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Felix und Johanna studieren Jura an der Universität Leipzig. Und als wäre das nicht schon herausfordernd genug, bringen sie sich neben ihrem Studium in das Legal Lab „Jura und Journalismus“ ein. Zusammen mit anderen Kommiliton:innen und unter der Anleitung von Uni-Strafrechtlerin Prof. Dr. Elisa Hoven produzieren sie einen Podcast und schreiben Kolumnen. Dabei verfolgen sie ein Ziel: Strafrecht und Jura für Laien verständlich erklären und so ein Stück weit das Vertrauen in das Recht und die Justiz stärken. Wir haben den beiden bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut.

Beim Schreiben seiner ersten Kolumne für die Leipziger Volkszeitung war Felix Reimann noch sehr nervös. Kein Wunder, denn der 20-jährige Jura-Student hatte zwar schon immer ein Faible für Journalismus und das Schreiben. Doch wie sollten komplizierte juristische Sachverhalte so knapp und zugleich verständlich formuliert werden, dass sie als Beitrag in der Zeitung erscheinen können? „Wir haben uns in der Kolumne mit der Frage beschäftigt, unter welchen Voraussetzungen ein Mordprozess wieder aufgenommen werden darf. Nach dem ersten Textentwurf gab es noch viele Verbesserungsvorschläge aus dem Team“, erinnert sich Felix Reimann. Johanna Deml arbeitete zusammen mit ihm an dem Text. Sie ist 23 Jahre und studiert im 6. Semester Jura an der Universität Leipzig. „Wir hatten alles noch viel zu juristisch formuliert. Im Studium haben wir einen gewissen juristischen Schreibstil erlernt und mittlerweile verinnerlicht. Aber für die Kolumne mussten wir plötzlich allgemein verständlich schreiben, sodass es auch juristische Laien verstehen“, erklärt die Studentin. Das hat am Ende auch gut geklappt: Nach einigen Nachbesserungen ist die Kolumne der beiden am 19. Oktober 2021 in der Leipziger Volkszeitung erschienen.

Wissenschaftskommunikation lernen sie schon im Studium
Johanna und Felix sind seit Sommer 2021 Teil des Legal Labs „Jura und Journalismus“ an der Juristenfakultät. Ins Leben gerufen hat das Projekt die Professorin für Strafrecht Elisa Hoven. Sie will im Lab angehende Jurist:innen darin ausbilden, rechtswissenschaftliche Erkenntnisse gegenüber der Öffent­lichkeit verständlich zu kommunizieren. So bringt sie die Wissenschaftskommunikation schon ihren Studierenden näher. Das sei gerade auf diesem Gebiet besonders wichtig: „Das Strafrecht ist für die Wahrnehmung von Recht und Justiz in der Öffentlichkeit von entscheidender Bedeutung. Wenn Bürgerinnen und Bürger den Eindruck gewinnen, dass Straftaten zunehmen und dass sie von den Gerichten nicht angemessen geahndet wer­den, besteht die Gefahr eines Vertrauensverlustes in die Rechtsordnung und den Staat. In der Folge kann es zu einer Schwächung unserer Demokratie kommen“, so Hoven. Also erklären sie und ihr Team juristische Zusammenhänge, Urteile und die aktuelle Rechtsprechung verständlich und anschaulich.

Studierende produzieren Podcast und schreiben Kolumnen
Etwa 20 Studierende treffen sich regelmäßig in Redaktionskonferenzen, besprechen Themen, vergeben Rechercheaufgaben und bringen sich auf den neuesten Stand. In kleinen Gruppen schreiben einige von ihnen jeden Monat die Kolumne „Recht so“ für die Leipziger Volkszeitung. Leser:innen können Fragen zu Urteilen und anderen juristischen Sachverhalten einreichen und die Studierenden geben in der Kolumne die Antwort. Seit Oktober 2021 produziert das Lab auch einen eigenen Podcast: „Jetzt erst Recht – Der Podcast für Kriminalpolitik und Strafrecht“. Darin greifen die Studierenden aktuelle und spannende Themen rund um Strafrecht und Kriminalpolitik auf und beleuchten sie in Gesprächen mit Vertreter:innen aus Justiz, Medien, Medizin und Wirtschaft aus unterschiedlichen Perspektiven. Sollte Alkoholkonsum während der Schwangerschaft strafbar sein? Wie sollen wir als Gesellschaft mit Menschen mit einer pädophilen Neigung oder Störung umgehen und machen sich selbst ernannte „Pedo Hunters“ auch strafbar? Das sind nur einige Themen des Podcasts, für den auch Johanna und Felix recherchieren und Interviews führen. „Für die Vorbereitung und Produktion des Podcasts benötigen wir etwa sechs Wochen, für die Kolumne so um die zwei Wochen“, bemisst Felix den Arbeitsaufwand. Doch die Arbeit im Team mache sehr großen Spaß, die Hierarchien sind flach. „Wir haben einen sehr großen Gestaltungsspielraum, Frau Professorin Hoven und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Frau Barth lassen uns viel ausprobieren“, ergänzt Johanna.

Komplexe Themen für Nicht-Jurist:innen aufbereiten
Und was nehmen die beiden Studierenden für sich und ihr Studium aus der Arbeit im Legal Lab mit? „Mir machen die Interviews großen Spaß, denn da sprechen wir mit sehr spannenden Menschen, auf die wir außerhalb des Legal Labs nicht treffen würden. Es ist auch toll den ganzen Prozess mitzuerleben – von der Recherche bis hin zur Aufnahme des Podcasts“, erzählt Johanna. Sie und Felix lernen mit jedem Podcast und jeder Kolumne ein Stück mehr, wie wichtig die Vermittlung von Wissenschaft an ein breites Publikum ist. „In fast jeder alltäglichen Situation spielt das Recht eine Rolle. Jeder sollte sich damit auseinandersetzen. Und wir können dabei helfen, indem wir die Zusammenhänge verständlich und transparent zu kommunizieren. Und je früher wir das lernen, umso leichter fällt es uns später im Berufsalltag“, ergänzt Felix. Wo es die beiden nach ihrem Studium hin verschlagen wird, wissen sie noch nicht genau – vielleicht in den Staatsdienst, vielleicht ins Strafrecht oder doch in den Journalismus? Eins können die beiden dann auf jeden Fall: verständlich formulieren und Menschen für Recht und Wissenschaft begeistern.

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