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In der am schnellsten wachsenden Großstadt Deutschlands, in Leipzig, hat Prof. Dr. Melanie Krause ein spannendes Objekt für ihre Forschungen gefunden. Die Professorin für Nachhaltige Immobilien- und Stadtentwicklung an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät geht stadtökonomischen Fragen auf den Grund, etwa nach den Treibern von Einkommensungleichheit oder einem effizienten Abfallmanagement. In ihrer Lehre legt sie großen Wert darauf, dass ihre Studierenden die selbstständige Datenarbeit erlernen.

Was haben Sie studiert – und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?

Nach dem Grundstudium der Volkswirtschaftslehre in Bonn habe ich ein Masterstudium der  internationalen Wirtschaftswissenschaften in London, Madrid und Paris absolviert. Mich haben schon immer andere Länder, Sprachen und Kulturen interessiert, so dass ich in diesen drei europäischen Metropolen einmalige Eindrücke sammeln konnte. Zurück in Deutschland habe ich dann im Rahmen des Ph.D. in Economics Programms an der Goethe-Universität Frankfurt promoviert. Anschließend habe ich sieben Jahre lang als Juniorprofessorin in Hamburg gearbeitet und gelebt. Über den Ruf an die Universität Leipzig habe ich mich sehr gefreut und bin nun gemeinsam mit meiner Familie hierher gezogen. Wir haben uns gleich wohl gefühlt. Und als die am schnellsten wachsende Großstadt Deutschlands stellt Leipzig gleichzeitig ein spannendes Objekt für meine Forschung in der Stadtökonomie dar.

Wo liegen Ihre Forschungsinteressen – und was fasziniert Sie daran?

Ich bin Ökonomin und habe mich auf urbane und regionale Entwicklung spezialisiert. Aus ökonomischer Sicht sind Städte hochinteressante Systeme, da die Dichte von vielen Menschen und Unternehmen an einem Ort positive Agglomerationseffekte mit sich bringt, aber auch viele Herausforderungen. Konkrete Forschungsthemen sind unter anderem die Treiber von Einkommensungleichheit innerhalb von Städten und die Nachfrage nach verschiedenen Arten des Wohnraums: Eigentums- oder Mietwohnungen, Alt- oder Neubau. Für eine nachhaltige Stadtentwicklung haben außerdem die Frage nach sauberer Luft, urbanen Grünflächen und nach einem effizienten Abfallmanagement an Bedeutung gewonnen.

Anhand von Satellitendaten nächtlicher Lichter kann man das Wachstum und die Struktur von Städten in Entwicklungsländern besser messen als mit teils schwer verfügbaren administrativen Daten.

Ein großer Vorteil für die Forschung ist die wachsende Verfügbarkeit an urbanen Daten, sowohl innerhalb einzelner Städte als auch weltweit. Anhand von Satellitendaten nächtlicher Lichter kann man das Wachstum und die Struktur von Städten in Entwicklungsländern besser messen als mit teils schwer verfügbaren administrativen Daten. So analysieren meine Co‑Autor:innen und ich in einer aktuellen Veröffentlichung die Zusammenhänge von Stadtstruktur und CO2-Emissionen für Städte weltweit.
Besonders faszinierend finde ich an meinem Forschungsgebiet der Stadtökonomie die globale und lokale Relevanz. Weltweit lebt inzwischen mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Städten, gleichzeitig begegnen uns Themen wie nachhaltige Infrastruktur und Wohnraum auch jeden Tag in unserem Alltag.

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

In der Lehre lege ich Wert auf eine gute Kombination aus Theorie und Praxis. Die Studierenden sollen wirtschaftswissenschaftliche Modelle und Methoden kennenlernen, die Annahmen dahinter diskutieren und mit empirischen Erkenntnissen in Einklang bringen. Besonders wichtig ist es mir dabei, die Studierenden zur eigenen Datenarbeit anzuleiten. Daten zu sammeln, zu verarbeiten, mit modernen statistischen Methoden auszuwerten und daraus relevante Rückschlüsse zu ziehen, sind Kompetenzen, die heutzutage immer wichtiger werden und in zahlreichen Berufsfeldern gefragt sind. In vielen meiner Lehrveranstaltungen enthält die Prüfungsleistung somit eine projektbasierte Gruppenarbeit. Beispielsweise wenden die Studierenden in meiner Master-Veranstaltung „Big Data and Smart Cities“ Methoden des maschinellen Lernens an, um Immobilienpreise basierend auf Merkmalen des Stadtviertels oder die Nutzung von Leihfahrrädern basierend auf Wetterdaten vorherzusagen.

Daten zu sammeln, zu verarbeiten, mit modernen statistischen Methoden auszuwerten und daraus relevante Rückschlüsse zu ziehen, sind Kompetenzen, die heutzutage immer wichtiger werden und in zahlreichen Berufsfeldern gefragt sind.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich …

... ein Ort der Vielfalt, der eine lange Wissenstradition mit Forschung für die Zukunft verbindet.“

Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Wenn Fortschritte bei der Erforschung der Kernfusion dafür sorgen, dass sich die Energieprobleme der Welt lösen oder abmildern, wäre sicherlich einiges gewonnen. Auch von Durchbrüchen in der Krebsforschung würden Millionen Menschen profitieren. Aber vielleicht wäre auf gesellschaftlicher Ebene ein ebenso wichtiger Erkenntnisgewinn, dass Zusammenhalt statt Spaltung essenziell ist, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

„Life is a Journey, not a Destination“ erinnert mich stets daran, dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt und man sich immer weiter entwickeln kann. Und auch in schwierigen Phasen versuche ich, nicht aufzugeben, sondern mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.

Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?

1984 in Bonn. Das war damals noch Bundeshauptstadt – lang ist’s her.

Vielen Dank für das Gespräch!

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