leibniz-Professorin, der Leibniz-Professor nämlich arbeitet mit in verschiedenen Formaten des Master- und des Promotionsstudiums: in Masterseminaren, Graduiertenkursen, Sommerschulen, Workshops mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Dadurch entsteht im idealen Fall ein dauerhaftes Netzwerk, das auch jüngere Forschende einschließt, aus Leipzig wie der Heimatuniversität der Leibniz-Professorin oder des Leibniz-Professors.

Die Postdocs sind die bedeutendste innovative Kraft in der wissenschaftlichen Arbeit. Ihnen Ressourcen und Raum für ihre eigene Entwicklung zu geben, ist sicher überall eines der besten Mittel, hervorragende Forschung entstehen zu lassen. Mit dem Programm Mobility können Postdocs selbständig ihr wissenschaftliches Netzwerk und damit ihre fachliche Profilierung entwickeln. Das Programm stellt Forschenden bis zu drei Jahren nach der Promotion Reisekostenzuschüsse für die aktive Teilnahme an Konferenzen zur Verfügung. Fortgeschrittene Postdocs können Reisemittel für sich oder für Gäste beantragen, die sie nach Leipzig einladen. Ich möchte mit unseren Möglichkeiten verschiedenste Initiativen wie eigene Workshops und Konferenzen unterstützen und stehe dabei neuen Vorschlägen und Formaten – künftig auch digital – offen gegenüber.

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