Zur Begrüßung erhielt die Rektorin erst einmal zwei schöne Herbststräuße – den einen vom Dekan der Veterinärmedizinischen Fakultät, Prof. Dr. Dr. Thomas Vahlenkamp, den anderen von Dr. Robert Benjamin Biskop im Namen der Universitätsgesellschaft. Etwas später konnte sich Schücking auch noch über zwei Ramblerrosen-Pflanzen freuen – ein Geschenk der Stabsstelle Universitätskommunikation (SUK). Dafür musste sie allerdings selbst Hand anlegen und das Loch für die rosa blühende Pracht mit dem Spaten ausheben. „Man muss den Boden unter der Rose lockern. Dann wächst sie besser“, ließ sie die Zuschauer:innen während der Gartenarbeit wissen.
Doch nicht Blumen, sondern die Forschung standen an diesem Nachmittag im Oberholz im Mittelpunkt. Konkret ging es um eine sich anbahnende Zusammenarbeit von Forschenden der Veterinärmedizinischen Fakultät und anderer Fakultäten der Universität mit Kolleg:innen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA) in Leipzig. Dessen geschäftsführender Direktor Prof. Dr. Daniel Haun, der selbst zuvor mehrere Jahre an der Universität Leipzig tätig war, brachte das Schweine-Thema aufs Tapet.
Schweine schließen Freundschaften
Gemeinsam mit Forschenden der Universität möchte er auch mit Blick auf das Tierwohl die kognitiven Fähigkeiten der Nutztiere auf dem Gut analysieren – durch Beobachtungen unter anderem mit Kameras herausfinden, wie sich beispielsweise die oft zu Unrecht als „dumme Schweine“ gescholtenen Tiere untereinander verhalten. „Sie können komplexe soziale Beziehungen zueinander aufbauen. Schweine sind hochselektive Allesfresser und wahrscheinlich hochintelligente Tiere“, erklärte Haun. Die Anwesenden erfuhren, dass Schweine sogar Freundschaften zu Artgenossen aufbauen, auf sie achten, weniger Futterneid entwickeln und deren Nähe suchen. Da dieses Gebiet jedoch ungenügend erforscht ist, soll es dazu bald Studien im LFG Oberholz geben. Die Idee dazu entstand eher zufällig im vergangenen Herbst bei einem Gespräch zwischen Forschenden beider Einrichtungen am Essenstisch im MPI.
Neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen könnte die angehende Kooperation dazu beitragen, das Image von Nutztieren – vor allem von Schweinen - in unserer Gesellschaft zu verbessern. Immerhin ist es, wie Haun sagte, erstaunlich, dass auf der Kostenliste der Geldstrafen für Beleidigungen im Straßenverkehr „dumme Sau“ mit 2.500 Euro ganz oben steht. Wer jemand anderen als „blöde Kuh“ diffamiert, zahlt dagegen nur 300 Euro.
Johannes Kauffold: „Grandioser Forschungsansatz“
Beim Forschungsthema Schweine sattelfest ist auch Prof. Dr. Johannes Kauffold von der Klinik für Klauentiere der Veterinärmedizinischen Fakultät. Er berichtete Interessantes aus der Zucht der Tiere und war überzeugt davon, dass sich ein gesteigertes Wohlbefinden von Schweinen nicht nur positiv auf deren Sozialverhalten, sondern auch auf deren Gesundheit auswirkt. „Ich finde diesen Forschungsansatz grandios“, freute er sich. Seine Kollegin Prof. Dr. Katja Liebal vom Institut für Biologie berichtete von der Idee, das LFG Oberholz als Exkursionsort für Lehramtsstudierende des Fachs Biologie zu etablieren, damit die angehenden Lehrkräfte auch mit Hilfe der Kameraaufnahmen Verhaltensforschung direkt an den Tieren betreiben können. Auch Projekte, in denen Kinder und Jugendliche auf dem Gut selbst als junge Forschende agieren und so ganz nebenbei ihre Haltung zu Nutztieren verändern können, seien für sie denkbar. „Das Gut bietet so viele Möglichkeiten“, sagte Liebal.
Wie vielfältig diese sind, erfuhren die Gäste beim anschließenden Rundgang mit Gutsleiterin Karin Heinichen. Sie zeigte ihnen den neuen Multifunktionsstall und berichtete unter anderem von der Milchgewinnung und regionalen Vermarktung der Produkte. „Wir sind ein voll funktionierender landwirtschaftlicher Betrieb von der Besamung bis hin zur Vermarktung. Diese ökologische Kreislaufwirtschaft möchten wir gern Studierenden und Auszubildenden näherbringen, denn den gibt es kaum noch“, betonte Heinichen, die das LFG seit einem halben Jahr leitet.
Bei dem Rundgang besuchte sie gemeinsam mit der Rektorin sowie den anderen Rektoratsmitgliedern und Gästen nicht nur die an dem Tag im Fokus stehenden Schweine, sondern auch Kühe, Pferde und Schafe. Dabei erinnerte sich Beate Schücking an Anekdoten aus ihrer Kindheit im Forsthaus – eine Tatsache die sie übrigens mit Daniel Haun verbindet, der ebenfalls aus einer Försterfamilie stammt. Am Ende des Nachmittags resümierte die Rektorin: „Mir hat es Spaß gemacht. Viele von uns haben heute etwas dazugelernt.“
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