Was haben Sie studiert – und wo?
Ich habe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) die Fächer Physik und Mathematik für das Lehramt an Gymnasien studiert. Am Ende des Studiums stand die Erste Staatsprüfung, die zur Aufnahme des Vorbereitungsdiensts qualifiziert. Aber damals war schon klar, dass mein Weg vorerst nicht an die Schule führen würde.
Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?
Ich habe im Anschluss an das Studium die Arbeit an einem Promotionsprojekt an der Professur für Didaktik der Physik der FAU aufgenommen; zuerst gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, später dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei meinem Mentor Prof. Dr. Jan-Peter Meyn. Nach meiner Promotion (2020), konnte ich als Akademischer Rat in Erlangen bleiben und an meiner wissenschaftlichen Weiterqualifikation arbeiten. Parallel habe ich in den vergangenen Jahren an verschiedenen Gymnasien in und um Nürnberg als Lehrer gearbeitet.
Die Zeit in Erlangen wurde durch einen kurzen Abstecher nach Leipzig unterbrochen, wo ich im Wintersemester 2022/23 schon einmal die Professur vertreten habe, die ich jetzt innehabe. In dieser Zeit habe ich eine enge Verbindung zu dieser tollen Stadt und unserer Universität aufgebaut und viele beeindruckende Menschen kennengelernt, mit denen ich heute tagtäglich zusammenarbeiten darf!
Zurück in Erlangen habe ich meine Habilitation abgeschlossen und zuletzt dann Rufe an die TU Dresden und die Universität Koblenz abgelehnt, um dem Ruf an die Universität Leipzig zu folgen und wieder an unsere Alma mater Lipsiensis zurückzukehren. Und jetzt bin ich echt stolz, endlich so richtig hier und „Leipziger“ zu sein!
Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?
In seiner bekannten Didactica magna schreibt Comenius im 17. Jahrhundert: „Liebe Leser, seid gegrüßt! Didaktik heißt Lehrkunst.“ Und wie Kunst, nicht pauschal schön oder richtig ist, so ist auch Unterricht (im Fach Physik, aber auch ganz allgemein) nicht für alle Lernenden gleichermaßen nützlich – immerhin ist Lernen ein individueller Konstruktionsprozess. Klar ist aber auch: Kunst kann man professionell oder nicht professionell betreiben – und so kann man auch Physikunterricht oder -lehre mehr oder weniger professionell gestalten. Und die Physikdidaktik als Wissenschaftsdisziplin untersucht nun eben, was professionellen Physikunterricht ausmacht. Das heißt wir fragen, unter welchen Bedingungen besonders gut Physik gelernt wird, welche fachspezifischen Schwierigkeiten Lernende beim Physiklernen haben oder wie ausgehend von einem konkreten Fachinhalt eine Sachstruktur für den Unterricht bzw. für die Lehre abgeleitet werden kann. Übrigens sind Schülerinnen und Schüler zwar oft unsere primäre Zielgruppe, aber wir untersuchen das Physiklernen auch in der Hochschule oder in informellen Settings. Unsere Forschung ist also sehr vielseitig – bezüglich der Zielgruppen (Schülerinnen und Schüler, Studierende, …), der Bezugsdisziplinen (Physik, Pädagogik, Psychologie, …), der Lernorte (Schule, Hochschule, außerschulische Lernorte, …), der Stakeholder (Lehrkräfte, Schulleiter, Landesamt für Schule und Bildung, Ministerium, …) oder der Forschungsmethoden – und das fasziniert mich an der Physikdidaktik.
An meiner Professur stehen dabei thematisch konkret
- das Lehren und Lernen moderner Physik (vor allem Quantenphysik und Astronomie) in Schule und Hochschule,
- der Einsatz digitaler Medien in der Physiklehre (vor allem Lehren mit und über Künstliche Intelligenz) und
- die Entwicklung und Evaluation innovativer Konzepte für Physikunterricht und Lehrkräftebildung
im Vordergrund.
Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?
