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Das Zusammenspiel zwischen körperlicher Aktivität und Ernährung fasziniert Juliane Heydenreich. In ihrer Forschung befasst sich die zum 1. Oktober 2023 neuberufene Professorin der Sportwissenschaftlichen Fakultät insbesondere mit den Herausforderungen bei der Ernährung von Spitzensportler:innen. Ihre Professur für Experimentelle Sporternährung ist neu an der Universität Leipzig. Damit nimmt die Alma mater deutschlandweit eine Vorreiterrolle ein. Im Interview berichtet Prof. Dr. Heydenreich unter anderem über ihr Forschungsprojekt, die Entwicklung eines (digitalen) Ernährungsprotokolls für Sportler:innen, und ihr Ziel, die Sporternährung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in Deutschland zu verankern.

Was haben Sie studiert – und wo?

Ich habe Diplom Sportwissenschaften (Universität Potsdam) sowie M.Sc. Nutrition and Biomedicine (TU München) studiert.

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?
Nach meinem Masterabschluss habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schweizer Bundesamt für Sport gearbeitet und an der Universität Lausanne promoviert. Von 2021 bis 2023 war ich dann Juniorprofessorin für Sport und Ernährung an der JGU Mainz.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?

Mich fasziniert das Zusammenspiel zwischen körperlicher Aktivität und Ernährung. Insbesondere die Herausforderungen in der Ernährung bei Spitzensportler:innen, die häufig ein „Zeit-Mengen-Problem“ haben; das heißt: zwischen den täglichen Trainingseinheiten zu wenig Zeit, um Nahrung zuzubereiten, zu konsumieren und zu verdauen. Ich möchte Sportler:innen mit meiner Forschung dabei unterstützen, sich bedarfsgerecht zu ernähren und zudem aufzeigen, welches gesundheits- und leistungsförderliches Potential in einer gesunden und bedarfsdeckenden Ernährung steckt.

Ihre Professur wurde an der Uni Leipzig neu eingerichtet. Was genau bedeutet „Experimentelle Sporternährung“ und warum ist dieses Forschungsgebiet so bedeutsam?

International gesehen ist die Sporternährung bereits in vielen Ländern eine etablierte Disziplin in der Sportwissenschaft. In Deutschland war das (bisher) nicht so. Insofern hat die Universität Leipzig eine große Vorreiterrolle inne und ich hoffe sehr, dass ich es mit dieser Professur schaffe, diese Disziplin in Deutschland mehr zu etablieren. Denn eine gesunde Ernährung ist, neben vielen anderen wichtigen Bausteinen wie zum Beispiel Training, Schlaf und Psyche, ein entscheidender Schlüssel für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Sportler:innen. Doch leider gibt es noch immensen Forschungsbedarf, insbesondere was die Ernährung für Sportlerinnen angeht. Bisher nutzte man einfach die (für Männer entwickelten) etablierten Empfehlungen. Es ist aber unklar, inwieweit diese auf Frauen übertragbar sind.

Wie wichtig ist eine gesunde Ernährung für Sie persönlich?

Neben einer gesunden Ernährung spielen auch Nachhaltigkeitsaspekte eine sehr große Rolle für mich. Fleisch und Wurst gibt es bei uns in der Familie nur in Ausnahmefällen und wir versuchen, regionale und saisonale Lebensmittel zu beziehen, die möglichst unverpackt sind. Zum Leidwesen meiner Kinder gibt es bei uns nur sehr selten „ungesunde“ Gerichte.

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?

Es gibt mehrere Ziele und Themen, die ich hier an der Uni Leipzig verfolgen möchte. Ganz akut möchten wir in einem Forschungsprojekt ein (digitales) Ernährungsprotokoll für Sportler:innen entwickeln und validieren, um die Energie- und Nährstoffzufuhr besser bestimmen zu können. Zudem soll im Rahmen des Projekts ein Screeningbogen für Sportärzt:innen entwickelt und systematisch eingesetzt werden, um Sportler:innen mit einem erhöhten Risiko für Essstörungen oder einer zu geringen Energiezufuhr im Rahmen der jährlichen Gesundheitsuntersuchungen zu identifizieren. Weiterhin arbeiten wir an einem Tool, das Sportler:innen aufzeigt, wie sie sich gesund und möglichst nachhaltig ernähren können.

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

In meinen Seminaren entwickle ich meist am Semesteranfang zusammen mit den Studierenden die thematischen Schwerpunkte, die behandelt werden sollen. „Dauerbrenner“ unter den Themen sind zum Beispiel Regenerations- und Wettkampfernährung, vegetarische Ernährung im Sport oder auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel wie Kreatin und Koffein. Manchmal sind es aber auch für mich „neue“ Themen, in die ich mich einlesen muss. Ich empfinde das aber als sehr positiv, weil man so gezwungen ist, „über den Tellerrand“ zu schauen und weiß, welche Themen die Studierenden gerade beschäftigen. Zudem möchte ich die Studierenden befähigen, sich auch kritisch mit Sporternährungsthemen und -produkten auseinanderzusetzen. Es gibt in diesem Bereich sehr viele Mythen und Unwahrheiten und auch eine Vielzahl von Sportnahrungs-Produkten, die sehr intensiv über digitale Medien beworben werden. Insbesondere in der Welt von (sporttreibenden) Jugendlichen und jungen Erwachsenen spielen Sportnahrung und Nahrungsergänzungsmittel eine extrem große Rolle. Wir schauen uns im Seminar beispielsweise ein paar dieser Produkte an und versuchen die Evidenz eines möglichen gesundheits- oder leistungsfördernden Effekts anhand der Fachliteratur zu beurteilen.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

…eine große Chance, die Sporternährung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in Deutschland aufzubauen und zu verankern.

Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Auf meinen Forschungsschwerpunkt bezogen würde ich mir wünschen, dass wir es schaffen, die Nahrungszufuhr im Alltag von Sportler:innen auf der einen Seite valide und zudem mit möglichst wenig Aufwand für die Sportler:innen und Auswerter:innen zu erfassen.

Welche Hobbys haben Sie?

Ich mag jede Art von Sport und gehe sehr gern Klettern oder Laufen.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

Wenn ich mich gerade in einer schwierigen Phase befinde, versuche ich, die Situation so gut wie möglich zu akzeptieren und den Blick nach vorne zu richten – es kann ja dann nur besser werden.

Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?

Ich bin am 30.10.1985 in Berlin geboren.

 

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