Ein zentraler Schwerpunkt meiner Arbeiten lag bislang auf dem Lehren und Lernen von Quantenphysik. Wir wollen für dieses Gebiet, in dem die Anschauung ja versagt, verstehen, wie wir Lernprozesse genau beschreiben und dann zielgerichtet fördern können. Unsere Erkenntnisse tragen dabei aber auch über die Quantenphysik hinaus zu unserem Verständnis darüber bei, wie abstrakte Konzepte (innerhalb aber auch außerhalb der Physik) gelernt werden bzw. in der Lehre gut zugänglich gemacht werden können.
Inhaltlich wollen wir dazu beitragen, die Konzepte der Quantenphysik für Lernende (schon an Schulen!) erfahrbar zu machen. Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass die Quantentechnologien der zweiten Generation anders wie leider so häufig, für Lernende nicht mystisch erscheinen (Stichwort „Quantenheilung“ und so etwas). Immerhin besitzen die Quantentechnologien disruptives Potential, wenn wir etwa daran denken, dass mittels Quantencomputing das Lösen von Problemen möglich werden könnte, die mit herkömmlicher Digitaltechnik gar nicht (oder nur mit viel Aufwand) lösbar sind – und das sollten wir auch vermitteln.
Dazu finden mein Team und ich hier in Leipzig an der Fakultät für Physik und Erdsystemwissenschaften hervorragende Bedingungen vor. Übrigens ist es eine große Ehre an einer Fakultät tätig sein zu dürfen, an der bereits Gründungsväter der Quantenphysik, wie beispielsweise Heisenberg, gewirkt haben.
Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?
Die Vorbereitung angehender Physiklehrkräfte auf die Herausforderungen des Unterrichtsalltags erfordert aus meiner Sicht die Vermittlung umfassender physikdidaktischer Grundlagen in enger Verzahnung mit einer hochwertigen fachwissenschaftlichen Ausbildung im Fach Physik. Sie wird bereichert durch ein Lernen, das auf die Reflexion von Erlebtem ausgerichtet ist; im besten Fall mit direktem Bezug zur Unterrichtspraxis und ihren Anforderungen. An meiner Professur bilden wir Studierende nach diesen Grundsätzen aus. Dabei liegen die inhaltlichen Lehrschwerpunkte auf der Planung und Durchführung von Experimenten im Physikunterricht sowie auf dem fachspezifischen Einsatz digitaler Tools in der Lehre. Dazu richten wir gerade das digitale Lehr-Lernlabor DigiSpace ein.
Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“
…schon längst mehr als nur wissenschaftliche Heimat. Ich habe hier schon so viele sehr gute Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen – dafür bin ich unfassbar dankbar!
Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?
Wissenschaftlich drücke ich uns die Daumen für einen Durchbruch beim Quantencomputing. Ich bin gespannt, welche der möglichen Plattformen das Rennen macht. Ansonsten wünsche ich mir die Erkenntnis (auch und gerade auf Seiten der Politik), dass es sich lohnt, noch mehr in Bildung zu investieren. Unsere Kinder und Jugendlichen haben es verdient, dass wir ihnen das bestmögliche Bildungsangebot machen – entlang der gesamten Bildungskette und über mein Fach hinaus natürlich. Ich bin hochmotiviert, die (Lehrkräfte-)Bildung von morgen mitzugestalten und freue mich sehr auf engen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sowie der Universitätsleitung hier vor Ort.
Welche Hobbys haben Sie?
Ich bin gerne mit meinen Kindern und meiner Frau unterwegs, und treibe gerne Sport. Bedauerlicherweise gehe ich aber auch gerne essen. ;-)
Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?
„Ein jegliches hat seine Zeit...“ – Ich finde diese Worte geben einem die Gelassenheit, die ich mir auch als Vater zu eigen gemacht habe – jedenfalls bin ich stets bemüht darum.
Verraten Sie uns bitte noch wann und wo Sie geboren sind?
Ich bin 1995 im wunderschönen Nürnberg geboren.
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